- Dr.Niquet über das"Elend des Robert Prechter" - marocki4, 06.01.2003, 11:32
- Re: Dr.Niquet über das"Elend des Robert Prechter" - TESLA, 06.01.2003, 11:38
- danke für den hinweis - hier die aktuelle ausgabe...wen es wirklich interessiert - marocki4, 06.01.2003, 11:54
- Re: Das Elend des Dr.Niquet - Ecki1, 06.01.2003, 11:55
- wo ist bei dem artikel dein problem? - Bart, 06.01.2003, 13:35
- Re: Dr.Niquet über das"Elend des Robert Prechter" - TESLA, 06.01.2003, 11:38
danke für den hinweis - hier die aktuelle ausgabe...wen es wirklich interessiert
-->>... Deine Info ist über ein Woche alt (sagte ich ja) und zumindest im geschlossen Board schon ausdiskuttiert worden.
>Stell doch die aktuelle von Sonntag ein.
>H. Niquet kommentiert seine Zahnpflege und sonstige wichtige Ereignisse.
>Frechheit, daß der Typ überall seine Meinung kund tut...
was die"geschlossenen" diskutierten entzieht sich meinen zugriffsmöglichkeiten...
aber wen es wirklich interessiert, hier die zahnputzausgabe:
Vollkasko ohne Selbstbeteiligung
Von Dr. Bernd Niquet
Manchmal kommt es schon wirklich witzig. Da habe ich gerade
zum Jahreswechsel meine Zaehne aus meiner Krankenversicherung
herausgenommen, weil mir die 1000 Euro im Jahr dafuer zu viel
sind, und ploetzlich kommt zeitgleich aus dem Kreise der
Ruerup-Kommission der Vorschlag, so etwas ab dem Jahr 2005
fuer alle Versicherten zu machen. Natuerlich ist die Politik unisono
dagegen, denn ein Politiker, der eine Zahnbehandlung zum
Nulltarif verspricht, hat ungleich hoehere Wahlchancen als einer,
der hier eine Selbstbeteiligung oder gar die Selbstverantwortung
einfordert.
Interessant ist, was andere Laender hier fuer Erfahrungen gemacht
haben. In der Schweiz beispielsweise gehoert die Zahnbehandlung
schon seit einiger Zeit nicht mehr zur medizinischen
Grundversorgung. Die Folge davon ist, dass, glaubt man den
Statistiken, jetzt 87 Prozent der Schweizer sich zwei Mal taeglich
die Zaehne putzen, Karies bei Kindern um 90 Prozent zurueck
gegangen ist und bei den Rekruten der Schweizer Armee im
Durchschnitt nur noch vier beschaedigte Zaehne anstelle von
20 zum Anfang der siebziger Jahre vorkommen.
Ich kann das alles aus eigenem Erleben nur bestaetigen: Seitdem
ich mich entschieden habe, den Versicherungsschutz fuer die
Zaehne aufzugeben, investiere ich viel mehr in die Pflege als
vorher, putze mir jetzt jeweils zwei Mal taeglich die Zaehne,
wo ich mir doch vorher das zweite Mal oft genug geschenkt habe.
Und das ist sicherlich ein Punkt, der in den ganzen Diskussionen
um die Krankenversicherung viel zu wenig - bis ueberhaupt nicht -
beruecksichtigt wird: Selbstbeteiligung fuehrt zur Vorbeugung!
Natuerlich ist es ungerecht, wenn chronisch Kranke oder
Schwerstkranke zukuenftig durch die Selbstbeteiligung mehr
bezahlen muessen als Gesunde. Doch dieses Problem laesst sich
durch separate Transfers loesen.
Unser gegenwaertiges Gesundheitssystem ist hingegen wie eine
Vollkaskoversicherung fuer Autos ohne Selbstbeteiligung.
Man ueberlege sich nur einmal, was auf unseren Strassen los sein
wuerde, wenn so etwas moeglich waere. Das wuerde sicherlich eher
an eine Auto-Scooter-Bahn erinnern als an die gegenwaertige
Zurueckhaltung, bei der die Autofahrer jedoch nur deswegen nicht
stets volles Risiko eingehen, weil sie das fuer richtig erachten,
sondern ausschliesslich deshalb, weil jeder Unfall, und zwar auch
derjenige, an dem man nicht Schuld ist, Kosten verursacht, die
direkt auf die eigene Tasche gehen.
Unser Gesundheitssystem ist jedoch noch schlimmer als ein
Vollkaskosystem ohne Selbstbeteiligung, es ist sogar ein
Vollkaskosystem ohne Selbstbeteiligung, in dem der Versicherte
nicht einmal erfaehrt, welche Kosten hierbei anfallen. Und so gehen
dann alle mit jedem kleinen Wehwehchen zum Arzt, manche
vielleicht sogar nur, weil sie gerade ein bisschen Unterhaltung
benoetigen, und die Kosten sehen nur die Privatpatienten, die die
Rechnungen stets direkt zugestellt bekommen - und denen folglich
jegliches Mitleid fuer das gegenwaertige Gejammere der Aerzte fehlt.
Doch egal, wie die Diskussion jetzt ausgeht, auch hier wird der
Markt eine Loesung erzwingen: Die Aerzte und Apotheker werden
weniger verdienen, die Patienten dafuer mehr bezahlen und
weniger Leistungen erhalten. Entlastet wird dadurch der Staat
mit seinen Zuschuessen. Die Zeit des vermeintlich kostenlos
vom Himmel fallenden Manna neigt sich dem Ende zu.
Paradise is over. Es wird angefangen, den grossen Wechsel zu tilgen.
Und das ist auch gut so.
********
In der"Welt am Sonntag" vom 5. Januar 2003 wird auf der
Titelseite des Finanzteils ein Artikel von Bernd Niquet ueber
die selbst verursachten Leiden der Erbengeneration erscheinen.
Beachten Sie dazu auch Bernd Niquets neuen Roman
"Das Orwell-Haus - Aus dem Innenleben der Erbengeneration",
Allitera Verlag, Muenchen 2002, 122 Seiten, 11 Euro,
ISBN 3-935877-67-6. Jetzt wieder beinahe ueberall problemlos lieferbar.

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