- Frage an dottore u.a. wegen fiat money etc. - Morpheus, 17.01.2003, 18:43
- Re: Frage an dottore u.a. wegen fiat money etc. - dottore, 17.01.2003, 19:24
- Re: Frage an dottore u.a. wegen fiat money etc. - D- Reymann, 18.01.2003, 22:14
- Re: Frage an dottore u.a. wegen fiat money etc. / Creutz / @D- Reymann - - ELLI -, 20.01.2003, 00:44
Re: Frage an dottore u.a. wegen fiat money etc.
-->>Hallo!
>Ich arbeite gerade an einem Artikel zum Scheitern des"fiat money" bzw. des Kreditgeldsystems. Einige Punkte sind mir jedoch unklar.
>Dottore hatte mal einen Artikel verfasst:"Zinseszins, Freddy & die ewig unbefriedigte ZB". Darin beschrieb er, dass der Zins den die Zentralbank verlangt nie getilgt werden kann, weil dieser in gesetzlichem Zahlungsmittel bezahlt werden muss. Wie sieht es aber mit den Notbankgewinnen aus, die doch an den Staat gehen?
Ja, aber nicht per Lkw, sondern in der Buba gebucht. Tatsächlich kann sich der Staat nicht bei der Buba bedienen, sondern nur bei Banken, bei denen der Staat Konten hält. Auf diese Konten bucht die Buba den Gewinn.
>Dies ist doch dann eine Forderung des Staates an die ZB, die er gegen gesetzliche Zahlungsmittel hinterlegen kann.
Der Staat (Bund) hat keinen Titel gegen die ZB (Buba), der bei der Buba als Pfand gegen ZB-Geld-Herausgabe hinterlegt werden könnte. Die Buba kann nicht ihre Passiva ("Gewinn") auf ihre Aktivseite packen (Forderung gegen sich selbst)und dagegen ZB-Geld ausgeben, das dann wieder passiv gebucht würde, wie alles ZB-Geld, ob als Noten oder Forderungen der Banken gegen die ZB.
>Wo ist der Denkfehler?
Die Buba diskontiert keine Forderungen an sich selbst.
>Ist der geschuldete Zins in Geldeinheiten etwa größer als die Notenbankgewinne?
Nein. Die ZB bezieht"Zinsgewinne" u.a. auch aus Auslandsguthaben. Da ist sie wie eine normale Bank.
>Eine weitere Frage: Dottore glaubt, dass das System dann in sich zusammen fällt, wenn die Kreditnahme und -vergabe ins Stocken gerät. Warum soll das der Fall sein? Die Banken können ja in Sachwerten vollstrecken und so uneinbringliche Schuld ausgleichen.
Zunächst kommt es bei fehlender Nettoneuverschuldung zu einer Kontraktion. In wie weit daraus eine feste Krise wird, hängt davon ab, ob der kapitalistische Kettenbriefprozesse (siehe Debitismus) wieder fortgesetzt wird. Falls nicht, kann in besicherte Schulden vollstreckt werden."Anleihen" (Bonds) sind aber unbesichert, und dann geht's schon los, mit dem ins Leere greifen.
>Dann eine weitere Frage bzgl. Inflation, weil dottore ja als Folge eine DeDe sieht: Kann es nicht auch zu einer Hyperinflation kommen? Wenn immer mehr Schuldner ausfallen, muss der Unternehmer doch seine Preise erhöhen, um seine Existenz zu sichern.
Die DeDe hat nur eine Ursache: Druck, die offenen Schulden zu bedienen, am Ende geht das nur noch über Notverkäufe zur Liqui-Beschaffung. Siehe Preiskämpfe usw. Der Unternehmer kann gar nichts. Er kann nur hoffen, liquide zu bleiben. Die Preise, die Du meinst, sind Angebotspreise, bzw. der verzweifelte Versuch, diese zu erhöhen. Von realisierten Preisen (geht nur NACH entsprechender Nettoneuverschuldung, also, indem zeitliche spätere Schuldner auftreten, wozu übrigens, Überredung zum Sich-Verschulden das ganze System überhaupt lebt, bis aktuell hin zum US-Verbraucher) ist da noch längst keine Rede.
>(Natürlich lässt diese Betrachtung Konkurrez aus China außer Betracht... ;-)) Gleichzeitig geht die Produktion zurück und das Kapital fließt in sichere, greifbare Dinge wie Rohstoffe, sodass sich die Produktionskosten zusätzlich verteuern.
Netto-Kapital gibt's ebenso wenig wie Netto-Geld (außer Scheidemünzen), also kann es auch nicht"fließen" - außer es fehlt dann woanders.
>Der Staat verschuldet sich weiter um die Konjunktur zu beleben (staatliche Nachfrage),
Richtig, er ersetzt den ausgefallenen (debitistischen) Privatschuldner.
>da er jedoch nichts produziert, steigt die Nachfrage bei - wie dargestellt - rückläufiger Produktion. Wenn in Anbetracht dieser wirtschaftlichen Entwicklung die Währung des Landes gegen alle anderen Währungen verliert (siehe USA aktuell), dann werden zudem auch noch importierte Produkte teurer. Ergo: Hyperinflation?
Nein, zumal jetzt schon gar nicht. USA exportiert via Dollar Deflation massiv nach Europa.
>Und ein letztes:
>Könnte die eigentliche Ursache für Inflation nicht sein, dass das mit Zins ausgestatte Geldvermögen (und damit die Schulden) schneller wächst als die reale Wertschaffung (zum Beispiel Produktion) und das diese Wertschaffung wegen ihrer relativen Knappheit an Wert gewinnt, also im Preis steigt? Zwingt nicht der Zins zu Inflation?
Zins zwingt zur Leistung in Höhe des via Zins Geschuldeten. Infla ist wie defla ausschließlich ein Kreditphänomen: Infla = Kredite (alles ex nihilo) werden gewährt und aufgepumpt, bei Defla geht's halt andersrum: Die Schulden müssen bedient werden.
>Für jede Anregung dankbar
>Morpheus [img][/img]
Jederzeit gern mehr. Muss aber jetzt wech.
Gruß!

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