- Neujahr: So schlimm, wie ich es erwartet hatte, war das Jahr 2002 nicht. - Wal Buchenberg, 31.12.2002, 08:40
Neujahr: So schlimm, wie ich es erwartet hatte, war das Jahr 2002 nicht.
-->Neujahr 2003
Vor einem Jahr hatte ich geschrieben:
„... Schon das alte Jahr 2001 war ein ungewöhnliches, ein neuartiges Jahr und das Jahr 2002 wird noch mehr Instabilität bringen. Wir leben an einer Zeitenwende, aber Grund zur Vorfreude haben wir noch nicht.
Die US-Regierung wird ihre Rambo-Politik umso verbissener fortsetzen, je tiefer die US-Wirtschaft in die Krise gerät. Schließlich gehören die USA zu den wenigen Ländern in der Welt, die wirkliche Kriegsgewinnler sind. Aus dem ersten wie aus dem zweiten Weltkrieg sind sie wirtschaftlich, politisch und militärisch gestärkt hervorgegangen.
Erst durch die Teilnahme am zweiten Weltkrieg konnten sich die USA von den Fortwirkungen der Wirtschaftskrise 1929 - 1934 wirklich befreien. Die Führung der USA glaubt, der Vietnamkrieg war nur ein Knick in einem ungebrochenen Aufwärtstrend der USA, keine historische Wende.
Die USA wollen und müssen ihren Terror-Krieg in andere Länder tragen. Größere und kleinere Freunde der USA nehmen sich die US-Gewaltpolitik zum Vorbild (Israel, Deutschland, Indien und...???). So muss sich Krieg wie Buschfeuer weiter ausbreiten.
Dass gleichzeitig eine Weltwirtschaftskrise heranreift, die in ihrer Schwere nur mit der Krise von 1929ff verglichen werden kann, macht die Weltlage erst recht instabil und chaotisch. Wir leben in aufregenden Zeiten.“
Soweit mein damaliger Vorausblick auf das Jahr 2002.
[b]Es ist nicht ganz so schlimm gekommen, wie ich es erwartet hatte.
<font color=red>Wirtschaftlich</font> haben wir zwar eine weiter steigende Massenarbeitslosigkeit, die zunehmend auch höherqualifizierte Lohnarbeiter auf die Straße wirft, wir haben weiter wachsende Unternehmenspleiten und einen deutlichen Rückgang der Industrieproduktion.
Aber auch der ‚Economist’ hatte mit noch Schlimmerem gerechnet: „Die Erwartung war weit verbreitet und vernünftig, dass das Jahr 2002 wirtschaftlich miserabel und politisch gefährlich würde. Im Vergleich zu dieser Erwartung ist es gar nicht so schlecht gekommen.... Versicherungsgesellschaften, Rentenfonds und private Investoren haben große Verluste hinnehmen müssen, aber die Banken haben sich bis jetzt widerstandsfähiger als früher erwiesen.“ (The Economist, 21.12.2002).
Es spricht alles dafür, dass weitere Unternehmenspleiten und eine Banken- und Finanzkrise folgen müssen, aber sie folgen nicht in dem von manchem erwarteten schnellen Tempo. Günstigenfalls müssen wir also mit „japanischen Verhältnissen“ rechnen: Sieben oder mehr magere Jahre der wirtschaftlichen Stagnation. Der Kapitalismus bleibt in der Krise - und diese Krise ist umso bedeutsamer als diesmal vor allem die kapitalistischen „Zukunftsbranchen“ wie IT und Elektronik und alle kapitalistischen Kernländer von der Krise betroffen sind und es keine Region oder Branche gibt, die als Hoffnungsträger für wachsende Profite in Frage kommt.
<font color=red>Politisch</font> ist die Lage nicht so schlimm, wie sie von einigen gezeichnet wird: Zwar haben die USA ihre Kriegsvorbereitungen gegen den Irak weiter fortgesetzt und der amerikanische Angriff auf den Irak steht unmittelbar bevor. Aber noch nie hat eine Volksbewegung einen Krieg verhindern können, den die Herrschenden gewollt und geplant haben.
Immerhin ist die Mehrheit in der ganzen Welt gegen den Irakkrieg. In Deutschland kamen die Bundestagswahlen zum kritischen Zeitpunkt, so dass Fischer/Schröder die Wahl nur gewinnen konnten, indem sie sich gegen den Irakkrieg erklärten. Politisch ist bisher das Bestmögliche erreicht worden.
Was immer aus diesem vom Volk erzwungenen Nein der Bundesregierung zum Irakkrieg wird, es hat längst dazu beigetragen, das Lügengebäude der amerikanischen Kriegspropaganda zu zerreißen. Es ist klar, dass die USA diesen Krieg in ihrem eigenen Interesse, nicht „im Namen der freien Welt“ führen. Jede Kriegshandlung wird die US-Regierung politisch weiter in der Welt isolieren und die Mehrheit gegen US-Aggressionen und US-Hegemonie verbreitern und festigen.
Die USA, bisher der mächtigste Stützpfeiler des Weltkapitalismus, werden so zum wachsenden Risiko für die Stabilität des globalen Kapitalismus.
Wal Buchenberg, www.marx-forum.de

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