- Automobilbranche in den USA und Ford fährt fort... - nasdaq, 29.12.2002, 14:12
- zu den Pensionsverbindlichkeiten - nasdaq, 29.12.2002, 14:20
- Re: Automobilbranche in den USA und Ford fährt fort... - Albrecht, 29.12.2002, 14:29
- Re: Ich bin zwar nicht nasdaq, aber ein"Chapter 11" ist wirklich nicht das Ende - Luigi, 29.12.2002, 17:04
- Re: Richtig:"Chapter 11" ist nicht das Ende, aber es bringt GM&Co dem Ende näher - kingsolomon, 29.12.2002, 17:13
- und Stahlindustrie... Pensionsverpflichtungen dann bei 0 (owT) - nasdaq, 29.12.2002, 17:42
- sehe ich auch so Chapter 11 ist die Lösung des Problems - nasdaq, 29.12.2002, 17:39
- danke für die operative Einschätzung kleine Anmerkung noch zu den Anleihen - nasdaq, 29.12.2002, 18:05
- Re: danke für die operative Einschätzung kleine Anmerkung noch zu den Anleihen - Luigi, 29.12.2002, 21:09
- Re: Ich bin zwar nicht nasdaq, aber ein"Chapter 11" ist wirklich nicht das Ende - Albrecht, 29.12.2002, 18:18
- Re: Richtig:"Chapter 11" ist nicht das Ende, aber es bringt GM&Co dem Ende näher - kingsolomon, 29.12.2002, 17:13
- Re: Ich bin zwar nicht nasdaq, aber ein"Chapter 11" ist wirklich nicht das Ende - Luigi, 29.12.2002, 17:04
- @nasdaq Die Adresse deiner Homepage, bitte! Dein Name"nasdaq" erleichtert - Luigi, 29.12.2002, 16:09
- Re: @nasdaq Die Adresse deiner Homepage - susi, 29.12.2002, 17:24
Automobilbranche in den USA und Ford fährt fort...
-->ich schreibe gerade an meinem Kapitalmarktausblick 2003 (wird ca. 20-30 Seiten umfassen)
Da sich die Lage zwischen den Jahren schneller einzutrĂĽben scheint als ich erhofft hatte muss ich jetzt doch schon ein paar AuszĂĽge vorab posten um nicht als Trittbrettfahrer dazustehen:-)!
Die USA werden in jedem Fall mehr Pleiten abwickeln müssen als die Japaner. Grund hierfür ist der Markt für Unternehmensanleihen, der weitaus stärker ausgeprägt ist als in Japan. So schnell kann die FED gar nicht die Zinsen senken und Anleihen zurückkaufen...
Am einfachsten kann man dies meines Erachtens an der Entwicklung der Automobilkredite aufzeigen. Wie Sie vielleicht wissen wird in den USA seit 2001 eine Nullzinspolitik gefahren. Die Automobilkonzerne bezahlen dabei die Differenz der Zinsen die sie am Kapitalmarkt zur Geldaufnahme aufwenden mĂĽssen.
Zinszahlungen fĂĽr Unternehmensanleihen (gerundet)
Der Konzerne Ford 7% / General Motors 6% / Daimler Chrysler 5% = 6 %
Durchschnittliche Höhe der Finanzierung eines Autos: 26.232 US$
Anteil der Fremdfinanzierung: 96 %
Laufzeit des Kredites: 57 Monate
Durchschnittlicher Zinssatz: 2,79 %
Operativer Gewinn pro verkauftem Auto (ohne Finanzierung) ca. 1000 US$
Finanzierungsverlust: ca. 800-1200 US$
Pensionsverbindlichkeiten je verkauftem Auto (eigene Schätzung*): 300 US$
* Aufstockung in den nächsten zehn Jahren und kein weiteres negatives Ertragsjahr an den Börsen
Operativer Verlust je verkauftem Kreditfinanziertem Auto: -100 bis -500 US$
Dividendenzahlungen: 312 US$
Nettoverlust je verkauftem Auto: -500 US$
Jährliche Investitionen je Auto (Durchschnitt der drei großen Hersteller): 3750 US$
Kapitalverlust je verkauftem Auto: >4000 US$
Trotzdem der Autoabsatz in den USA 2002 die Rekordmarke von etwa. 16-17 Mio. verkauften Einheiten erreicht hat ist es für die Hersteller nicht möglich einen operativen Gewinn einzufahren. Der Automobilmarkt in den USA ist mit 98,5 % nahezu gesättigt. Man kann also durchaus annehmen, dass die Verkaufszahlen in den nächsten Jahren nominal sinken werden. Würde ein gleicher pro Kopf Verkauf wie in Deutschland erreicht, würde die Produktion auf ca. 10-12 Mio. einbrechen. Mit fast fünf Jahren liegt die durchschnittliche Kreditlaufzeit ebenfalls auf einem absoluten Rekordniveau. Ein Verbraucher in den USA muss demnach monatlich im Schnitt 450 US$ für seinen „Neuwagen“ aufwenden.
Der Gebrauchtwagenmarkt wird demnach von Jahr zu Jahr attraktiver. Bereits jetzt werden jährlich viermal mehr Gebrauchtwagen als Neuwagen verkauft. Der Wertverlust eines Neuwagens beträgt mittlerweile ca. 40-50 % innerhalb der ersten vier Jahre.
Die jährliche Kreditaufnahme der großen drei Automobilhersteller liegt momentan bei ca. 60 Milliarden US$ jährlich, obwohl die Umsätze stagnieren und Gewinne fallen. Die Lösung kann nur darin bestehen Investitionen zu senken (mit gravierenden Auswirkungen auf die Ausrüster) und Kapazitäten abzubauen. Solange die Firmen aber um Marktanteile kämpfen wird ersteres sehr lange dauern. Ein Abbau der Kapazitäten ist wegen der großen Gewerkschaftsmacht erst bei einem wirklichen Absatzrückgang durchsetzbar. Es ist eher noch davon auszugehen, dass die Gewerkschaften die gute Auslastung als Anlaß für noch höhere Lohnforderungen sieht. Vermutlich muss erst der schwächste aller Hersteller (Ford) Gläubigerschutz beantragen um eine Lösung der Probleme mittels Staatshilfe zu ermöglichen. Mit 10 Milliarden USD Eigenkapital kann Ford gerade einmal seine Unterdeckung in der Pensionskasse decken. Hinzu kommen Bargeldbestände, die um ebenfalls über 10 Milliarden USD zu hoch ausgewiesen werden, da Ford die Zinsdifferenzbelastungen bei Kreditgeschäften monatlich und nicht einmalig verbucht. Würden alle Belastungen auf einmal in der Bilanz verbucht werden führt dies zu einem negatives Eigenkapital und Ford währe streng genommen heute schon Bankrott.
Wie man angesichts dieser Aussichten noch eine Marktkapitalisierung von 17 Milliarden US$ vertreten kann bleibt vorerst noch ein Rätsel. Die nächsten Kursverluste bei den Automobilherstellern sind demnach nur noch eine Frage der Zeit.

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