- Dr. Erhardt - US-Konjunktur - Lemmy, 19.01.2003, 10:57
- Re: Inflation - Deflation - Beides - Oder Was??? - ein Fall für dottore - André, 19.01.2003, 12:45
- bezeichnet Bethmann so etwas nicht als"Regenbogen-Inflation"?... - Ricoletto, 19.01.2003, 13:33
- Re: Inflation - Deflation - Beides - Oder Was??? - ein Fall für dottore - dottore, 19.01.2003, 14:55
- Bei Preisen für Finanztiteln jedenfalls eindeutig Deflation.. - marsch, 19.01.2003, 15:23
- Re: Inflation - Deflation - Beides - Oder Was??? - ein Fall für dottore - André, 19.01.2003, 15:55
- Re: Inflation - Deflation - Beides - Oder Was??? - ein Fall für dottore - Euklid, 19.01.2003, 16:12
- Re: Scheinchen - André, 19.01.2003, 16:30
- Re: Scheinchen - Euklid, 19.01.2003, 19:07
- Noch besser - MC Muffin, 19.01.2003, 19:26
- Re: Noch besser - D- Reymann, 19.01.2003, 23:19
- Noch besser - MC Muffin, 19.01.2003, 19:26
- Re: Scheinchen - Euklid, 19.01.2003, 19:07
- Re: Scheinchen - André, 19.01.2003, 16:30
- Re: Inflation - Deflation - Beides - Oder Was??? - ein Fall für dottore - Euklid, 19.01.2003, 16:12
- Re: Inflation - Deflation - Beides - Oder Was??? - ein Fall für dottore - André, 19.01.2003, 12:45
Re: Inflation - Deflation - Beides - Oder Was??? - ein Fall für dottore
-->Hi André,
zunächst grundsätzlich: Was gemeinhin als Infla / Defla bezeichnet wird, ist das, was"rauskommt": steigende bzw. fallende Preise.
Dabei ist zu beachten, dass es sich nicht um geforderte (Preisschild), sondern um realisierte (Vertragsabschluss) Preise handelt.
Verträge können zur Barzahlung vereinbart werden (mit umlaufenden fälligen Kredittiteln) oder sie lauten auf Kredit (Bezahlung später, dieses allerdings zu einem Termin, der seinerseits prolongiert oder gestreckt werden kann).
Wie geht nun der"Mechanismus"?
Die Preise können sich verdoppeln, ohne dass auch nur ein Cent Bares beim Vertragsabschluss eine Rolle spielt (jeder kauft auf Kredit, der beim Kaufvertrag sich ergebende Preis wird als"Maßstab" für Infla genommen).
Da alles Bargeld nur aus der ZB erscheinen kann (Scheidemünzen ausgenommen), nachdem ihr Kredittitel (Schuldtitel) angedient wurden, sind sämtliche Preise nur aufgrund von Krediten vorstellbar: entweder von neu vergebenen (inkl."Anschreiben") oder von bereits existenten. Diese können zediert werden oder mit Hilfe der ZB (aus Bond mach Bares, dies gegen die ZB-Steuer, alias deren"Satz" oder"Leitzins") aus späteren Fälligkeiten in frühere verwandelt sein.
Daraus ergibt sich, dass Infla / Defla sich nicht nur auf Preise von Waren oder Dienstleistungen beziehen, sondern auf alle Preise, d.h. inkl. Kurse von Aktien, Anleihen usw.
Ein"gesamtes" Preisniveau gibt es nicht bzw. wird nicht ermittelt, da es auch die Preise für Finanztitel enthalten müsste. Partiele Preisniveaus existieren, z.B. für den Warenkorb (daher das Wort) oder für Finanztitel (z.B. Aktienindizes), von Preisniveaus für sonstige Aktiva (Grund und Boden, Rohstoffe, inkl. Gold usw.) ganz zu schweigen.
Ich bezweifle auch, ob ein solches Gesamtpreis-Kurs-und Wertniveau überhaupt zu ermitteln wäre, da ein Preisniveau immer aus Einzelpreisen, -kursen und -werten bestehen müsste, die ihrerseits nicht nach einer einfachen Zählung (1,2,3...) plus anschließender Addition einen Sinn ergäben, sondern nur nachdem sie"gewichtet" sind. Wie aber Preise für Coca Cola-Dosen (voll und leer) mit Kursen für Coca Cola-Aktien sowie Werten für Coca Cola-Bildern von Andy Warhol oder Roy Lichtenstein sinnvoll"mixen"?
So wird es immer bei Warenpreis-Inflationen und -Deflationen sowie Finanztitel-Inflationen und -Deflationen und Werte-Inflationen und -Deflationen bleiben. Wir haben Waren-Inflationen, Lohn-Inflationen, Aktien-Haussen, Kunst-Haussen und entsprechende Deflationen - sich jeweils auf steigend oder fallend gegenüber einem Vergleichsstichtag (-zeitraum) beziehend.
Dazu gesellt sich das Problem der zu- bzw. abnehmenden Inflationen bzw. Deflationen, wobei als Klassiker die Disinflation zu nennen wäre, bei der zwar noch Inflation herrscht, freilich abnehmend und in der Regel eine Finanztitelhausse zu beobachten ist.
Der entscheidende Punkt ist erreicht, wenn sich sämtliche Preise, Kurse und Werte in einem - gegen Vergleichpunkt - abnehmenden Trend befinden, also alle Waren billiger werden, die Löhne dito, die Kurse auch und Grund und Boden, Kunst usw. ebenfalls. Bis dieser Punkt erreicht ist, kann"geswitcht" werden - weil immer irgendetwas"steigt" (jetzt relativ zu Anderem oder Früherem), danach wird's eng.
Wenn"alles" fällt, ist dies ein Ausdruck dafür, dass die zusätzlichen Kredite, auf denen alles basiert, ausbleiben und dass nunmehr zur Beschaffung der Liquidität, um die bereits existenten und ablaufenden Titel zu"bedienen", also sie selbst (und nicht etwa alle, die später fällig werden) aus der Welt zu schaffen.
<b<Dies ist die Deflation, aus der es dann kein Entrinnen mehr gibt, da die Basis für die Vergabe neuer Kredite (höhere Löhne, teurere Grundstücke usw.), die absolut systemnotwendig sind, immer kleiner wird.[/b]
Dann stecken wir in der deflationären Einwärtsspirale, die sich selbst verstärkt. In dieser Richtung muss das gesamte System marschieren, sobald es überschuldet ist, d.h. sich selbst der Möglichkeit, mit laufenden"new credits" sich immer weiter voranzutreiben (der berühmte"Motor" des Kapitalismus) begeben hat.
Sobald also die gesamte Kredit"menge" (M3 mindestens, da ein Mtotal nicht ermittelt wird) zusammenschnurrt, ist Alarm.
Es gibt zwar noch verschuldungsrobuste Wirtschaftsteilnehmer ("Staat"), deren Möglichkeiten allerdings auch begrenzt sind, da sie spätestens am Ende sind (vorheriger Vertrauensverlust außen vor), sobald die zusätzlichen Steuereinnahmen nicht mehr hinreichen, um die laufenden Zinsen zu bedienen, woraufhin nach einer - kurzen? - Letztaufschuldungsphase dann die Bankrottzone wartet. Ende (rechnerisch) spätestens, wenn die Zinsen auf die aufgelaufene Staatsschuld höher sind als das gesamte BIP, weil mehr als das gesamte BIP nicht als Steuern in Frage kommen kann.
Dreh- und Angelpunkt ist und bleibt der Kredit. Nimmt er ab, muss logischerweise über kurz oder lang die Nachfrage abnehmen und müssen ergo alle Preise, Kurse und Werte fallen.
Noch zu den Punkten selbst:
>Alles in Abhängigkeit der (gewiß, insbesonders bei 1. und 3. in Abhängigkeit stehenden) gewählten Definition:
>Inflation = Erhöhung der Geldmenge
>Deflation = Verminderung der Geldmenge
>ergo:
>Die USA hat keine Deflation!!!
>Auch Eurapa hat keine Deflation.
Die Geldmenge, definiert als etwas, das"enger" gefasst ist als die gesamte (!) Kreditsumme spielt keinerlei Rolle. Ich weiß auch nicht, welche"Geldmenge" konkret gemeint ist. ZB-Geld, MZM, M0, M1, M2, M3...
>Inflation = Preis-Steigerung des durchschnittlichen Warenkorbes
>Deflattion = Preissenkungen des durchschnittlichen Warenkorbes
>ergo: Die UsA hat keine Deflation.
Keine Warenpreis-Deflation.
>Auch Europa hat (noch) keine Deflation, denn die massiven Preissteigerungen bei den monopolisierten Preisen und den administrativen Preisen überwiegen die Preissenkungen bei Wettbewerbspreisen und die durch Konkurse auftretenden Schleuderpreise.
Das ist ebenfalls richtig. Nur ziehen diese Teilpreis-Erhöhungen je nach Elastizität der Nachfrage Kaufkraft von anderen Bereichn ab, so dass dort die Preise umso stärker fallen (das Discounterproblem).
>Inflation = (kräftige)Kreditausweitung
>Deflation = Kreditvolumenschrumpfung
Ja, weil ein Kredit um des Kredites willen oder eine Schuldaufnahem nur um Schulden zu haben, nicht existieren. Beides führt dazu, Zahlungen zu leisten. Woher die Zahlungsverpflichtungen kommen, spielt keine Rolle.
>ergo:
>Die USA haben keine Deflation, denn die Kreditexpansion der öffentlichen Hand wie der Privaten übersteigt Kreditschrumpfungen (durch Faillieren) im Unternehmensbereich beträchtlich.
M3 nimmt jedenfalls bereits ab, siehe den Hinweis von vorhin (Danke dafür).
>In Europa etwas näher der Deflationsgrenze, da Ã-ffentliche Hände durch Mastricht begrenzt werden und Private keine Kreditexpansion, sondern das Gegenteil anstreben,
Ja.
>Hinzu kommt das eher restriktive Verhalten des Finanzsektors (Basel 2).
Ja.
>Also in Europa allenfalls am Rand der Deflation.
Ja.
>Das Begriffsinstrumentarium Infla - Defla erweist sich somit
>als nicht hinreichend zur Kennzeichnung der derzeitigen Wirtschaftslage.
<b<Ich denke, es wäre am einfachsten Infla und Defla ausschließlich auf den Kreditsektor zu beziehen. Steigen die"new credits" netto über das, was aus den"old credits" (plus noch nicht bezahlten Sonstigkeiten, halt auch"old credits") zu leisten ist, ist inflationäre Tendenz (egal auf welchen Märkten), ansonsten deflationäre.[/b]
>Bei dem klasse Sonnenwetter wart Ihr doch hoffentlich heute auch schon mal
>im Schnee?
Ich hoffe es für alle.
Gruß!

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