- Deutschland: Eine Planwirtschaft - marocki4, 20.01.2003, 10:40
Deutschland: Eine Planwirtschaft
-->TradeCentre vom 20.01.:
Liebe Leser,
wir haben alle Vorurteile und so blicken wir Europäer immer noch
mit einer gewissen Verachtung auf die scheinbar
kommunistischen Länder wie China und Russland. Was wir dabei
jedoch übersehen, könnten wir durchaus als Ironie des Schicksals
bezeichnen: Die größte Planwirtschaft der Welt ist
Deutschland! Nicht offiziell, weil schließlich keine zentrale
Regierung die Aufgaben verteilt. Inoffiziell und objektiv
allerdings schon. Die deutsche Überregulierung ist nichts anderes
als passive Planwirtschaft. Im Kapitalismus unterliegen die
Märkte bis zu einer gewissen Grenze der Selbstregulierung.
Angebot und Nachfrage schaffen klare Verhältnisse. Eine der
wichtigsten Produktionsfaktoren, das Humankapital, entzieht
sich bei uns jedoch dieser Selbstregulierung. Der Preis für
Arbeitskräfte - verzeihen Sie mir bitte die Objektivierung -
unterliegt nicht den Marktgesetzen. Gewerkschaften treiben die
Löhne nach oben und unsinnige Arbeiterrechte hindern die
Unternehmen an notwendigen Restrukturierungs-Massnahmen.
Der Sozialstaat ist nach der Demokratie eine der wichtigsten
Errungenschaften unserer Gesellschaft. Wenn er jedoch als
Wohlfahrtsstaat missbraucht wird und somit nicht mehr bezahlbar
bleibt, öffnet er geradewegs die Büchse der Pandora. Den
übertriebenden Wohlstand der jetzigen Bevölkerung wird die
nächste Generation in zwanzig Jahren teuer zu spüren bekommen.
Wer ständig mehr ausgibt als einnimmt, wird sich damit ins
Unglück stürzen. Diesen einfachen Zusammenhang kapiert jedes
Vorschulkind. Unseren Politikern scheint diese Logik fremd. Die
Lösung dieses Dilemmas ist einfach: Es kann nur das Geld an
Rentner und Arbeitslose verteilt werden, das dem Staat als
Haushaltsüberschuss zur Verfügung steht. Eine Forderung, die
auf den ersten Blick hart und gefühllos erscheinen mag. Wenn Sie
anderer Meinung sind, geben Sie doch einmal 1,035 hoch
zwanzig in den Taschenrechner ein, um sich ein Bild über den
Teufelkreis der Verschuldung zu machen. Ich empfinde es pervers
und unsozial, wenn ein Großteil des Staats-Haushaltes zur
Schuldentilgung aufgewendet werden muss und die Regierung
diesen Irrsinn als vollkommen normal hinstellt. Großkapital-besitzer
verdienen mit den Zinsen auf Ihre Obligationen eine
Unmenge an Geld, ohne eine produktive Gegenleistung zu
erbringen. Geld ohne Arbeit funktioniert nicht. Das hat die
Geschichte des Kommunismus gezeigt und bald werden das auch
die deutschen Schönwetterpolitiker vorgeführt bekommen.
Viele Grüße
Simon Betschinger

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