- Kommentar zum"unpolemischen" Text unten - Spirit of JuergenG, 12.01.2003, 13:52
- Re: Kommentar zum"unpolemischen" Text unten - JeFra, 12.01.2003, 21:31
- Re: Klasse Replik, JeFra! - Tassie Devil, 12.01.2003, 22:45
- Re: Klasse Replik, JeFra! - JeFra, 12.01.2003, 22:54
- Re: @JeFRa: Spitzenklasse! mfG (owT) - Baldur der Ketzer, 13.01.2003, 00:04
- Re: Kommentar zum"unpolemischen" Text unten - Spirit of JuergenG, 13.01.2003, 15:39
- Re: Klasse Replik, JeFra! - Tassie Devil, 12.01.2003, 22:45
- Re: Kommentar zum"unpolemischen" Text unten - JeFra, 12.01.2003, 21:31
Re: Kommentar zum"unpolemischen" Text unten
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So richtig unploemisch ist das ja nun wirklich nicht,
Das ist Ihre Antwort ja auch nicht.
Die Welt wird sich"selbsverständlich" auf Dauer nicht gefallen lassen unter das Kuratel eines Staates gestellt zu werden? Hmm, wahrscheinlich genauso wie sich die Computerwelt"auf Dauer" nicht die Microsoft-Diktatur gefallen lassen. Was heisst überhaupt 'auf Dauer'?
Also ich bin seit zehn Jahren von Microsoft befreit (vorher hatte ich ein kommerzielles Unix mit Geraetetreibern von WinzigWeich) und fuehle mich wie ein Kleinkind behandelt, wenn ich mit einem Betriebssystem umgehen soll, das Anweisungen wie for f in *; do cmp $f /backup/$f && rm $f; done nicht versteht und mich statt dessen zwingen will, irgendwelche Bilder anzuklicken. Mit Windows kaeme ich einfach nicht zurecht.
Was Guenther Zehm vermutlich mit 'die Welt laesst sich das nicht gefallen' meint, ist die These, dass es bestimmte Laender (Syrien, Iran, die Saudis) gibt, die nicht warten werden, bis sie die naechsten sind. Auch die Interessen der Russen sind ja tangiert. Warum sollten die Russen sich nicht einfach Georgien (wichtige Pipeline!) greifen, wenn die Amis den Irak ueberrennen. Sicher ist das keineswegs, aber ausschliessen kann man es auch nicht.
Europa Wurmfortsatz von USA, der die Scherben aufräumt? Äusserst billige Polemik, die versucht Europa als Opfer hinzustellen. So nach dem Motto, die USA hat uns ja gezwungen den Rest der Welt auszubeuten.
Das ist nun Ihrerseits billigste Polemik. Wer ist das Europa, das den 'Rest der Welt' ausbeutet? Die Strassenkinder in Bukarest? Die Ex-DDRler? GB? Die Niederlande? Die Basken? Da es ja hier offenbar um deutsche Interessen geht, gehe ich mal davon aus, dass Sie die Deutschen meinen. Vom Kolonialismus haben die Deutschen, wenn auch eher aus Mangel an Gelegenheit, kaum profitiert. Im 18. Jahrhundert sind hessische Soldaten von den Rothschilds wie Vieh an den britischen Koenig (Krieg in Amerike) und andere auslaendische Herrscher verkauft worden. Auch die Beschreibung der Wuerttembergischen Zustaende im fruehen 18. Jahrhundert (Feuchtwanger: Jud Suess. Fuer mich das politische Lehrbuch fuer Gegenwartsfragen) ist ueberaus lesenswert. Eine nationale Regierung, die vielleicht auch nicht viel getaugt hat, aber wenigstens das Mindesmass an Loyalitaet zum eigenen Volk hatte, dass man Derartiges nicht zugelassen haette, hatten wir erstmals 1871 & dieser Zustand hat keine 80 Jahre angedauert. Oder meinen Sie die Gegenwart? Moeglicherweise ist es richtig, dass die sogenannte Spassgesellschaft und das Halli-Galli der 68iger ohne die Ausbeutung der dritten Welt nicht moeglich gewesen waere. Aber dann muesste man doch auch innerhalb der deutschen Bevoelkerung differenzieren, denn das meiste von diesem ekelhaften Spektakel hatten doch die 68iger, waehrend spaetere Generationen ein kaputtes Bildungswesen vorfinden, sich mit einer Auslaendermehrheit in der Schulklasse herumschlagen muessen, an Universitaeten mit verwahrloster Bibliothek studieren und dann obendrein noch den Lebensabend der Halli-Galli-Generation, die mit 55 in Rente gegangen ist, bezahlen muessen.
Alle Theorien über eine angebliche?Einheit des Westens?, die unbedingt gewahrt werden müsse, auch um den Preis der eigenen, für immer festgeschriebenen Inferiorität und Wasserträgerei, sind inzwischen widerlegt.?
Halte ich fuer richtig, nur dass ich noch weitergehen und die Einheit Europas in Frage stellen wuerde. Selbst die Einheit Deutschlands ist doch sehr prekaer.
Die Einheit ist eine Einheit, weil unser Wohlstand ohne Imperialismus nicht haltbar ist.
Unsere Abhaengigkeit von Oelexporten ist politisch gewollt und u. a. durch die Sabotage alternativer Technologien (Thorium-Hochtemperaturreaktor) herbeigefuehrt worden. Aber selbst in diesem Zustand ist es besser fuer uns, wenn die Welt ein politisches Pluriversum bleibt und die USA nicht die totale Kontrolle ueber die Oelreserven haben.
Mich hat Ihr Beitrag irgendwie an einen Essay von M. Horx erinnert, der im Dezember erschienen ist (hier) und aus dem ich die beiden letzten Abschnitte zitiere:
Wie lange unser goldenes Modell gut gehen kann? Lange. Wir haben Reserven. Solange wir im Abendrot des europäischen Kapitalismus verharren, haben andere eine Chance. Vielleicht sind wir in 20 Jahren die verlängerte Werkbank von Malaysia-Korea. Und die Alpen werden zum gemütlichen Themenpark - als Altersheim für wohlhabende Chinesen.
Wer die globale Gerechtigkeit befürwortet - und wer täte das nicht? -, wie könnte der dagegen sein?
Zu mehr scheint es eben bei diesen Leuten nicht zu reichen, intellektuell nicht und ethisch-moralisch erst recht nicht. Die Idee ist also, dass die 68iger den Halli-Galli hatten und die spaeteren Generationen dafuer zahlen sollen. Mucken diese irgendwie auf, haut man Ihnen den Knueppel der globalen Gerechtigkeit (Ihr habt die dritte Welt ausgebeutet, nun zahlt mal schoen) um die Ohren. Auf diese Weise hofft man, den Krach noch die 20 Jahre hinauszoegern zu koennen, bis die 68iger in der Grube liegen oder die bessere Haelfte des Lebensabends schon hinter sich haben. Um den Bankrott ihrer Ideologie hinauszuzoegern, unterstuetzen die 68iger sogar noch den Krieg der USA im nahen Osten. Jeder Gedanke daran, dass das Unternehmen schief gehen koennte und die Kiste noch zu Lebzeiten der 68iger aufschlagen koennte, loest wuetende Proteste wie den Ihrigen aus.
Gruss
JeFra

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