- @ dottore - nochmal zum Thema - Turon, 24.01.2003, 04:03
@ dottore - nochmal zum Thema
-->Ich melde mich nochmal mit paar Replys zu Wort (die Antworten fettgedruckt)
Lieber Turon,
besten Dank für die ausführliche Replik. Vielleicht einige Gedanken dazu:
>Die wirtschaftliche Bedeutung des möglichen Irakkrieges ist unverkennbar.
>Zu Deinen Ausführungen möchte ich noch hinzufügen, daß USA demnächst die alleinige Herrschaft über die Ã-lfelder Iraks anstrebt - damit wären doch durchaus die europäischen Querköpfe Deutschland und Frankreich ohnehin Zahler.
Wenn es so wäre, dann konnte das Vorgehen Schröders nicht im Interesse Deutschlands gewesen sein.
Nun - die Vorgehensweise Schröders ist schon seit langem keineswegs im Interesse Deutschlands - man muß wohl annehmen, daß das Deutsche"Nein" zum Krieg, von Anfang an Abkühlung des Bündnisses bedeutet. Ich denke aber, daß
es von Amerika genauso gewollt ist. Ein kleiner Hinweis dazu. Es war noch kein
Gerede vom Krieg in Irak in Sicht, da hat Washington bereits die Stahlimporte
aus Europa unter Schutzzölle gestellt.
Nach meiner Auffassung jedoch - war das mehr als eindeutig ein sehr unüberlegter Schritt - denn da hat es bereits die ersten Proteste seitens der
EU gegeben. Amerika hat die Abkühlung bereits in Vorfeld geplant. Amerika wußte auch wohl klar, daß hier - mitten in Europa - die Intelligenzia sich wohl kaum
von angeblicher Präsenz der moslemischen Extremisten beeinflussen lassen wird -und daß gerade Deutschland - aufgrund der Vergangenheit - ganz besonders allergisch reagieren wird, wenn an der Story irgendetwas auszusetzen ist.
Nehmen wir noch dazu, dass die britischen Großkonzerne BP und Royal Dutch / Shell (die Niederländer verhalten sich auffallend still, kann aber durchaus mit den Wahlen zu tun gehabt haben, im Wahlkampf, soweit mir bekannt, keine Irak-Thematisierung) mit am Siegertisch säßen, dann würde es im worst case für Deutschland nicht konfortabel: Frankreich kann sich immer noch mit Algerien arrangieren und den frankophonen Ã-l-Staaten, Deutschland müsste sich dann dringend mit Russland arrangieren, um nicht gänzlich ins Abseits zu geraten.
Das ist korrekt. Ich durfte allerdings mittlerweile die Stimmung in Rußland
aus erster Hand erfahren - falls Du es noch nicht weißt - mein Schwager ist selbst Russe - und hat sich zunächst geweigert zum Thema was beizutragen -
allerdings tat er das dann doch. Niemand - wirklich kein einziger Mensch in Rußland - kauft den Amis die Story ab. Man habe generell sehr große Symphatie
für die Deutschen - ausgerechnet wegen dem Veto bei dem Krieg. Putin´s Position
ist in übrigen scheinbar auch klar - er meidet Auseinandersetzungen mit der USA
ist aber der Europa wohlgesonnen - und das hat er bereits mehrmals kundgetan.
Was USA angeht - 99,9% der Russen hält die Politik der Amerikaner sprichwörtlich zum Kotzen, was ich in übrigen auch teile.
Dabei säße (Energielieferungen, wir selbst haben abschaltbereit KKWs und 14.000 Windräder - außerhalb jeglicher Kostenrechnung - und etwas teure Kohle, die pro Kumpel und Jahr mit ca. 30.000 € subventioniert wird!), dabei säße Deutschland also nicht auf einem Spitzenplatz.
Das mag richtig sein, aber da Du ja bereits die Diplomatie erwähnt hast. Es bleibt den Deutschen bei dem Fiasko mit USA nichts anderes übrig, als sich ganz besonders diplomatisch gegenüber den Russen zu verhalten.
(...Kwasniewski...)
>Das hat zwar keine Bedeutung - dennoch denkt man in weiten Teilen Polens
>ähnlich wie in Deutschland.
Es geht, glaube ich, weniger um das, was gedacht, sondern um das was und vor allem wie ausgesprochen wird. Ein Bruch Polen/USA erscheint mir äußerst unwahrscheinlich, allerdings weiß ich nicht, was Kwasniewski und Bush vor kurzem in Washington besprochen haben.
Einen Bruch Polen/USA wird es selbstverständlich nicht geben. Rein wirtschaftlich gesehen, ist Polen bestens damit bedient wirtschaftliche Interessen der EU mitzuverfolgen, was aber die Polen kaum dabei stört
um US-Investitionen in Polen zu werben. Kwasniewskis Treffen mit Bush hatte lediglich einen Ziel: er möchte nach wie vor amerikanische Investoren nach Polen locken, und es ging bei dem Treffen hauptsächlich darum. Daß Polen
den amerikanischen Präsidenten natürlich"Treue" versprochen hat, hängt damit zusammen, daß Bush nun mal versprochen hat, sich um die Investitionen in polnischen Lande zu kümmern.
Bush wäre allerdings ganz dumm, wenn es bei dem Versprechen bliebe. Polen
ist ein Transitland zwischen Deutschland und Rußland - und steht aufgrund
billiger Arbeitskräfte derzeit selbst bei den Japanern als Investitionsland
hoch im Kurs.
Laß mich mal raten, welche Investitionen der US-Investoren in Polen sinnvoll wären? Vielleicht der Verkauf und gleichzeitig Kontrolle über die Erdölpipeline
aus Rußland nach Deutschland. ;)
Höchst unschön wäre für Deutschland die Konstellation: Polen in der EU und das mit billigeren Arbeitskräften und billigerer Energie als Deutschland.
Bisher hat Europa sehr wohl es verhindert, gerade bei der Aufnahme-voraussetzungen, daß Polen tatsächlich günstiger Energielieferant sein wird.
Das will ich jedenfalls sehr stark bezweifeln, entweder das sich Polen an die Vereinbarungen halten wird und ganze Region wirtschaftlich platt macht,
ohne für einen Ersatz zu sorgen.
Die billigen Arbeitskräfte ist da ein ganz anderes Thema. Bisher wurden die Produktionssparten, die unprofitabel waren aus Deutschland nach Polen verlegt.
Jetzt wo die Absätze schwinden, werden die meisten Arbeitsplätze eben in Polen abgeschafft.
Ich habe jedenfalls die Prozedur, wie Europa mit Polen umgeht sehr wohl wahrgenommen - und wenn ich ehrlich sein soll, wundert es mich überhaupt nicht,
daß Kwasniewski sich aufgrund wirtschaftlicher Aspekte viel lieber mit
Amerikanern und Japanern trifft.
Unschön ist da für mich nur eine Sache: Polen stellt wieder mal eine Art
Pufferzone der internationalen Interessen. Polen soll ja in die EU - richtige Investitionen, wo es um wirklich schweres Kapital geht stammen aber gerade aus USA und Japan (zumindest in letzter Zeit). Als Beispiel wäre da Tishman Speyer Properties - genau die selbe Firma, die schon in Frankfurt den Messe Turm
baute, oder Sony Center in Berlin investiert 750 Mio Dollar in Krakow.
Kwasniewski warb bei dem Gespräch mit Bush - um Investitionen in Höhe von etwa 10 Millarden US-Dollar. Insgesamt wollte Kwasniewski sich zum Ergebnis nicht äußern, dennoch gehe ich davon aus, daß Bush bereit ist Polen in dieser Hinsicht zu unterstützen. Still und leise bekommt also Deutschland auch von den Osten eine spürbare Grenze und natürlich amerikanischen Einfluß zu spüren.
>Sehr gut: dann tippe ich eher auf teueres Ã-l - es geht um Umsätze in Dollar -
>und wie um Himmels Willen sollen höhere Dollarumsätze zu Stande kommen, wenn er
>plötzlich 5 Dollar/Barrel kostet?
Die Umsätze in Ã-l sind de facto US-Binnenumsätze. Da im Irak zu 0,5 $ das Fass gefördert werden kann, würde die Kostensenkung durchaus mit einer hohen Profitabilität vereinbar sein. Wichtiger als der Erlös ist der Ertrag.
>Die deutsche Bundesregierung erkennt zwei Sachen sehr gut: wenn der Krieg vorbei ist, kriegen Europäer Erdölengpässe - und müssen mit Rußland koalieren - ein weiterer Angriffspunkt für US-Außenpolitik, die Beziehungen mit Europa abkühlen zu lassen.
Russland kann bei dem Ganzen kaum verlieren.
Das sehe ich in etwa genauso, wenn man voraussetzt, daß der wortlose Pakt
der Polen und USA eben nicht zu Stande kommt.
>Obendrein kann man davon ausgehen, daß der Boom der alternativen Energien den Euro noch weiter erhärten wird.
Die alternativen Energien rechnen sich (noch?) nicht. Bevor wir an den Euro denken, sollten wir vielleicht an die kommenden Steuerbelastungen denken, falls Deutschland komplett auf alternative Energien umsteigen müsste.
Die Kosten werden sicherlich horrend sein - dennoch traue ich den Deutschen sehr wohl zu, daß sie es nicht versäumen werden, die Wasserstoffautospläne aus der Schublade zu holen. Es wäre jedenfalls nicht verkehrt. Bis zum heutigen Zeitpunkt, hat man jedenfalls auf die Verwirklichung derartiger Antriebe keinen besonders großen Wert gelegt, da es wirtschaftlich schädigend war, ganz besonders für die USA.
Dennoch: bereits jetzt plant man in Polen (darüber wird zum Beispiel in Europa gar nicht richtig diskutiert) den Ã-kodiesel voranzutreiben - es wurde neuerdings sehr umfangreich darüber berichtet, daß polnische Landwirtschaft
nur in diese Richtung zu lenken sei. Derzeit jedoch wird aber das Rapsölauto
wohl auf gesetzliche Grundlage warten müssen. (zumindest in Polen)
Dagegen ist das Erdgasauto in Polen überhaupt kein Problem. Im Gegensatz zu den Deutschen scheinen die Polen in diesem Bereich richtig innovationsbegeistert zu sein.
Ich möchte mir in diesem Kontext jedoch die Machbarkeitsstudie nicht gerade vor Augen führen. Zwar sind die Bemühungen um die Freundschaft mit den Amerikanern nicht von der Hand zu weisen, nichtdestotrotz orientiert sich Polen sehr wohl in Richtung künftiges Europa - und selbst wenn man hier generell den Einsatz von
Alternativenergie - eher mit unzureichenden Windparks gleichsetzt - es ist so oder so die Zukunft. Daß derartige Investitionen primiär natürlich jede Menge Geld kosten und keineswegs den Bedarf derzeit decken - darüber sind wir uns klar einig. Und langfristig gesehen ist es die einzig vernünftige Lösung - denn
Du wirst mir wohl Recht darin geben, daß der letzte Ã-lfaß nicht gerade freundschaftlich zwische USA, Frankreich, Deutschland und Rest der Welt aufgeteilt wird.
Eigentlich ist das auch hier im Forum der springende Punkt: man möge mir das verzeihen - die meisten trauen der Alternativenergien nicht über den Weg -
und verteufeln auch die Ã-kosteuerreform. Nach meiner Auffassung ist es aber so:
die Ã-kosteuerreform ist nur dann zu verteufeln, wenn die Steuern auch hier zweckentfremdet werden. Weil langfristig gibt es nun mal für dieses Europa keine
Alternative, als auf erneuerbare und vor allem arbeitsplatzschaffende Energieherstellungsarten umzusteigen. Dazu gibt es nur eine Alternative -
ein Megawettrüsten zu entfachen - gegen die USA und eigene Erdölvorräte zu erobern. Nun - auf diesem Gebiet arbeitet die Zeit ganz klar gegen die Europäer.
>Man wird also die
>frischgedruckten Dollarblüten nach Europa transferieren. Amerikaner kennen diplomatisch eben auch nichts bis eigenes Versagen in der Welt zu zerstreuen. Obendrein setzen sie doch selbst ganz klar auf Konfrontation - das kann Deinen
>wachen Augen doch gar nicht entgangen sein - auf die Art und Weise kann man eben vor amerikanischen Volk in Zukunft rechtfertigen, daß man aufgrund der Sicherheit mehr Waffen bauen muß.
Dass alles in Richtung Konfrontation treibt, ist unübersehbar, selbst für mich. Die Frage ist nur, ob man bis zur Konfrontation denkt oder noch darüber hinaus. Ich habe Zweifel, ob die Anti-USA-Allianz (falls sie denn zustande käme und auch trüge) mit den sich dann post festum ergebenden Konsequenzen gut genug bedacht war.
Darin sind wir uns wohl absolut einig. Die Anti-USA-Allianz hat es in Europa
niemals gegeben. Es ist offenkundig, daß die meisten Staaten der Europa die
Dominanz der USA längst als selbstverständlich betrachten. Und undiplomatisch und direkt von USA gefragt, werden diese sich proamerikanisch entscheiden.
Niemand hat ernsthaft zwischen der Regierungen ernstahafte Debatte betrieben, wie sich nun mal Europa gegenüber USA zu verhlaten hat - als ein Ganzes.
Darin gebe ich Dir 100% Recht - man gibt sich sowohl in Frankreich wie auch in Deutschland der Illusion, daß Europa stillschweigend den Franzosen und den Deutschen folgen wird. Das wird schon alleine aufgrund der ewiger Feindschaft Frankreich England nicht erfolgen und schon gar nicht Deutschland - Resteuropa.
Die Polen haben auch immer noch nicht vergessen, daß Deutschland in Polen einmarschiert ist und sich mit Stalin die Gebiete quasi aufteilt hat, Polen haben aber auch nicht vergessen, daß England und Frankreich eine kriegsvorbeugende Allianz nicht eingehalten hat. Ich kann den Deutschen auch nur raten, diesen Umstand nicht zu vergessen. Nicht weil ich was gegen die Deutschen hätte - ganz im Gegenteil. Ich weiß wozu diese Europa nun mal fähig ist.
Für mich sieht es nach wie vor so aus, dass Herr Schröder aus wahltaktischen Gründen gehandelt hat und handelt und nicht aufgrund einer sorgsam überlegten Strategie. Wenn sich deutsche Politik etwas sehr genau überlegen muss, dann die Frage, ob man zu den USA auf Konfrontation gehen soll.
Die Herren haben mit vielen anderen Mitbürgern des Landes eines gemeinsam.
Sie denken, daß die Vergangenheit sich nicht wiederholen kann. Und wenn sie sich schon wiederholt, dann sollte es nicht mit deutscher Beteiligung erfolgen.
Taktisch gesehen - ist diese Vorgehensweise ganz klar falsch. Moralisch dagegen,
kann ich die Haltung der Deutschen nur noch aufs höchste loben - obwohl mir bewußt ist, daß dieser Bekenntnis zur Wahrheit - automatisch mindestens den vorläufigen Verzicht auf Wohlstand bedeutet.
Bis auf die Energiewirtschaft - solange jedenfalls Deutschland auf Ã-l angewiesen ist - steht das Unternehmen"Frieden für die Welt" auf äußerst wackligen Füßen.
Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, daß Schröder - Kraft seines Amtes -
tatsächlich nur noch auf Wahlkampfparolen konzentriert. Wenn es denn aber so ist - dann hat diese Allianz tatsächlich überhaupt gar keinen Anhaltspunkt.
Ich traue jedenfalls dem Herr Schröder jede Menge Selbstverliebtheit zu.
Wenn es jedenfalls nur das ist, wonach sich Schröder richtet, dann gibt es keine
antiamerikanische Allianz. Mehr noch, es hat sie niemals gegeben.
Die bunten Slogans sind dann mindestens genauso glaubwürdig, wie das Steuerversprechen.
So etwas kann man natürlich machen, aber es auf diese Art und Weise (Landtagswahlkampf!) endgültig und schon fast unumkehrbar zu machen, verleiht dem Ganzen einen Haut Gout. Wir haben es bei Herrn Schröder nicht mit einem altbewährten und berechenbaren Moralisten à la Ströbele zu tun, sondern mit einem klassischen Machtmenschen, der nach hoch verlorenen Wahlen in Niedersachsen und Hessen politisch an der Wand stünde.
Es kann sein, daß ich in dieser Hinsicht zu engstirnig bin. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß Jemand trotz seiner Überzeugung - in Hinblick auf Terrorismus und die Irakis - dieses brisante Thema - als Wahlkampfstoff anwendet.
Schröder wird aber - das sehe ich genauso - an der Wand stehen, wenn er in Niedersachsen und Hessen verliert. Er wird aber noch wesentlich tiefer fallen, wenn er sich nach den Wahlen plötzlich proamerikanisch orientiert.
Den Amis muß dieser Umstand darüberhinaus genauso bewußt sein - daß seine politische Aussichten nun mal ganz anders als rosig sind - und wenn Deutschland derart große Bedeutung für die Allianz hat, warum treibt man dann ihm derart in die Enge?
Auf mißglückte"Diplomatie" seitens den Deutschen antworten die Amerikaner mit der Forderung Deutschland möge Farbe bekennen. Entweder Ihr seid mit uns, oder mit Saddam?
Ich habe irgendwie den Eindruck, daß es im Interesse der Amerikaner ist die CDU
an die Macht zu setzen, die nun mal sich eher mit dem Krieg anfreundet. Doch so gewählte CDU wird genuaso wenig Bestand haben wie die SPD jetzt.
(...)
>Für mich bedeutet es logischerweise nur eins: selbst wenn Europa mit USA Seite an Seite den Saddam bekämpft, wird USA etwaige wirtschaftliche Vereinbarung mit Europa - als direkte Folge des Sieges in Irak - für eigene Zwecke so zurechtschneiden, daß Europa leer ausgeht. Wie es in übrigen schon einmal der Fall war. Europäische Mineralölkonzerne haben in jedem Fall den Wettbewerb
>um OPEC Ã-l bereits in Südeuropa verloren, und im Irak werden sie es genauso
>tun.
Dagegen spricht die britische Haltung eine klare Sprache, siehe bitte oben.
Ich sehe die Briten nicht als Europa. Die Engländer haben es nun mal wo es nur geht, versucht die Europa auseinanderzureisen. Für die Briten ist es nun mal auch sehr bequem - und was Briten angeht - ich würde sagen - es gibt eine
Art Allianz der Anglovölker gegen den Rest der Welt. Letztendlich - wie würdest Du denn das Ã-l aufteilen, wenn Du Amerikaner wärst, und den Deutschen, den Franzosen, und den Engländer als"Mitesser" zu befriedigen hättest? Welcher davon hätte für USA größere Bedeutung?
(...)
>Das Ziel heutiger Politik USA ist keineswegs etwa Frieden zu stiften, und schon gar nicht die freundschaftliche Linie mit der EU
>aufrechtzuerhalten. Ganz im Gegenteil. USA weiß ganz genau, daß derzeitiger Pakt
>für USA nur Nachteile und faule Kompromisse bedeutet. Das Ziel ist eindeutig
>Abkühlung und letztendlich Ausstieg aus der NATO. Es soll möglichst so erfolgen, daß Europa dann ins wirtschaftliche Chaos verfehlt oder zumindest weltweite Bedeutungslosigkeit.
Das ist gut möglich. Nur ist dann den europäischen Nationalstaaten jedem das Hemd näher als der Rock. Ein"Europa" in dem Sinne, dass dann alle gemeinsam ihr trauriges Brot kauen und ins Elend fallen, gibt es nicht. Bavor das eintritt, würden EU, Euro usw. platzen.
Hier hast Du natürlich Recht. Womöglich ist es aber den Amerikanern auch Recht so, wenn die EU"platzt". Immerhin kann sie dann nicht als Allianz sich bis nach Rußland ausweiten, und irgendwann den Amerikanern Stirn zu bieten, sowohl wirtschaftlich, wie später militärisch.
Ich denke persönlich - man hat in Europa ganz vergessen, - als man dieses Europa gründen wollte - daß eine dritte Wirtschaftsmacht in der Welt - neben Japan und USA - mit hohem Bevölkerungspotential, innovativer Technologien, die nicht gerade aus Papier und Datenströmen bestehen, und starker Rüstungstechnologie der Russen - als vereinte Macht - ein Problem darstellt.
Heutzutage steht nämlich Rußland nicht mehr als militärische Macht da - warum denn eigentlich nicht? Ich denke daher - die ganze Aktion - wie Terrorkrieg
wurde aufgrund dieser damals nicht existenter Bedrohung ins Leben als Plan B gerufen. Ganz besonders gilt es dann, wenn man eventuelle Allianzen und mögliche Varianten der Allianzen Europas und Rußlands mal nüchtern betrachtet.
>Ich begrüße daher eindeutig die klare Meinung Deutschlands und Frankreichs
>zu dem Krieg in Irak - mehr Schaden kann man von heutigen Standpunkt aus den Amerikanern nicht antun - man stellt sie weltweit als Agressoren dar.
Schon, schon. Nur bleibt die Frage: Was hat Deutschland davon?
Jede Menge Probleme. An Seite der Amerikaner dagegen hat sie jede Menge
weniger Kunden. Wenn man jetzt noch kneift, wird die Bundesrepublik einfach unglaubwürdig. Heute liefern die Deutschen uns Geräte und morgen zerbomben sie es zusammen mit Amerikanern.
>Das von Dir besagte Euro bei 1,5 Dollar wird man nämlich so oder so
>anstreben - für USA geht das doch gar nicht anders. USA kann sich damit wirtschaftlich länger über Wasser halten, in dem man unsere Wirtschaft
>wettbewerbsmäßig zu Grunde richtet.
Ein wirtschaftlich brechendes Amerika würde uns ohnehin nichts Gutes verheißen.
Ja. Es ist aber unvermeindlich. Mit der Allianz mit USA geht Deutschland genauso vor die Hunde - ohne mögliche Option auf Besserung. Ohne der Allianz
wird man den Deutschen in wirtschaftlichen Dingen dagegen eher vertrauen.
Und wenn USA die halbe Welt zerbombt - wird es genauso enden wie einst Japan mit Australien. Man wird Amis hassen - weltweit, so wie es Australier mit Japanern tun. Diese Kränkung hat eine Tragweite von mehr als 50 Jahren oder mehr - je nach dem, welcher Krieg dann wieder den alten Krieg in Vergessenheit
treibt.
Worauf ich hinauswill - daß es den Amis schlecht geht, darüber sind wir uns einig. Wieso soll man auf mögliche Verlierer setzen, die sich selbst
ins politische Abseits manövrieren, und letztendlich die offene kriegerische Auseinandersetzung, der letzte Mittel der amerikanischer Diplomatie sein wird?
Ich weiß nicht, ob daß die richtige Strategie ist - mit den Amis zu marschieren. Ich kann aber genauso wenig beurteilen, ob Deutschland dann noch Kraft hat, in weltweiten Bussiness zu bestehen.
Wird Europa mit in den Irakkrieg ziehen, wird sie zu Agressorallianz gehören
>obendrein wird sie einen hohen Anteil der Kriegskosten zu berappen haben.
Sind die Kosten wirklich so genau gegeneinander abgewogen worden? Ich kann es mir kaum vorstellen.
Die Erfahrung zeigt doch eigentlich, daß nachdem der kalte Krieg dahin war,
versucht Amerika so ziemlich alle paar Jahre neue Kriege ans Land zu ziehen.
Da Deutschland nun mal nicht offen mit dabei sein will, bezahlt sie sie die Aufräumsarbeiten - und hier handelt es sich vermutlich um wesentlich höhere Beträge als Reperationszahlungen nach dem zweiten Weltkrieg.
Daß Deutschland stets irgendetwas bezahlen muß, da sind wir uns wohl einig. Daneben erfolgen noch Entschädigungszahlungen und Klagen, die auch unsere
"Freunde" aus Übersee anleiern.
Dottore: ich bin ein ziemlich einfacher Mensch. Und ich sage Dir nur einen
Satz dazu: Man hat die Indianer Stück für Stück enteignet und als sie schon unbedeutend waren hat man sie in Rezerwate gesteckt. Mit Afrika hat man dasselbe Spielchen getrieben - jetzt läßt man die Afrikaner an AIDS oder an amerikanischer Bleivergiftung krepieren. Demnächst werden es die Araber sein.
Und wenn die fällig sind, wird man dasselbe mit"Alteuropa" machen - womöglich
kommt Rußland noch noch zuvor.
Fakt ist - wenn wir den Schwanz immer wieder einziehen, haben wir ohnehin
verloren. Wenn man sich immer wieder auf faule Kompromisse einläßt - verliert man am Ende nicht nur Freiheit, Vermögen sondern auch das Ansehen. Die letzte Phase ist dann die in Polen sehr gut bekannte Dreiteilung.
Ich möchte zwar nicht Zukunftsüberlegungen anstellen. Aber eines weiß ich.
Wenn man schon vom Staatsdenken ausgeht - sollte man tunlichst vermeiden,
das Volk immer wieder davon zu überzeugen, daß der Staat einen moralischen Wert hat. Und das es einen Sinn hat Deutscher oder sonst Jemand zu sein.
Sollen doch die Amerikaner ihrem Krieg alleine machen. Der Krieg ist zwar auch ein Mittel des Wirtschaftsaufschwungs - ohne unsere Beteiligung wird es aber eher amerikanisches Geld kosten. Sollen sich doch die Amis verschulden und zweite Hausse verursachen - dann kriegen die Europäer die Aufträge.
Und denn gehörigen Arschtritt den sie ganz nebenbei auch verdienen.
Ich weiß es hört sich nahezu naiv.
>Ich finde daher: es gibt nichts mehr was Europa und USA wieder auf gemeinsamen Nenner bringen kann. Läßt Europa zu, mit eigenen Ja zu daß Amerikaner in Irak einmarschieren, verliert sie. Der einzige Sieg Europa dagegen ist: man erreicht, daß sich USA aus Kriegsträumen verabschiedet.
Nochmals: ich sehe nicht, dass es dieses"Europa" gibt. Im Fall der Krise ist sich jeder selbst der nächste.
Diese Europa sehe ich zwar auch nicht. Allerdings sehe ich auch keinen gravierenden Einfluß der US-Wirtschaft auf Europa. Und so wird das am Ende
nur eine volkwirtschaftliche Bedeutung haben: Europa hat womöglich die Chance,
zusammenzurücken und sich auf eigene Werte und Köpfe zu verlassen.
Die Kehrseite wäre dann natürlich Konkurrenzkampf zwischen den Europäern selbst - aber ich denke - das kommt so oder so zu Stande. Wenn wir aber wie gewohnt, sich nur noch weiter leiten lassen - ist es so als würden wir gewisse Börsenbriefchen von einem der es besser weiß (Koch oder so)lesen, und danach handeln. Daß das Leben in Saus und Braus vorbei ist - daran müssen wir uns ohnehin gewöhnen.
Gruß!
Gruß - auch von mir.

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