- Rating Agenturen: 2003 wird sich Abwärtstrend fortsetzen - Popeye, 17.12.2002, 10:50
Rating Agenturen: 2003 wird sich Abwärtstrend fortsetzen
-->Ratingagenturen: 2003 wird sich
Abwärtstrend fortsetzen
Talfahrt hat sich nur verlangsamt / Sorgen in den
Branchen Pharma und Telekom
ruh. FRANKFURT, 16. Dezember. Den europäischen
Unternehmen droht im kommenden Jahr eine weitere
Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen. Nach
Einschätzung der Ratingagenturen Moody's und Standard &
Poor's wird sich die Kreditqualität im Jahr 2003 voraussichtlich
weiter verschlechtern. Sollten die Agenturen mit dieser
Prognose richtigliegen, dürften sich die Finanzierungskosten
der Unternehmen bei der Aufnahme von Fremdkapital weiter
verschlechtern.
Im Jahr 2002 ist die Ausfallrate in Europa nach Zählung von S
& P auf ein Rekordhoch gestiegen. Es sei für das kommende
Jahr zwar mit einer verringerten Zahl von Herabstufungen und
Kreditausfällen zu rechnen. Dabei handele es sich allerdings
nicht um eine Erholung. Der negative Trend werde sich nur
verlangsamen. Im November sei bei 20 Prozent aller
Bonitätsnoten von Unternehmen der Ausblick negativ, bei nur 7
Prozent der Ratings sei der Ausblick positiv gewesen.
Auch Moody's geht für das Jahr 2003 von einem Abwärtstrend
aus. Wichtige Anleiheschuldner wie Deutsche Telekom, France
Télécom und Vivendi Universal seien zwar bemüht, ihre
Verschuldung zu reduzieren. Doch müsse sich erst zeigen, ob
die Entwicklung der Auftragslage und die
Verbrauchernachfrage die Unternehmen in die Lage versetzen,
ihre Pläne umzusetzen. Ein wichtiges Thema werde die
Liquidität bleiben, da die Banken nur geringe Neigung hätten,
risikoreiche Kredite zu vergeben. Vor diesem Hintergrund
müßten vor allem Unternehmen mit niedrigen Bonitätsnoten, die
die Rückzahlung fälliger Anleihen finanzieren müssen, mit
weiteren Herabstufungen rechnen. Die Wahrscheinlichkeit einer
negativen Ratingänderung sei in den Branchen Pharma und
Telekommunikation besonders hoch, gefolgt von den Sparten
Chemie, Einzelhandel, Automobil, Medien und Versorger.
Die Prognosen der Ratingagenturen klingen deutlich negativer
als noch zu Beginn dieses Jahres. Damals rechneten die
Fachleute damit, daß die Ausfallraten Mitte 2002 ihren
Höhepunkt erreichen würden. Für die Zeit danach hofften die
Agenturen auf eine leichte Verbesserung der Kreditqualität.
Statt dessen blieb der negative Trend bestehen. Besonders in
Westeuropa sank das Niveau. Die Zahl der Herabstufungen
überstieg die der Heraufstufungen um den Faktor 3,8.
Deutliche Verschlechterungen gab es zum Beispiel bei ABB,
Alcatel, Dyckerhoff, Vivendi und France Télécom. Der
schwedische Telekom-Netzausrüster Ericsson sackte in den
Bereich der besonders risikoreichen"junk bonds", der bei
Ratingnoten von"BB+" und"Ba1" beginnt.
26 europäische Unternehmen, deren Kreditwürdigkeit von den
Agenturen bewertet wurde, konnten im Jahr 2002 ihren
Schuldendienst nicht mehr verrichten. Davon waren Titel im
Nennwert von 51 Milliarden Euro betroffen. Im Vorjahr waren
es 14 Emittenten und Titel im Wert von 12 Milliarden Euro.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.12.2002, Nr. 293 / Seite 25

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