- DR MARC FABER - November Teil II - Toby0909, 18.12.2002, 14:22
- Herzlichen Dank für die Mühe!! (owT) - drooy, 18.12.2002, 14:55
- Auch meinerseits ein Dankeschön (owT) - Phoenix, 18.12.2002, 16:13
- SEHR LIEBEN DANK AN DICH!!! (owT) - patrick, 18.12.2002, 15:24
- GRAZIE!!! (owT) - leibovitz, 19.12.2002, 09:07
- Herzlichen Dank für die Mühe!! (owT) - drooy, 18.12.2002, 14:55
DR MARC FABER - November Teil II
-->So jetzt habe ich nochmal 5 Stunden übersetzt, damit euch der Lesestoff nicht ausgeht....
Viel Spass
Toby
(…)
Es gibt einen weiteren Punkt der mich optimistisch sein lässt. Als die ehemals kommunistischen und sozialistischen Länder Ende der 80er und Anfang der 90er begonnen haben sich zu öffnen, waren sie schlecht vorbereitet auf die Marktwirtschaft und einen Wettbewerb im Unternehmenssektor.
Diese sich verändernden Wirtschaften hatten nicht nur eine arme physische Infrastruktur, sondern auch einen Mangel an Insitutionen, die notwendig sind um den Kapitalismus zu bestehen. Man kann sich die Komplexität des Wandels von einer kommunistischen zu einer marktwirtschaftlichen Wirtschaft nur schwer vorstellen. Zum Beispiel gab es unter der Planwirtschaft der kommunistischen Systeme keine Besteuerung, weil die Arbeiter ein Nettogehalt bekamen und die Unternehmen dem Staat gehörten. Jetzt plötzlich sehen sich diese Wirtschaften mit der Marktwirtschaft konfrontiert, in der man Steuern einsammeln muss. Noch dazu war der Unternehmenssektor als die Wirtschaften begonnen haben sich zu öffnen komplett unvorbereitet für den internationalen Wettbewerb. Den Unternehmen mangelte es an Kapital, Management Know-How, Marketingstrategien, modernen Produktionstechiken und Vertriebskanälen. Die lokalen Unternehmen hatten quasi gar keinen Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten, weil die Banken entweder gar keine Kredite ausgaben oder die nur für staatseigene Unternehmen machten. Es ist nicht verwunderlich, dass westliche multi-nationale Konzerne, die sich in diese sich ändernden Wirtschaften wagten riesige Wettbewerbsvorteile hatten. Mit ihrer überlegenen Produktqualität, Marketingstrategien und einem fast unendlichen Zugang sich an den iinternationalen Kapitalmärkten zu finanzieren war es für sie einfach schnell 50 - 70 % Marktanteile für Ihre Produkte in den Märkten zu erwerben. Tatsächlich waren die 90er für Firmen wir Coca Cola, Gillette, Procter&Gamble, Unilever, Nestle, Nike, McDonalds, Kellogg, Starbucks usw. sehr positiv. Zusätzlich steig die Produktivität vieler multinationaler Unternehmen, weil „Outsourcing“ auf der Tagesordnung stand. Mit dem Schliessen von teuren, westlichen Produktionsstätten und dem outsourcen der Produktion in asiatische Länder konnten die Gewinnspannen enorm vergrößert werden. Aber in den folgenden Jahre sehe ich die Rache der Firmen, die in den emerging markets beheimatet sind kommen. In den 90ern lernten die lokalen Unternehmen von deren ausländischen Wettbewerbern wie man erfolgreich ein Geschäft führt. Seit dem viele ausländische Unternehmen mit ihnen joint ventures geschlossen haben, konnte viel Wissen und Herstellungstechnologie zu den lokalen Partnern transferiert werden. Durch diesen Prozess des Outsourcings akquirierten die lokalen Firmen alle nötigen Technologien um ihre eigene Produkte unter ihrem eigenen Markennamen herzustellen. Deswegen habe ich überhaupt keinen Zweifel daran, dass wir mit der Zeit mehr und mehr chinesische Firmen und andere Marken sehen werden, die Marktanteile in deren lokalen Märkten und auch in den Weltmärkten gewinnen werden und mit den heute etablierten Marken konkurrieren werden. Wer hat vor 30 Jahren etwas gehört von Marken wie Samsung, Kia Motors, Hyundai, Daewoo, Acer, Shu Uemura, Issei Myiaki, Yamatomo, Shiseido und Red Bull oder von Firmen wie Dr. Reddy, Wipro, Infosys,Reliance Industries, Taiwan Semiconductors, UMC, Sampoerna, Posco, Legend, Konka, Haier und Singapoe Airlines - um nur einige wenige zu nennen? Somit waren die 90er die Dekade der westlichen Unternehmen, aber ich denke, dass die nächsten 10 Jahre die Dekade der aufstrebenden und sehr machvollen lokalen Marken in den heimischen Emerging Markets sein werden und die Dekade des Aufstiegs der Chinesischen Marken im Weltmarkt. Bitte vergesst nicht, dass in den 50ern japanische Marken wie Sony, Panasonic, Honda und Toyota quasi unbekannt waren. Ab sofort wird das Leben für die Multinationalen schwer werden, ein Fakt der sich bereits in der armen Entwicklung der Aktienkurse der Multinationalen wieder spiegelt.
Es gibt einen weiteren Punkt, den es im Zusammenhang mit den Multinationalen zu bedenken gibt. Bis vor Kurzem waren Gebühren für Patente und Lizenzen fast nicht diskutiert. Aber mit dem Aufstieg der Anti-Globalisierungsbewegung sind die Patentgebühren erheblich unter Druck gekommen. - vor allem bei den pharmazeutischen Unternehmen deren Produkte in den verarmten Ländern in vielen Fällen nicht käuflich waren. Nach meiner Meinung wurde Pandoras Box jetzt geöffnet und wir werden mehr und mehr beobachten können, dass die aufstrebenden Länder entweder die Patente und Lizenzgebühren neu verhandeln oder sie einfach komplett missachten werden. Ich kann mir einfach überhaupt kein Szenario vorstellen unter dem die 2 Milliarden Chinesen und Inder ein paar hundert Dollar Gebühren für Microsoft und rund 50 Dollar für eine HP Durckerpatrone bezahlen werden, wenn das erste so einfach kopiert und das letztere auch für 1 Dollar hergestellt werden kann.
Es gibt einen weiteren Faktor, der meinen Optimismus für die asiatische Region und die aufstrebenden Märkte generell verstärkt. Da der feudalistische Kapitalismus auf den ich mich oben bezog (Anmerkung von Toby: diese paar Seiten habe ich nicht übersetzt), die Stärke der amerikanischen Wirtschaft in den 90ern verstärkte, litten die Emerging Markets unter massiver Kapitalflucht. Als Folge haben die Privatinvestoren und die Notenbanken ihre riesigen Konten hauptsächlich in den US Kapitalmärkten geparkt. Wenn - wie auch immer - die politische, soziale und ökonomische Transformation wie oben erläutert stattfindet, werden Konditionen für eine massive Rückführung der Guthaben von Übersee geschaffen und zu höherer Investmentaktivität führen und die lokalen Anlagewerte in die Höhe treiben. Konservativ würde ich schätzen, dass die Indonesier rund 100 Milliarden Dollar ausserhalb ihres Landes unterhalten. Argentinier halten mindestens 50 Mrd. Dollar auf Auslandskonten und die russischen Auslandvermögen sind ebenfalls sehr erheblich. Noch einmal, ich möchte den Leser daran erinnern, dass das Preislevel der asiatischen Länder in Folge der Asienkrise im Vergleich zu den industrialisierten Ländern extrem günstig wurde und somit eine Rückführung der ausländischen Guthaben sobald Sinn machen würde, sobald die Marktwirtschaft und das kapitalistische System mehr institutionalisiert werden. Zusätzlich möchte ich betonen wie ich im letzten Report herausgestellt habe, haben die internationalen Banken enthusiastische Kredite bis direkt zur Asienkrise gegeben haben und unmittelbar danach haben Sie ihre Ausleihungen um rund 50 % reduziert. Wie auch immer, ich habe keinen Zweifel daran, dass die Ausleihungen wieder an Fahrt gewinnen, wenn das Verhältnis von „asiatischen Risiko“ zu „sicheren Hafen“ in den USA sich verändert. Daher wird die Kombination von Rückführung der heimischen Investoren, eine Wiederaufnahme der Bank-Verleihungen und ein verbessertes Klima gegenüber asiatischen Schuldnern an den internationalen Finanzmärkten sicherlich zu sehr begünstigenden Liquiditätskonditionen in Asien führen wird.
Obwohl ich eine weitere Liste von Gründen anführen könnte, warum ich sehr optimistisch für die langfristigen Aussichten der asiatischen Region bin, wäre es egal, wie gründlich so eine Analyse sein würde, so wäre sie gleichsam oberflächlich, wegen der großen Komplexität der Themenbetrachtung und den riesigen sozialen und ökonomischen Unterschieden die es in Asien gibt. Wie kann man auch Asien generalisieren, wenn wir von gut-entwickelten Ländern wie Japan, Südkorea, Taiwan und Singapore und zugleich über schwer unterentwickelten Regionen wie er ländliche Sektor in Indien, China und all den anderen asiatischen Ländern? Oder wie können wir Asien generalisieren wenn wir über Länder wir Bangladesch mit einer Bevölkerung von 110 Mio. Leuten sprechen, dessen GDP kleiner ist als das von Singapore mit nur 3 Mio. Einwohnern? Wenn wir die sozialen und wirtschaftlichen Konditionen des heutigen Asiens mit denen von Westeuropa zu Beginn der industriellen Revolution vergleichen, so gab es in Westeuropa niemals solch massive Unterschiede in der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung wie wir sie heute in Asien vorfinden.
(…) (jetzt kommt wieder seitenweise ein Vergleich zu dem Thema)
Es ist klar, dass ein Handel zwischen zwei gleichen Regionen wie Deutschland und Frankreich eine limitierte makroökonomische Auswirkung hat. Wenn Deutschland 100.000 französische Autos importiert und Frankreich 100.000 deutsche Autos importiert, dann werden die Wachstumsraten nicht angehoben. Lediglich die Konsumentenbefriedigung wäre verbessert, wenn einige Deutsche verzweifelt wünschen ein französisches Auto zu fahren und umgedreht. Aber vergleichen Sie hierzu einen Handel in Asien zwischen Bangladesch und Japan. Japan produziert Güter, die nicht in Bangladesch produziert werden können und Bangladesch kann mit seinen extrem billigen Arbeitskosten arbeitsintensive Waren herstellen, deren Produktion in Japan total kostenuneffizient wäre. Somit kann Aussenhandel in dieser Instanz die Wachstumsraten beider Ländern steigern und den Lebensstandard erheblich vergrößern. Nun nehme man den ganzen asiatischen Wirtschaftsblock und bedenke was ein nahezu komplett freier Markt für die gesamte Region tun könnte. Mit der Zeit werden Handel und Investmentbewegungen in die Regionen und Sektoren führen, die einen Wettbewerbsvorteil bringen und die Wachstumsraten für die Region als ganzes anheben. In diesen Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass die ASEAN-Länder und China kürzlich der Eliminierung von Zöllen für eine große Anzahl von Gütern zugestimmt haben. Somit bin ich sehr sicher, dass in der Zukunft Asien wesentlich weniger von Exporten in westliche Länder abhängig sein wird - aufgrund ihrer eigenen wirtschaftlichen Entwicklung.
Das Wohlstandsungleichgewicht muss ebenfalls genannt werden.
Ich habe neulich geschrieben, dass die Einkommens- und Wohlstandsunterschiede nicht nur in Asien, sondern in der ganzen Welt bedacht werden müssen, weil Armut die Brutgrundlage für alle Arten von wirtschaftlichen und politischen Probleme sind - Terrorismus eingeschlossen. Die „Far Eastern Economic Review“ vom 07.November hatte auf dem Cover die Überschrift „China´s Zeitbombe - Die Städte verlieren das Rennen Arbeitsplätze zu schaffen und Stabilität zu gewähren“ (www.feer.com). Der Artikel stellt heraus, dass seit 1998 ca. 26 Mio. Arbeiter in China von staatseigenen Unternehmen vor die Tür gesetzt wurden, was - zusammen mit der Bevölkerungswanderung von den ländlichen Gebieten in die Städte einen geschätzte arme Bevölkerung von 37 Millionen Städtern geschaffen hat - oder rund 12 % der städtischen Bevölkerung. (Inoffiziell, aber gut geschätzt liegt die Arbeitslosigkeit in den Städten bei über 15 %). Nun, unter dem gegebenen Fakt, dass es nicht nur in China, sondern auch in Indien, Vietnam, Indonesien und fast allen anderen asiatischen Ländern riesige Reserven von unterbeschäftigten Landarbeitern gibt, ist es schwer zu sagen, ob die Löhne der ungelernten Arbeiter in diesen bevölkerungsreichen Ländern überhaupt jemals wesentlich steigen wird. Diese Konditionen lassen die städtische Bevölkerung arm bleiben - mit unausreichender Kaufkraft, was zu Unter-Konsum führt (das heisst, dass die Armen gerne konsumieren würden, aber sie haben nicht die Mittel dazu). Für eine Zeit in den 90ern, als die industrialisierten Länder Willens waren den weniger entwickelten Ländern Geld zu leihen und als die heimischen Kredite in phänomenalen Raten wuchsen, ist der Konsum stark angestiegen. Aber sobald der Kreditkreislauf sich abschwächte, ist der Konsum kollabiert und ist seitdem nur moderat gestiegen. Nun einmal angenommen das niedrige Lohnniveau der ungelernten Arbeiter ist das Hauptproblem (neben vielen anderen) - wozu führt das? Man könnte argumentieren, dass mit der Globalisierung die Löhne in den weniger entwickelten Ländern eine ansteigende Tendenz aufweisen könnten. Bedauerlicherweise ist das nicht der Fall. Nehmen wir zum Beispiel die modernen und hochproduktiven Produktionsmethoden, die nur einen sehr niedrigen Bedarf an Arbeitskräften erfordern. Die Größe und der Handlungsspielraum dieser Produktionsprozesse ermöglicht es modernen und effizienten Unternehmen Güter zu niedrigeren Preisen zu produzieren als die kleineren Firmen, die einen Mangel an notwendigen Finanzmitteln haben um die modernen Produktionsanlagen zu installieren. Ausserdem können diese finanzstarken Unternehmen auch Dumping betreiben um Marktanteile zu gewinnen oder die heimischen Wettbewerber zu eliminieren. Das können sich Unternehmen mit Niederlassungen in verschiedenen Ländern und Zugang zu den internationalen Finanzmärkten locker leisten. Solange ein multinationales Unternehmen Profite von anderen Ländern oder Regionen in einem großen Land erhält, ist es in der Lage den Verlust in einer Stadt oder in einem Land auszugleichen und kann die lokalen Wettbewerber in den Bankrott treiben. Später, wenn der heimische Wettbewerber mal eliminiert ist, können die Preise angehoben werden und zu einem wesentlichen Profit führen. Somit könnten Auslandsdirektinvestitionen in Form von Joint Ventures oder in Form eigener Niederlassungen von großen und effizienten Unternehmen in den aufstrebenden Wirtschaften sogar zu einem Anstieg der Arbeitslosen führen. Der Optimist mag wohl denken „Großartig!“ und argumentieren, dass die Produktivitätszuwächse in der Landwirtschaft zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Europa Arbeitskräfte für die Arbeit in den Fabriken freigesetzt hat und somit werden die Produktivitätsfortschritte in den unterentwickelten Ländern Arbeitskräfte freisetzen um als Softwareingenieure, Disney Park Mitarbeiter oder Forschungsassistenten zu arbeiten. „Eine Katastrophe“ wird wohl die Meinung des Pessimisten sein, der herausstellt, dass die De-Industrialisierung in Indien im 19. Jahrhundert eine Folge der Produktivitätsfortschritte in Großbritannien war. Klar, es gibt ein Problem mit den modernen arbeitsarmen Produktionsmethoden. Nehmen wir als Beispiel China. Die Staatsunternehmen sind extrem ineffizient, beschäftigen aber 110 Mio. Leute. Wenn China eine freie Marktwirtschaft hätte, ohne Staatsunternehmen (in Form von Bankkrediten, die nicht bezahlt werden), wären 80 % der Leute auf der Strasse. Aber wenn die Arbeitslosigkeit bereits rund 15 % und mehr beträgt, würden weitere soziale Probleme auftauchen. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo zwischen diesen beiden extremen Ansichten, aber es gibt wenig Zweifel daran, dass ein plötzlicher Abbau der Staatsunternehmen zu massiven zeitlich begrenzten Verwerfungen führen würde (was das ständige verschieben von notwendigen Reformen erklärt).
Ein anderer Weg das „Billiglohnproblem“ in den niedrig entwickelten Ländern zu beseitigen wäre die Preise für Güter und Dienstleistungen dramatisch zu senken (massive Deflation weltweit) und sie somit für die armen Länder erschwinglich zu machen. Wenn die Preise von PC´s, Handys, Arzneimittel, Autos, Boeing 747´s und anderen produzierten Gütern zusammenbrechen würden, würde die nachfrage derart steigen, dass wir einen regelrechten „Deflationsboom“ bekommen würden. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Trend, der teilweise ja bereits begonnen hat zu einem langanhaltenden Trend wird und es ist möglicherweise der einzige Weg aus dem Wohlstandsungleichgewichtsproblem. Aber ich bezweifle, dass die Regierungen der westlichen Länder und die multinationalen Unternehmen so eine Entwicklung als vorteilhaft betrachten würden, weil ihre Produkt- und Service-Preise fallen würden und deren Profitabilität darunter leiden würde.

gesamter Thread: