- Krieg und Frieden - Popeye, 01.01.2003, 14:22
- Re: Alle Vergleiche von SH mit AH sind ebenso lächerlich wie falsch - Wal Buchenberg, 01.01.2003, 15:14
- Re: Alle Vergleiche von SH mit AH sind ebenso lächerlich wie falsch - SchlauFuchs, 01.01.2003, 16:20
- HEGEL: Ein Grund kann... für alles gefunden und angegeben werden... - Wal Buchenberg, 01.01.2003, 16:46
- Re: HEGEL: Leider fehlt die Basis - Tassie Devil, 01.01.2003, 18:28
- Und um die Sache abzurunden: - stocksorcerer, 01.01.2003, 16:53
- HEGEL: Ein Grund kann... für alles gefunden und angegeben werden... - Wal Buchenberg, 01.01.2003, 16:46
- Re: Wer hat Hitler und Saddam gross gemacht? God`s own Country - Tempranillo, 01.01.2003, 16:20
- Re: Es geht hier nicht um politische Karrieren, sondern um geopolitische Macht! - Wal Buchenberg, 01.01.2003, 16:35
- Krieg und Frieden - Popeye, 01.01.2003, 16:33
- Re: Alle Vergleiche von SH mit AH sind ebenso lächerlich wie falsch - SchlauFuchs, 01.01.2003, 16:20
- Re: es geht und ging doch überhaupt nie um Saddam - kingsolomon, 01.01.2003, 15:48
- Re: JA! Bushs Freunde dürfen in Alaska kein Ã-l fördern. Aber Krieg gegen Irak - Luigi, 01.01.2003, 16:03
- Das sehe ich ganz genauso, ohne irgendwelche Einschränkungen (owT) - stocksorcerer, 01.01.2003, 16:42
- Peter Scholl-Latour: Sind wir alle Anti-Amerikaner? - HB, 01.01.2003, 16:31
- ein paar zeitliche Unstimmigkeiten.... - Kaddii, 01.01.2003, 16:34
- Re: Alle Vergleiche von SH mit AH sind ebenso lächerlich wie falsch - Wal Buchenberg, 01.01.2003, 15:14
Krieg und Frieden
-->Mit innerem Argwohn und einigem Kopfschütteln habe ich seit Monaten die Kritik/Kommentare einiger Forums-Mitglieder an der amerikanischen Iraq-Politik verfolgt.
Sie provoziert diesen Naujahrsgruß.
Soweit diese Kritik dem bigotten Doppelstandard der Behandlung von Israel einerseits (kein Land hat mehr UN-Resolutionen verletzt!) und Iraq anderseits entspringt, kann ich die Kritik an den USA mehr als nachvollziehen. Auch kritische Reflektion über Äußerungen von US-Politikern zum Thema Iraq wie -
"We are going to run the oil business. We are going to run it well, we are going
to take money; and it's going to help pay for the rehabilitation of Iraq because
there is money there."
Richard Lugar, US Republican Senator, 01/08/2002, Hearing July, 31- Augustus, 1 2002, US Senate Foreign relations Committe. (Quelle)
oder
"There's no doubt he can't stand us," Bush told an audience at a fund-raising dinner in Houston."After all, this is the guy that tried to kill my dad." <a href=http://www.time.com/time/nation/article/0,8599,356484-3,00.html>(Quelle)</a> scheinen mir mehr als berechtigt.
Aber diese bedauerlichen Verirrungen imperialistischer Großmäulerei sollten uns nicht vergessen lassen, dass der Iraq durch einen Despoten regiert wird, dem nachweislich alles zuzutrauen ist. Er hat gemordet, vergiftet, gefoltert, getäuscht, gelogen, zwei Angriffs-Kriege und einen (permanenten) Bürgerkrieg geführt. Er gehört in die ‚hall of fame' der miesesten Despoten der neueren Geschichte, von denen heute immer noch zu viele ihr Unwesen treiben.
Es ist erst 70 Jahre her seit in unserem eigenen Land ein solcher Typ an die Macht kam und unser kollektives Gedächtnis sollte uns nicht im Stich lassen, wenn wir abwägen, welche potentiellen Gefahren nach Innen und Außen vom Iraq ausgehen könnten wenn wir abwägen, was zu tun ist und was richtig ist.
Man stelle sich nur einmal vor wie die Welt aussehen könnte, wenn die USA nicht in den zweiten Weltkrieg eingegriffen hätten. Oder, man stelle sich vor, es gäbe die USA nicht und Russland oder China würden in die Schuhe schlüpfen, die die USA heute tragen.
Last not least: Die Regierung Bush ist nicht Amerika, ebenso wenig wie die Regierung Schröder Deutschland ist. Und ob Schröders Irak-Politik so viel intelligenter ist als die der Regierung Bush mag die Geschichte entscheiden.
Zunächst - was sind die Alternativen? Kein Krieg? Kein Druck? Alles so lassen und hoffen und beten? Diplomatie? Embargo? Wird dies dazu führen, dass dieser Despot freiwillig abdankt, der Gewalt nach Innen und Außen abschwört und sein Land demokratisiert? Wohl kaum - jedenfalls geben die vergangenen 10 Jahre keine Anhaltspunkte dafür. Despoten wie Saddam Hussein haben - wie die Geschichte unzweifelhaft dokumentiert (und wie hier im Forum oft genugt diskutiert wurde) - nur ein Ziel: um jeden Preis an der Macht bleiben!
Und genau dieses Ziel gibt mir immer noch Hoffnung, dass es nicht zu einem Krieg kommt!
Klar ist aus meiner Sicht, dass <a href=http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/middle_east/1100529.stm>Saddam Hussein</a> einen Krieg nicht überleben wird - jedenfalls nicht im Amt. Klar ist auch, dass die USA/UK eine militärische Auseinandersetzung zumindest in dem Umfang"gewinnen" würden (wie in dem Trauerspiel Afghanistan) und eine neue Regierung etablieren würden. Das macht es aus meiner Sicht sehr wahrscheinlich, dass Saddam Hussein alles versuchen wird die <a href=http://usinfo.state.gov/topical/pol/terror/02110803.htm>UN-Sicherheitsrats-Resolution 1441</a> unter allen Umständen zu erfüllen. Es ist für ihn der einzige Weg (vielleicht) an der Macht zu bleiben.
Umgekehrt scheint es mir plausibel, dass die US/UK-Konzeption für die Dramaturgie des Iraq-Konfliktes von vorne herein darauf angelegt war vor allem zu vermitteln, dass die USA/UK einen militärischen Konflikt auch ohne UN-Mandat nicht scheuen. Ursprünglich (dies nur zur Erinnerung) schien es sogar so, als ob USA/UK tatsächlich ganz ohne UN-Beteiligung losschlagen wollten. Erst in zweitletzter Minute (sozusagen als Konzession an die empörte Weltöffentlichkeit) wurden die UN eingeschaltet, aber die Hintertür - nämlich dass die USA/UK auch ohne UN-Mandat agieren würden - blieb weiterhin sperrangelweit offen. Es ist offenbar genau diese Verunsicherung und der damit verbundene Druck auf Saddam Hussein, der nun (soweit erkennbar) dazu geführt hat, dass Saddam Hussein erstmals wirklich ‚die Hosen herunter läßt'. Der kontinuierliche Aufmarsch der US/UK-Streitkräfte in der Golfregion - ständig öffentlich proklamiert und kommentiert - unterstreicht die vermutete Entschlossenheit der USA/UK zum richtigen Zeitpunkt.
Noch sieht alles (aus meiner Sicht) nach einem perfekten Macht-Poker der USA/UK aus. Bleibt es dabei? Niemand weiß es! Auch niemand hier im Forum. Es ist aus meiner Sicht naiv zu glauben, die USA/UK seien sich nicht über die potentiellen und letztlich unkontrollierbaren Weiterungen eine Iraq-Krieges mit oder ohne UN-Mandat bewußt. Deshalb es ist aus meiner Sicht allemal zu früh die USA/UK als machtbesessene Kriegstreiber zu plakatieren! Bisher ist kein Schuß gefallen! Bisher ist die Strategie auf Saddam Hussein den größtmöglichen öffentlichen und militärischen Druck auszuüben und die größtmögliche Verunsicherung zu verursachen aufgegangen und zeigt Ergebnisse! Oder glaubt irgend jemand Saddam Hussein hätte die UN-Inspektoren ohne diesen Druck freiwillig ins Land gelassen?
Machtpolitik gegen Despoten ist immer ein schmutziges Geschäft, bei dem sich die Logik der Moral/des Rechts zwangsläufig der Logik der Gewalt beugen muss; es ist deshalb kein Geschäft für zartbesaitete Pazifisten und Weltverbesserer, die die Friedenfahne schwenken und deren faktische Alternativen aus Wegsehen und moralischer Empörung besteht - gleichgültig wie ‚moralisch gut' ihre Intentionen sind. Man muss dies bedaueren! Aber Fakt ist auch, dass selbst der friedlichste Staat bisher nicht ohne das nach innen gerichtete Gewaltmonopol regiert werden kann. Um wie viel mehr gilt dies für die völkerrechtlichen Umgang mit Diktatoren, die grundsätzlich nach dem Prinzip agieren: ‚Jeder hat so viel Recht, wie er Gewalt hat', (Benedikt [Baruch] de Spinoza, 1632- 1677).
Wie die Erpressung durch solche Despoten mittels Massenvernichtungswaffen aussehen kann, wird am Beispiel Nord-Koreas mitlerweile unmißverständlich dokumentiert. Friedensgebete und moralische Entrüstung der westlichen Welt werden <a href=http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/asia-pacific/783967.stm>Kim Jong-Il</a> kaum beeindrucken. Leider ist zu befürchten, dass auch dieses Exponat der ‚hall of fame der Despoten' nur die Sprache der Gewalt versteht.
Pacem volo, bellum paro. (Augustinus, 354-430)
Prost Neujahr an alle!
Popeye

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