- Regierungsexperten bestreiten Gefahr einer Deflation - vladtepes, 18.01.2003, 11:10
- Selig sind die, die da arm sind im Geiste. - Tobias, 18.01.2003, 12:57
- Re: Selig sind die, die da arm sind im Geiste. - vladtepes, 18.01.2003, 22:22
- Selig sind die, die da arm sind im Geiste. - Tobias, 18.01.2003, 12:57
Regierungsexperten bestreiten Gefahr einer Deflation
-->Regierungsexperten bestreiten Gefahr einer Deflation
Gedämpfte Preisentwicklung als Folge des schwachen privaten Konsums und geringer Investitionstätigkeit
Klaus Wirtgen
BERLIN, 17. Januar. Die Bundesregierung sieht keinen Anlass für Deflationsängste in Deutschland und Europa. Jeder Vergleich mit Japan, wo die Volkswirtschaft immer noch unter den Folgen des Einbruchs der Aktien- und Immobilienpreise Anfang der 90er-Jahre leidet, gehe ins Leere. Auch für ein Abgleiten in eine sich verstärkende negative Preisspirale auf gesamtwirtschaftlichem Niveau - Kennzeichen einer Deflation - liegen"wenig Anzeichen" vor, heißt es einer internen Ausarbeitung von Experten des Bundeswirtschafts- und Arbeitsministeriums in Berlin. Die in den letzten Monaten zu beobachtende gedämpfte Preisentwicklung deute nicht auf eine Deflation. Sie reflektiere vielmehr eine"anhaltend schwache Entwicklung" von privatem Verbrauch und inländischen Investitionen.
Preisdruck sinkt
Anderseits lasse aber auch der Kostendruck nach, vor allem durch die Euro-Aufwertung, sagen die Ã-konomen von Doppelminister Wolfgang Clement (SPD). Von der für dieses Jahr vorausgesagten niedrigeren Inflationsrate erwarten die Konjunkturexperten positive Impulse für Wettbewerbsfähigkeit sowie Kaufkraft und für"eine dynamische Wachstumsentwicklung".
Im Jahr 2001 hatte die deutsche Inflationsrate noch 2,5 Prozent betragen und damit über dem europäischen Stabilitätsziel gelegen. Für 2002 hat das Statistische Bundesamt allerdings eine Rate von nur 1,3 Prozent berechnet.
Da die deutsche Teuerungsrate den europäischen Verbraucherpreisindex zu mehr als 30 Prozent, zusammen mit Frankreich und Italien sogar zu 70 Prozent bestimme, erweitere sich durch die günstige Preisentwicklung in Deutschland auch der Spielraum der Europäischen Zentralbank"für eine stabilitätsgerechte geldpolitische Lockerung", schreiben die Experten des Ministeriums in ihrem Bericht. So könne dem Anstieg der Realzinsen entgegengewirkt werden. Vieles spreche dafür, dass auch in Zukunft die deutsche Inflationsrate tendenziell unter dem Euro-Durchschnitt bleibe. Ein gewisser"Inflationsverzicht" der weiterentwickelten Euro-Länder sei erforderlich, um Staaten mit niedrigerem Pro-Kopf-Einkommen den notwendigen Spielraum für Strukturwandel zu bieten - ohne gleichzeitig die Preisstabilität im gesamten Euro-Gebiet in Frage zu stellen. Für deutsche Produkte und Dienstleistungen ergebe sich aus dieser unterschiedlichen Stabilität sogar der Vorteil höherer preislicher Wettbewerbsfähigkeit.
Wettbewerb mit Beitrittsländern
Problematisch könne sich der deutsche"strukturelle Inflationsverzicht" jedoch auswirken, wenn im Zuge der EU- Osterweiterung die neuen Mitglieder zu rasch den Euro einführten. Da dann die Kaufkraftanpassung über die Wechselkurse wegfiele, müsse die Bundesrepublik den Wettbewerb mit den Beitrittsstaaten allein über Löhne, Preise und Mobilität ihrer Arbeitskräfte bestehen."Die bereits jetzt sehr hohen Herausforderungen an die strukturelle Anpassungsfähigkeit Deutschlands" dürfte noch weiter steigen, heißt es in dem Papier.
Kernaufgabe"einer nachhaltigen Deflationsvorbeugung" in Deutschland sei eine"breit angelegte Stärkung der Anpassungsfähigkeit und der Wachstumskräfte in Wirtschaft und Gesellschaft, vor allem auch mit Blick auf den demografischen Wandel". Clements Experten sprechen sich damit indirekt auch unter dem Gesichtspunkt der Abwehr japanischer Verhältnisse für Reformen der Altersversorgung aus.
<ul> ~ http://www.berlinonline.de/aktuelles/berliner_zeitung/wirtschaft/210253.html</ul>

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