- Der Spiegel: Labour drängt Blair vom Kriegspfad - stocksorcerer, 13.01.2003, 17:55
Der Spiegel: Labour drängt Blair vom Kriegspfad
-->SPIEGEL ONLINE - 13. Januar 2003, 13:35
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,230495,00.html
Irak-Konflikt
Labour drängt Blair vom Kriegspfad
Während in Kuweit bereits ein erstes Truppenkontingent der Briten eingetroffen ist, wächst im Vereinten Königreich die Skepsis gegenüber einem möglichen Krieg gegen den Irak. Vor allem aus seiner eigenen Partei bekommt Premier Tony Blair jetzt Gegenwind.
London - Die britische Regierung gibt einer diplomatischen Lösung des Irak-Konflikts den"Vorzug" vor einem militärischen Konflikt. Das erklärte der Labour-Geschäftsführer und frühere Nordirland-Minister John Reid heute in der BBC. Der Weg über die Vereinten Nationen müsse"voll ausgeschöpft" werden, sagte Reid. Allerdings müssten die Uno Wege finden, das Irak-Problem"zu lösen und ihm nicht aus dem Weg zu gehen".
Reid, der Kabinettsrang hat, reagierte mit seinen Äußerungen nach Ansicht von Beobachtern auf die wachsenden Bedenken innerhalb der Labour-Partei gegenüber einem Kriegskurs gegen den Irak."Jeder im Kabinett weiß um diese Bedenken", sagte er.
Am Sonntag hatte die dem linken Parteiflügel zugerechnete Entwicklungshilfeministerin Clare Short gefordert, die Londoner Regierung habe"die Pflicht", unbeirrt an dem Weg über die Vereinten Nationen festzuhalten. Nur so könne die britische Regierung US-Präsident George W. Bush davon abhalten,"zu früh in den Krieg zu ziehen".
Nur jeder dritte Brite sieht Kriegsgrund
In Kuweit ist derweil ein Truppenkontingent aus Großbritannien eingetroffen, wie das Verteidigungsministerium in London am Montag mitteilte. Laut einem Bericht der BBC soll es sich um die 102. Logistische Brigade handeln, die normalerweise in Deutschland stationiert ist. Die Regierung hatte am Mittwoch die Verlegung eines großen Flottenverbandes in den Persischen Golf bekannt gegeben, der, wenn nötig, an einem Angriff der USA auf Irak teilnehmen soll.
Auch die britische Bevölkerung hält nicht viel von einem militärischen Vorgehen gegen Saddam Hussein. Rund 58 Prozent sind derzeit nicht davon überzeugt, dass Saddam ausreichend gefährlich ist, um eine Militäraktion zu rechtfertigen. Dies ergab eine am Sonntag veröffentlichte Online-Umfrage des Instituts YouvGov unter 1425 Erwachsenen. Nur 34 Prozent sehen im Irak eine Bedrohung, die zugleich auch einen Kriegsgrund darstellt.
Auch glauben viele Briten, dass es den USA und Großbritannien in dem Konflikt nicht in erster Linie um die Entwaffnung des irakischen Regimes geht. Knapp jeder Dritte meint, die beiden Regierungen wollten in erster Linie die Ã-lproduktion in der Golfregion sichern und kontrollieren. Jeder Vierte war der Ansicht, Hauptziel sei vor allem der Sturz von Saddam Hussein. Nur 21 Prozent sagten, es gehe den Amerikanern und Briten um die Vernichtung irakischer Massenvernichtungswaffen.
------------------------
winkääää
stocksorcerer

gesamter Thread: