- FIAT`s Kreditwürdigkeit auf Schrottstatus herabgestuft - Tempranillo, 27.12.2002, 00:20
FIAT`s Kreditwürdigkeit auf Schrottstatus herabgestuft
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Neuer Rückschlag für den Autokonzern
Moody’s bezweifelt Bonität von Fiat
Ratingagentur stuft die Kreditwürdigkeit auf Schrottstatus herab / Zweifel an Autosparte
Von Ulrike Sauer
Rom - Die internationale Ratingagentur Moody’s hat die Kreditwürdigkeit des krisengeschüttelten italienischen Automobilkonzerns Fiat auf das Niveau von Schrottanleihen herabgestuft. Die Lage des schwer in Bedrängnis geratenen Konzerns verschärft sich damit weiter. Vor allem die Kreditbeschaffung wird teurer.
Seit Moody’s am 8. November eine Revision seiner Bewertung angekündigt hatte, lag eine Abstufung der Bonität des hoch verschuldeten Fiat- Konzerns zwar in der Luft. Doch nach den Beteiligungsverkäufen der vergangenen Woche, hatten die Fiat-Manager gehofft, dem drastischen Verdikt entgehen zu können.
Moody’s stufte die langfristigen Schulden des größten privaten Industrieunternehmens in Italien am Vorweihnachtsabend auf „Junk“-Status herab - von der Bewertung Baa3 auf Ba1, die niedrigste Kategorie. Die Bonität kurzfristiger Schulden wurde von „Prime-3“ auf „Not Prime“ gekürzt. Die Entscheidung der amerikanischen Ratingagentur betrifft Schuldtitel im Umfang von rund 15 Milliarden Euro.
Fiat reagierte pikiert auf die Deklassierung. Seit November, als die Agentur die Kreditwürdigkeit des Konzerns auf den Prüfstand stellte, habe sich „die Situation signifikant verbessert“, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns. Daher wäre „eine positivere und objektivere Bewertung der Aussichten Fiats“ angemessen gewesen. Die Perspektiven seien „heute sicher und solide“. Moody’s sei bei seiner Einschätzung durch die „mediale Überbelichtung“, unter der Fiat seit Wochen zu leiden habe, beeinflusst worden.
Doch es könnte noch schlimmer werden: Auch die Ratingagentur Standard&Poor’s teilte nun mit, dass die jüngsten Beteiligungsverkäufe Fiats keinen Schutz vor einer Bonitätsabstufung gewährten. Mit einer Neubewertung der Situation von Standard&Poor’s wird Ende Januar gerechnet.
Verkauf von Beteiligungen
Der Fiat-Konzern befindet sich seit Wochen in Turbulenzen. Ein erbitterter Kampf um die Macht im Konzern, zahlreiche Wechsel an der Führungsspitze, Krisenverhandlungen mit Regierung und Gewerkschaften, nahezu tägliche Streiks und Proteste gegen die Entlassungswelle in den Autowerken lassen das Turiner Firmenkonglomerat nicht zur Ruhe kommen. Mit der Streichung der ersten 5600 Stellen und den Verkäufen mehrerer Beteiligungen bemüht sich Fiat derzeit, die monatlichen Millionen-Verluste der Autosparte einzudämmen und die hohen Nettoverbindlichkeiten des Konzerns abzubauen.
Unmittelbar vor der Abstufung durch Moody’s hatte Fiat in rascher Folge die Verbraucherkredit-Tochter Fidis, die 5,1-Prozent-Beteiligung am US- Partner General Motors (GM) und einen nicht-strategischen Anteil an dem Papierhersteller Cartiere Burgo verkauft. Mit der Veräußerung von 51 Prozent seines Finanzdienstleisters Fidis an die Gläubigerbanken vor einer Woche kann Fiat nun sechs Milliarden Euro Verbindlichkeiten aus den Bilanzen streichen. Am vergangenen Wochenende trennte sich der Konzern für 1,16 Milliarden Dollar von seiner Beteiligung am weltgrößten Autohersteller, dem Joint-Venture-Partner GM. Der Anteil war im Jahr 2000 im Zuge einer Überkreuzbeteiligung mit dem Detroiter Branchenprimus erworben worden. Am Montag schlug Fiat dann seinen 7,68-Prozent-Anteil an den Papierwerken Burgo los und realisierte einen Buchgewinn von zwei Millionen Euro.
Analysten hatten erwartet, dass sich Fiat mit den Notverkäufen ein wenig Luft verschaffen könnte. Dank der Veräußerungen war es gelungen, die Nettoschulden von 5,8 Milliarden auf unter 3,6 Milliarden Euro zu senken. An diese Bedingung hatten Fiats große Gläubigerbanken im Frühjahr die Gewährung einer Wandelanleihe über 3 Milliarden Euro geknüpft. Moody’s begründete seine Entscheidung nun mit dem hohen Schuldenstand Fiats und der anhaltenden Geldvernichtung in der Autosparte, die pro Quartal zwischen 300 Millionen und 500 Millionen Euro neue Verluste anhäuft. Fiat habe höchstwahrscheinlich selbst dann kein besseres Rating verdient, wenn die Agnellis ihre Verkaufsoption über die restlichen 80 Prozent von Fiat Auto an General Motors 2004 einlösen, betonte die US-Agentur.
Nach dem Ausstieg aus dem verlustreichen Autogeschäft würden der Land- und Baumaschinenkonzern Case New Holland (CNH) und der Lastwagenhersteller Iveco zu den industriellen Kernaktivitäten des schrumpfenden Turiner Firmenimperiums.

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