- W.Staudt: DAX ''unter 2000 und 3800" - kizkalesi, 03.01.2003, 09:58
W.Staudt: DAX ''unter 2000 und 3800"
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Charttechniker warnen vor Aktien-Euphorie
Erwartungen an das neue Jahr sind niedrig gesteckt - Zuviel Optimismus am Markt stimmt die Analysten skeptisch
von Beatrix Wirth
Berlin - Einen schöneren Jahresauftakt hätten sich die Börsianer nicht erträumen können. Die kräftigen Zugewinne sämtlicher Weltleitindizes am ersten Handelstag 2003 ließen Privatanleger aufatmen - und Aktienstrategen frohlocken. Schließlich passt das Kursplus in das positive Bild, das die Mehrheit der fundamental orientierten Experten vom neuen Börsenjahr gezeichnet hat. Mindestens 3800 Punkte beim Dax, mehr als 1000 Zähler beim amerikanischen S & P-500 lauten die durchschnittlichen Kursziele für das Jahresende laut aktuellen Umfragen. Prognosen, die allerdings im Lager der Chartisten keinen Widerhall finden.
Die technisch orientierten Analysten geben sich weitaus zurückhaltender bei ihrem Ausblick auf 2003. „Ein weiteres schlechtes Aktienjahr liegt vor uns“, warnt sogar Wieland Staud von Staud Research, der zu der Minderheit gehört, die für die zurückliegenden zwölf Monate eine negative Dax-Performance vorausgesagt hatte. „Die unglaublichen Vertrauensverluste und die massiven Kursabschläge machen es wahrscheinlich, dass die Rückkehr zu Verhältnissen wie in den Neunzigern sehr, sehr viel Zeit brauchen wird.“ Staud geht davon aus, dass der Dax 2003 deutlich unter seinem Durchschnittswert und wahrscheinlich auch unter 3000 Punkten beschließen wird; im Jahresverlauf hält er einen Fall unter 2000 Zähler für vorstellbar. Auch Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus & Burkhardt sieht aktuell keinen Anlass, den Markt neu zu bewerten. „Der Bärenmarkt ist intakt“, sagt er und ergänzt, dass sich der Dax wohl sehr volatil in einer weiten Trading-Range bewegen und unter der 3800-Punkte-Marke bleiben werde.
Ausgerechnet der offensichtliche Optimismus vieler Marktteilnehmer stimmt die Charttechniker skeptisch. „Gerade in den USA ist die Stimmung unter den institutionellen Anlegern extrem bullish“, sagt Schilbe. „In so einer Situation hält die Aufwärtsbewegung der Börsen meist nicht mehr lange an.“ Die positive Haltung spreche für mutige Zukäufe am Jahresanfang - aber gegen eine nachhaltige Trendwende, meint auch Staud.
Doch nicht nur die technischen Indikatoren, auch die Chartbilder der Indizes selbst wecken bei den Experten Bedenken. Sowohl der Dax als auch der Euro-Stoxx-50 und der S & P-500 bewegen sich unter sämtlichen Tagesdurchschnittlinien und haben massive Widerstände vor sich. „Der Dax muss sich nun schnell wieder über der 3000er Marke etablieren, sonst droht im Extremfall ein Fall bis auf 2519 Punkte“, erläutert Schilbe. Die nächsten markanten Hürden taxiert er bei 3235 und 3443 Zählern. Die Prognose für den Euro-Stoxx-50 sieht laut Schilbe etwas besser aus, da das europäische Blue-Chip-Barometer anders als der Dax nicht unter seine entscheidende Unterstützung bei 2380 Punkten gefallen sei. Dies biete dem Index die Chance, ohne größere Probleme bis 2660 Zähler zu laufen. Gegen allzu optimistische Erwartungen spreche allerdings wiederum das schlechte Chartbild des US-Aktienmarktes, das den Trend auch in Europa bestimme. So halten sowohl Schilbe als auch Staud beim S & P-500 die Überwindung des nächsten Widerstandes bei 960 Punkten - einer so genannte Nackenlinie aus einer Topbildung - für extrem schwierig. „Da müsste, noch dazu beim herrschenden Optimismus, schon ein kleines Wunder passieren“, meint Staud. Der Index sei bereits im August und im November vergangenen Jahres an dieser Hürde gescheitert.
Doch muss die Diagnose der Charttechniker die Anleger nicht verzagt stimmen. „Die aktuelle Situation bedeutet nicht, dass es keine Kaufgelegenheiten gibt“, so Schilbe. „Nur ist das Umfeld keinesfalls geeignet für eine Buy-and-Hold-Strategie.“ Staud erwartet trotz seiner grundsätzlich pessimistischen Einstellung einen „Erholungsschub“ des Dax bis 3800 Zähler. Zudem ist er überzeugt, dass sich die Durststrecke für Aktionäre ihrem Ende zuneigt: „Mit großer Wahrscheinlichkeit erreicht der Dax 2003 die Tiefs der Baisse.“

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