- Genau wie 1929ff.: Zahl der Aktionäre ist gestiegen. - monopoly, 17.01.2003, 23:11
- Re: Genau wie 1929ff.: / JA, die bagholders funktionieren noch..... - -- ELLI --, 17.01.2003, 23:30
Genau wie 1929ff.: Zahl der Aktionäre ist gestiegen.
-->Anleger bestimmen ihr Schicksal selbst
Von Dirk Benninghoff, Frankfurt
Nach dem rapiden Kursverfall an den Börsen nehmen die deutschen Anleger ihr Schicksal wieder selbst in die Hand. Nach der jüngsten Infratest-Umfrage im Auftrag des Deutschen Aktieninstitutes (DAI) ist die Zahl der direkten Aktienbesitzer in Deutschland im zweiten Halbjahr 2002 erstmals seit dem Jahr 2000 wieder gestiegen.
Aktionäre und Fondsbesitzer
Infratest befragt für das DAI monatlich 2500 Deutsche ab 14 Jahren nach ihrem Anlageverhalten. Der Zuwachs bei den Direktanlegern bremste den Rückgang bei den indirekten Aktionären - also den Besitzern von Fondsanteilen - ab. Entsprechend ging die Gesamtzahl der Aktienbesitzer in Deutschland in der zweiten Hälfte 2002 um 0,6 Prozent auf 11,5 Millionen zurück. Zur Einordnung: Im vergangenen Jahr hatte der Dax gut 40 Prozent verloren.
Insgesamt lag der Aktionärsanteil in Deutschland bei 17,9 Prozent, was sich im europäischen Vergleich immer noch als sehr bescheiden ausnimmt. In Südeuropa und skandinavischen Staaten halten zwischen 20 und rund 50 Prozent der Einwohner Aktien. Spitzenreiter sind die Schweden.
Einstiegskurse genutzt
Zwar erreichte die Zahl der deutschen Direktaktionäre im zweiten Halbjahr 2002 noch nicht wieder den hohen Stand von Ende 2001, doch gab es mit insgesamt 5,3 Millionen direkten Aktionären 13,5 Prozent mehr als im ersten Halbjahr. Das Ergebnis verwundert selbst die Experten vom DAI. Mit"erfreulich" und"überraschend" kommentierte Direktor Franz-Josef Leven die Zahlen am Montag in Frankfurt. Weniger erfreulich war dagegen der Einbruch bei den Fondsanlegern um 6,2 Prozent auf 8,4 Millionen.
Doch die Zunahme gegenĂĽber dem ersten Halbjahr macht den Experten Mut."Die Anleger haben die gĂĽnstigen Einstiegskurse im zweiten Halbjahr genutzt", sagte DAI-Chef RĂĽdiger von Rosen. Ein erklecklicher Anteil habe von Fonds in Aktien umgeschichtet, um die Geschicke selbst in die Hand zu nehmen, mutmaĂźte DAI-Direktor Leven.
Dazu passt ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Die Anleger kaufen nicht mehr blind Aktien oder Fonds, sondern analysieren die einzelnen Werte stärker. Gezieltes"Stock-Picking" war für viele die Devise."Diese Erkenntnis macht Mut", sagte Leven weiter.
Anleger sind nervös
Dass diese Entwicklung sich fortsetzt, ist aber unsicher. Die Anleger seien angesichts der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten"sehr nervös", sagte von Rosen weiter. Auch die Steuerpläne der Regierung werden vom DAI mit Sorge betrachtet.
Zudem herrscht eine große Kluft zwischen Ost und West. Während im vergangenen Halbjahr in den alten Bundesländern 19,7 Prozent der Bürger am Aktienmarkt investiert waren, lag der Wert in den neuen Ländern nur bei 10,5 Prozent.
"Die Enttäuschung über die schwache Börsenentwicklung war offenbar noch größer", sagte Leven. Er schließt nicht aus, dass die Krise des ehemaligen ostdeutschen Vorzeigeunternehmens Intershop die Stimmung im Osten nachhaltig verdorben hat. Dort sei die Identifizierung mit lokalen Unternehmen möglicherweise höher als im Westen.
Um die Aktienkultur zu stärken, fordert das DAI eine steuerliche Begünstigung für Belegschaftsaktien. Die Umfragen hätten ergeben, dass deren Besitz auch zum Kauf anderer Aktien motiviere.
© 2003 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD

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