- Fundsache:Christlicher Fundamentalismus (Beispiel USA) - SchlauFuchs, 24.12.2002, 16:17
Fundsache:Christlicher Fundamentalismus (Beispiel USA)
-->3.2.4. Christlicher Fundamentalismus am Beispiel der USA
Eine auffällige Rolle spielt der Fundamentalismus in den USA. Fanatisch-christliche Vorstellungen zeigen sich zunächst in Strömungen der großen Kirchen. Dies ist eine sehr gefährliche Entwicklung, weil sie in den letzten Jahrzehnten ihren Niederschlag auch in der Politik findet. Der jetzige US-Präsident Georg W. Bush fördert fundamentalistische Haltungen und ist sich wohlbewusst, dass er die Stimmen aus diesem Lager für seine konservative Politik braucht. Bush selbst hat sich in den vergangenen Jahren dafür eingesetzt, dass der Kreationismus, also die biblische Schöpfungslehre, in Schulbüchern wieder gleichwertig neben die Evolutionslehre gestellt wird.
Sowohl von katholischen, protestantischen als auch sonstigen fundamentalistischen Kräften der USA werden liberalere Haltungen bekämpft, frei denkende Menschen verfolgt. Der Hass wendet sich dabei gegen wissenschaftlich fundierte Anschauungen und die Freiheit der Wissenschaften. Kirchenkritiker Karlheinz Deschner schrieb schon vor einem knappen Jahrzehnt - inzwischen hat sich wenig verändert - dazu folgendes:
„In der Tat, die Nation, die egoistisch und materialistisch ist bis zum Extrem, zum Exzess, sie ist auch 'religiös' wie kaum eine zweite... 94% der US-Bürger glauben an Gott, 89% beten regelmäßig und 88% halten noch heute die Bibel für Gottes Wort - ein hoher Intelligenzausweis. Zwei Drittel der Erwachsenen wissen sich 'im Glauben neu geboren'. Und noch etwas mehr als zwei Drittel sind überzeugt, später 'in den Himmel zu kommen'. 40% eilen einmal wöchentlich zur Kirche oder Synagoge. Gleichwohl werden Religionsfragen in der Presse meist nicht diskutiert. Es gibt zu viele Kirchen und Sekten (nur ein Unterschied im Wort, nicht in der Sache), denen man dabei zu nahe treten und sich selbst das Geschäft, das Zeitungsgeschäft, vermasseln könnte."
Auf protestantischer Seite werden in der mit dem Pietismus verwandten evangelikalen Bewegungen und in der Pfingstbewegung der USA häufig extreme Auffassungen vertreten. Auch der Ku Klux Klan ist ein Kind des protestantischen Fundamentalismus. In neuerer Zeit ist es vor allem das „Christian Identity Movement" (CIM), das eine christlich-ultrareaktionäre Haltung einnimmt, Rassenhass sät, antisemitisch ist und überkommene Konspirationsthesen vertritt. Wolfgang Kreuzberger schreibt dazu: „Die Rolle der Juden wird in der CIM-Ideologie darin gesehen, dass sie den Geist der weißen christlichen Amerikaner vergiften, indem sie Multikulturalismus, Rassenmischung und sexuelle Libertinage in den Medien propagieren und durch Regierungsprogramme realisieren, die der Gleichstellung der Schwarzen, der Frauen oder sexueller Minderheiten dienen".
In den letzten Jahren kam es häufiger zu Gewaltakten, ja ging bis zum Mord an Ärzten, die legale Schwangerschaftsabbrüche durchführten.
In verschiedenen Gruppen ereignen sich immer wieder gewalttätige Übergriffe. Selbst von Schweizer evangelischer Seite heißt es dazu:
„In den USA gibt es am rechten Flügel des Fundamentalismus... allerdings auch Gruppen, die sich militant verhalten. Dazu gehört die Bildung von paramilitärischer Einheiten, welche Schießübungen und Manöver veranstalten, die auch von einem eigenen Staat träumen, in der es nur Christen gibt... Die Grenzen zwischen Fundamentalisten und Ausschwitz-Leugnern (Revisionisten) und Banden wie dem Ku-Klux-Klan sind in den USA fließend."
Der Hass einzelner rechts-extremer christlich-fundamentalistischer Strömungen gegen Schwarze und Juden, gegen demokratische Vorstellungen und moderne Lebensweisen geht soweit, dass Gruppierungen die Terroranschläge gegen das World Trade Center gutheißen, da dies ja ein Anschlag gegen die Verjudung gewesen sei. Solche fanatisierten Gruppen haben auch weiterhin ihre Trainingslager in den USA und werden geduldet, ja gelegentlich gefördert. Bis heute sind auch noch nicht die Hintergründe der Milzbrandanschläge geklärt: Vermutungen gehen dahin, dass sie von fundamentalistischen christlichen Fanatikern aus dem eigenen Land verursacht wurden.
Kennzeichnend für die meisten und weit verbreiteten christlich-fundamentalis-tischen Strömungen der USA ist, dass zwar ein wirtschaftlich-liberaler Kurs vertreten wird und die modernen Technologien verwendet werden; aber sonst ist man gegen eine moderne aufgeschlossene Gesellschaft: Die Haltung dieser Leute ist von engstirniger Prüderie getragen. Sie sind gegenüber Andersdenkenden extrem intolerant, schüren Hass, handeln brutal und unmenschlich - öfters auch im Geheimen. Sie üben vor allem über die Medien Druck aus, wobei sie das „gesunde Volksempfinden" vorschieben. Am extremrechten Flügel der Konservativen sind sie in der Politik aktiv tätig. Diese Fundamentalisten arbeiten gegen eine laizistische Schule, sind intolerant und verhindern ein gemeinsames Miteinander in einer pluralen Welt. Sie fallen als sogenannte „Saubermänner der Nation" auf, sind gegen eine modernere Sexualmoral, gegen die Homosexuellen, vor allem auch gegen die Gleichstellung der Frau und sind meist rassistisch. „Law an order" ist für sie wichtig, und sie sind die entschiedensten Verfechter der Todesstrafe. Auffallend ist ihr Kampf gegen eine vernünftige Geburtenkontrolle und besonders gegen Schwangerschaftsabbrüche: Ärzte, Verfechter des Abbruches und betroffene Frauen werden mit allen Mitteln verfolgt. Diffamierungen, wirtschaftliche Sanktionen, Psychoterror, Misshandlungen, ja Morddrohungen sind dabei an der Tagesordnung.
Die Wissenschaftsfeindlichkeit amerikanischer Fundamentalisten zeigt sich besonders am Beispiel der Entwicklungslehre.
Die bekannte Zeitschrift „Geo" hat in den vergangen Jahren mehrmals auf fanatische christliche Gruppen hingewiesen, die massiv gegen wissenschaftliche Erkenntnisse vorgehen. Vor allem streben diese fundamentalistischen Gruppen an, die wissenschaftlich fundierte darwinistische Entwicklungslehre durch die Schöpfungslehre, den Kreationismus, zu ersetzen. Dazu heißt es in „Geo" Nr. 2 vom Februar 2001:
In Europa machen die großen Kirchen Ende des 19. Jahrhunderts ihren Frieden mit Charles Darwin und Ernst Haeckel. In den USA dagegen halten vor allem die Anhänger der zahlreichen protestantischen Gemeinden an ihren"fundamentalen Wahrheiten" fest.
... Anfang der neunziger Jahre wird die kalifornische Schulbehörde zu 225000 Dollar Schadensersatz verurteilt, weil sie die Wissenschaftlichkeit des Institute for Creation Research angezweifelt hat. 1995 werden Schulbücher in Alabama mit Stickern beklebt, die verkünden, dass die Evolution"eine umstrittene Theorie ist, die nicht als Tatsache angesehen werden darf". In Kentucky müssen Buchseiten zum Thema"Urknall" verklebt werden. In Louisiana und Arizona müssen Lehrer vor Lektionen über Darwins Lehre Warnungen verlesen, in mehr als einem halben Dutzend anderer Staaten gibt es vergleichbare Bestrebungen. 1999 feiern die Kreationisten einen besonderen Erfolg: Die Schulbehörde von Kansas untersagt, Evolution und Urknall in den staatlichen Leistungsprüfungen abzufragen oder auch nur zu erwähnen.
Besonders auch hier: Wissenschaftler werden von den Kreationisten verfolgt und vor allem die humanistischen und atheistischen Organisationen diffamiert, ihre Vertreter persönlich terrorisiert.
Wie schon betont, der jetzige Präsident der Vereinigten Staaten, G.W. Bush, steht christlichen fundamentalistischen und kreationistischen Verbänden nahe und unterstützt deren Anliegen.
<ul> ~ Quelle</ul>

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