- Da hat doch noch jemand kein EW-Abo - Popeye, 16.01.2003, 09:09
Da hat doch noch jemand kein EW-Abo
-->"Mit dem Goldpreis geht es weiter nach oben"
16. Januar 2003 Im durchwachsenen Börsenjahr 2002 gab es
für Anleger im Regelfall nicht viel zu ernten. Positiv aus der
Rolle vielen im Aktienbereich nur einige Goldfonds, die vom
steigenden Goldpreis profitierten (Goldfonds waren 2002 der
Renner). Zu den besten Vertretern seines Faches zählt der
Merrill Lynch Gold Fund (WKN: 974 119). Der von Evy Hambro
verwaltete Fonds brachte es im Vorjahr auf ein Plus in
Euro-Basis von 67,2 Prozent.
Mindestens genauso überzeugend fällt der Langfristvergleich
aus. So steht für die vergangenen fünf Jahre ein Plus von
kumuliert 177,7 Prozent zu Buche. Für Goldanhänger dürfte
es ermutigend sein, im nachfolgenden Interview aus
erwiesenermaßen berufenem Mund zu erfahren, dass die
Ausgangslage für das Gold und die Goldaktien weiterhin
konstruktiv erscheint.
Herr Hambro, der Goldpreis steigt und steigt. Was sind
die Gründe dafür und besteht noch weiteres Potenzial
nach oben?
Wir sind für die nächsten Jahre sehr zuversichtlich gestimmt,
was die Aussichten des Goldsektors angeht. In den Jahren
1998 und 1999 war der Bereich extrem unterbewertet. Auf
dem damals erreichten Preisniveau war es für die Hälfte der
Anbieter unrentabel geworden, Gold zu fördern. Das konnte
so nicht Bestand haben. In der Zwischenzeit haben sich die
Fundamentaldaten, wie etwa die Angebots- und
Nachfrageseite ausgesprochen positiv zu Gunsten von Gold
entwickelt. Denn die Produktion ist gefallen, es wurde ein
kontrolliertes und transparentes Vorgehen bei den
Goldverkäufen der Notenbanken implementiert und die
Goldminen kaufen ihre Absicherungspositionen zurück. Hinzu
kommen die geopolitischen Unsicherheiten, die Schwäche
beim US-Dollar und die fallenden Aktienmärkte.
Wir geben nie konkrete Prognosen zum Goldpreis ab, da eine
genaue Vorhersage sehr schwierig ist und wir auch keine
Experten für das Timing sind. Wir versuchen nur die Richtung
abzuschätzen und da glauben wir, dass es weiter nach oben
gehen wird. Die Faktoren, welche den Goldpreis zuletzt
gestützt haben, dürften jedenfalls noch weiter Bestand haben.
Eine überaus wichtige Sache, die zuletzt beobachtet werden
konnte, war die Rückkehr echter Goldinvestoren an den
Markt. Dabei handelt es sich um Investoren, die Gold aus
Gründen der langfristigen Geldanlage kaufen und nicht aus
Konsumgründen. Dazu muss man wissen, dass die weltweite
Marktkapitalisierung der Goldaktien nur zwischen 55 und 60
Milliarden Dollar liegt. Wen nur etwas Kapital in diesen
Bereich umgeschichtet wird, kann dies starke Kurssprünge
bewirken.
Wie erklären Sie die gute Wertentwicklung Ihres
Fonds und wie würden Sie Ihren Investmentstil
beschreiben?
Eine Rolle spielt dabei natürlich die allgemein gute Verfassung
des Goldsektors. Der steigende Goldpreis hat den FT
Goldmines Index, der für uns als Benchmark fungiert, im
Vorjahr um 52 Prozent nach oben gebracht. Ein Teil des von
uns auf Dollar-Basis eingefahrenen Plus von 97 Prozent ist
folglich auch mit darauf zurückzuführen. Unsere seit Jahren
schon guten Ergebnisse sind darüber hinaus mit einem sehr
zeitaufwändigen Analyseprozess zu erklären, bei dem wir uns
viele verschiedene Branchenvertreter sehr detailliert
anschauen. Über viel fundamentale Grundlagenarbeit können
wir die Goldaktien weltweit gut untereinander vergleichen. Die
am günstigsten bewerteten Titel, Werte mit interessanten
Wachstumsaussichten oder Aktien mit einer ansehnlichen
Dividendenrendite finden dann Eingang in unser Portfolio.
Was uns dagegen weniger beschäftigt, ist eine Nachbildung
des Index. Hätten wir das getan, würde unsere Performance
nicht so gut aussehen. Für uns zählt, mit der richtigen
Prozentzahl in der richtigen Aktie gewichtet zu sein, und nicht
das zu tun, was der Index vorgibt. In der Regel fahren wir
auch geringe Positionen an Barmitteln. Wenn wir negativ
eingestellt sind für den Sektor, dann versuchen wir mit einer
Höhergewichtung von Aktien gegenzusteuern, die unter einem
fallenden Goldpreis weniger stark leiden als der Durchschnitt
der Branchenvertreter.
Kann bereits von einer neuen Blase gesprochen
werden?
Nein. Blasen sind auch durch einen schnellen Preisanstieg
gekennzeichnet. Der Goldpreis liegt derzeit aber nur rund 100
Dollar über dem Tief des Jahres 1999. Auf das Jahr
hochgerechnet ergeben sich dadurch keine ungewöhnlich
starken Preissprünge. Gleichzeitig hat der Preis trotz der
jüngsten Kurssteigerungen noch nicht einmal seinen
Zehnjahresdurchschnitt von rund 366 Dollar je Feinunze
erreicht. Dabei ist es gerade bei Rohstoffen oft so, dass
Zyklen lange anhalten. Das heißt, nach einem deutlichen Fall
unter die Durchschnittspreise kommt es im Anschluss daran
zu einem nachhaltigen Anstieg darüber.
Was erwarten Sie von Ihrem Fonds in diesem Jahr?
Sollte sich der Goldpreis auf dem erreichten Niveau
behaupten, dürfte sich der Fonds sehr, sehr gut schlagen.
Denn dann würde die Profitabilität der
Goldminengesellschaften stark zunehmen. Das wiederum
würde in hohen Dividenden, Aktienrückkäufen und neuen
Wachstumschancen resultieren, was den Aktienkursen helfen
sollte. Außerdem sind die Goldminenaktien derzeit gemessen
am Goldpreis relativ günstig bewertet. Als der Goldpreis im
Mai bei 330 Dollar notierte, standen die Goldaktien im Schnitt
höher als heute, und das, obwohl der Goldpreis jetzt bei über
350 Dollar liegt.
Wie heißen Ihre Favoriten?
Unter unseren zehn größten Positionen im Fonds sind die
südafrikanischen Werte Gold Fields und Harmony Gold Mining
zu finden oder Placer Dome aus Kanada. Spannender sind
natürlich die kleineren Werte. Sie bieten größere Chancen,
beinhalten aber auch größere Risiken. Erwähnenswert sind in
diesem Zusammenhang die australischen Titel Sino Gold und
Lion Selection Group sowie einige russische Minen, die sich
zuletzt sehr gut entwickelt haben.
Was passiert mit dem Goldpreis, wenn sich die
politischen Risiken wie die Irak-Krise überraschend in
Luft auflösen würden?
Wegen der Irak-Krise steckt aus meiner Sicht derzeit nur eine
kleine Prämie im Goldpreis. Sollte es zum Krieg kommen,
dürfte dies dem Goldpreis aber deutlich helfen, da wir dann
mit einem klar fallenden Dollar rechnen. Aber auch ganz
allgemein stellen wir uns bei Merrill Lynch aus negativen
strukturellen Faktoren in der US-Wirtschaft auf einen
schwachen Dollar ein. Für den Goldpreis wäre dies natürlich
sehr hilfreich.
Das Gespräch führte Jürgen Büttner
Quellle: FAZ-Net

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