- Interview mit Robert Prechter - Marius, 24.01.2003, 18:43
- Re: Interview mit Robert Prechter - chiron, 24.01.2003, 19:31
- Re: Interview mit Robert Prechter - wegen Singapur-Dollar - vladtepes, 24.01.2003, 19:53
- Re: Interview mit Robert Prechter - wegen Singapur-Dollar - Schwaigi, 24.01.2003, 20:04
- Re: Interview mit Robert Prechter - wegen Singapur-Dollar - daxput, 24.01.2003, 20:22
- Re: Interview mit Robert Prechter - susi, 24.01.2003, 20:32
Interview mit Robert Prechter
-->Elliott-Waves
Interview mit Robert Prechter
Robert R. Prechter, Autor des Bestsellers"Besiege den Crash!", im Gespräch mit der aktionär über seine Methode, sein Buch und die Möglichkeiten, dem von ihm prophezeiten Zusammenbruch zu entgehen.
DER AKTIONÄR: Mit Ihrem neuen Buch"Besiege den Crash!" haben Sie es an die Spitze der Bestsellerlisten von Financial
Times und New York Times geschafft. Wo sehen Sie den Grund für diesen Erfolg?
Robert R. Prechter: Als im März 2002"Besiege den Crash!" fertig wurde, markierten die Indizes neue Hochs. Bis das Buch dann gedruckt wurde, hatte der Markt schon wieder nach unten gedreht. Somit dürften die fallenden Kurse dazu beigetragen haben, Interesse an dem Buch zu wecken.
In Ihrem Buch stellen Sie die These auf, dass die Weltwirtschaft auf eine Deflation zusteuert. Bitte geben Sie unseren Lesern eine kurze Erklärung, was unter einer Deflation zu verstehen ist und welche Auswirkungen sie hat.
Deflation bedeutet eine Minderung der Versorgung mit Geld und Fremdkapital. In einer Deflation sind Schuldner damit beschäftigt ihre Schulden abzuzahlen und Gläubiger verlieren durch Forderungsausfälle Geld. Dieser Prozess führt auf breiter Front zu einem Abbau der Ausgaben und das treibt die Wirtschaft in eine Depression.
Dieses Szenario, Deflation und wirtschaftlicher Abschwung - ist es unvermeidlich? Was muss getan werden, um das Schlimmste abzuwenden?
Es ist unausweichlich. Das Problem ist der in den letzten 20 Jahren angehäufte Schuldenberg. Dieser ist vorhanden und man kann ihn nicht einfach entfernen. Um das Schlimmste für sich selbst zu vermeiden und der Deflation zu entgehen, muss jeder selbst handeln. Sie müssen Ihre Finanzen sichern. Heute gibt es viele Analysten, die für riskante Anlagen plädieren. Ich bin gegenteiliger Ansicht. Aktien sind schon in normalen Zeiten riskant. Wenn man sich die historische Bewertung ansieht, dann ist dieser Bullenmarkt in puncto Überbewertung einer der größten der Geschichte. Er ist bereits zu Ende und hier noch Geld zu investieren, grenzt an finanziellen Selbstmord. Sie sollten in etwas investieren, das jetzt gerade höchst unbeliebt ist - sichere Barwerte.
Sie beziehen Ihre düsteren Prognosen aus der Elliott-Wave-Theorie. Gerade diese wird aber von den Analysten sehr kontrovers diskutiert. Es gibt nicht wenige, die diese Theorie für absolut nutzlos halten. Was ist die grundlegende Aussage der Elliott-Wave-Theorie und wie kann man sie praktisch auf die Märkte anwenden?
Die Prognose ist ja gar nicht düster - sie ist die Rettung! Durch die Prognosen diverser Optimisten wurden Anleger ins Verderben gestürzt oder gingen bankrott.
Zu Ihrer zweiten Frage: Das Wellenprinzip ist eine detaillierte Beschreibung menschlichen Gruppenverhaltens. Es zeigt auf, dass die Stimmung der Masse in einer natürlichen Abfolge von Pessimismus zu Optimismus und zurück schwingt. Das erzeugt ganz bestimmte und auch messbare Muster. Dieses Phänomen kann man ganz besonders einfach an den Finanzmärkten beobachten.
Dort manifestiert sich die Stimmung der Anleger in Form von Preisbewegungen. Wenn Sie in der Lage sind sich wiederholende Kursmuster zu identifizieren und auch herausfinden können, an welchem Punkt innerhalb eines dieser Muster sich der Markt gerade befindet, dann können Sie auch vorhersagen, wohin er sich künftig bewegen wird.
Was sind Ihre Kursziele für den Dax und den Dow Jones? Wann werden sie erreicht?
Ich analysiere diese Märkte nicht - aber meine Kollegen tun es. Wir veröffentlichen diesbezüglich jeden Monat den Börsenbrief"Global Market Perspective". Zum aktuellen Zeitpunkt sind kurzfristige Rallyes möglich, aber der übergeordnete Trend im Dax zeigt nach unten - und in diese Richtung ist noch sehr viel Platz.
Der Dow dürfte noch unter 1.000 fallen. Wenn Sie wissen wollen, warum, lesen Sie Kapitel 8 von"Besiege den Crash!".
Was würden Sie Anlegern raten? Was sollen sie tun? Sehen Sie Gold, Anleihen oder Immobilien als gute Alternativen?
Der erste Schritt ist, sich aus allen Investmentarten zu verabschieden, die in einer Deflation fallen. Die erste ist der Aktienmarkt. Die zweite ist der Immobilienmarkt und die dritte ist der Markt für riskante Anleihen - also Anleihen von Emittenten, die nicht absolut zweifelsfrei sind, was ihre langfristige Fähigkeit angeht, die Zinsen und das Kapital zurückzuzahlen. Genau in diesen heutzutage sehr gefährlichen Sektoren sind derzeit die meisten Anleger investiert. Manche Leute sind in Randgebieten wie Sammlerstücken oder Rohstoffen überinvestiert: Auch diese fallen in einer Deflation im Wert.
Zweitens: Investieren Sie in sicheres Geld an einem sicheren Aufbewahrungsort. Meiner Meinung nach gibt es zwei vorrangig interessante Währungen: den Schweizer Franken und den Singapur-Dollar. Diese Länder verfügen auch über die sichersten Banken. Wenn Sie also wirklich um Sicherheit besorgt sind, dann müssen Sie diese Gegenden unter die Lupe nehmen.
Sie sollten nicht irgendeine beliebige Bank in diesen Ländern nehmen, weil nämlich die größten unter ihnen riesige Probleme mit Schulden und Derivaten haben. Einige kleine Privatbanken verfügen allerdings über eine ausgezeichnete Liquiditätssituation. In meinem Buch zeige ich Ihnen, wie man sie findet.
Der dritte Schritt ist nur für Leute, die sich sicher sind - Leute die wissen, dass sie erfahrene Investoren oder Spekulanten sind, Leute die den Begriff Risiko verstehen und auch gewillt sind, ein solches einzugehen. Diese Personen haben im aktuellen Bärenmarkt große Gewinne gemacht, indem sie in Anlageformen investierten, die bei fallenden Kursen gewinnen. Die erstaunliche Magie, die ein Bärenmarkt in Kombination mit einer Deflation erzeugt, ist die, dass Sie Geld verdienen, während das Geld an sich an Wert gewinnt - falls Sie sich richtig positioniert haben. Sie schlagen also zwei Fliegen mit einer Klappe. Im Bärenmarkt in den USA können Sie Geld verdienen, indem Sie beispielsweise in den Rydex Ursa Fonds investieren. Dieser steigt, wenn Aktien fallen. Alternativ können Sie sich auch einen aktiv gemanagten Fonds aussuchen, dessen Manager bearish ist. In meinem Buch finden Sie auch dafür eine Liste der verschiedenen Möglichkeiten.
Was meinen Sie zu Goldminenaktien?
Vielleicht haben Sie auch schon von der These gehört, dass die Aktien von Goldminen nicht nur vor Inflation, sondern auch vor Deflation schützen. Das hieße, sie würden niemals fallen. Diese Theorie stützt sich auf die Beobachtung, dass die Aktien von Goldminengesellschaften in den 30er-Jahren gestiegen sind. Ohne das Wissen um zwei sachdienliche Einzelheiten führt diese Tatsache jedoch in die Irre:
Zum einen ist es eine Tatsache, dass sich Goldminenaktien im Bärenmarkt von 1929 bis 1932 kaum bewegten. Homestake markierte im Jahr 1929 sein Hoch bei 11,50 und sein Tief im Jahr 1932 war 13,88 Dollar, konnte also nur einen kleinen Gewinn verbuchen. Im selben Zeitraum bewegte sich das Papier von Dome Mines überhaupt nicht.
Zum anderen ist es zwingend erforderlich zu wissen, dass die US-Regierung in diesen Jahren einen Festpreis von 20,67 Dollar pro Unze Gold aufrechterhielt. Während alle anderen Rohstoffe aufgrund der Deflation an Wert verloren, blieb der relative Wert des Goldes in Bezug zum Dollar unverändert, da sein Preis ja fixiert war. Somit gab es für die Goldminenaktien auch keinen Grund am allgemeinen Crash teilzunehmen.
Heutzutage bindet die Regierung den Kurs ihrer Währung nicht mehr an Gold und wird es wohl in nächster Zeit auch nicht tun. Ohne künstliche Beschränkungen wird Gold in der kommenden Deflation genauso stark fallen wie alle anderen Rohstoffe - und Goldaktien werden wahrscheinlich sogar noch stärker verlieren. Eine Analyse des langfristigen Wellenmusters der Goldaktien untermauert diese Schlussfolgerung. Erst eine Kursbewegung, die den Goldpreis auf mehr als 400 US-Dollar pro Unze bringt, würde dazu führen, dass ich meine Meinung ändere und den Edelmetallen bullish gegenüberstehe.
Trotz Ihrer sehr pessimistischen Prognosen bezüglich der weltweiten Aktienmärkte sagen Sie in Ihrem Buch auch, dass diese Korrektur eines Tages beendet sein wird und dass die Leute dann auch wieder Aktien kaufen sollen. Wann wird das sein? Auf welche Ereignisse sollten Anleger achten, damit sie den Wendepunkt rechtzeitig erkennen?
Der sinnvollste und verlässlichste Weg, den Boden des kommenden Aktiencrashs zu erkennen, wird sein, auf die Vervollständigung seines Elliott-Wellenmusters zu achten. Wie dies bei aussagekräftigen Böden immer der Fall ist, wird auch dieser von zwei wichtigen Umständen begleitet werden: hohe Bewertungen der Aktien in Hinblick auf Dividenden und Gewinne und weit verbreiteter Pessimismus, sowohl an den Finanzmärkten als auch im täglichen Leben.
Sie sind Herausgeber von zwei Börsenbriefen: Elliott Wave Theorist und Elliott Wave Financial Forecast. Würden Sie uns kurz den Inhalt und die Zielsetzung dieser Börsenbriefe beschreiben?
Ich selbst schreibe den Elliott Wave Theorist, der langfristig ausgerichtet ist und die soziologischen Auswirkungen von Börsentrends untersucht. Der Elliott Wave Financial Forecast erscheint monatlich und wird von den Mitherausgebern Steven Hochberg und Peter Kendall verfasst. Er verfolgt mittelfristige Muster in den US-Märkten und prognostiziert kommende Kursbewegungen. Steven und Peter benutzen Wellenanalysen von US-Aktien, Anleihen, Edelmetallen, des US-Dollar und wichtiger ökonomischer und sozialer Trends, um ihre Leser auf Marktbewegungen vorzubereiten, noch bevor diese tatsächlich auftreten. Wir haben auch einen sehr beliebten"Flash"-Service für Futures, der mit hoher Wahrscheinlichkeit auftretende Up- und Down-Moves identifiziert und den Nutzern präzise sagt, was sie ihrem Broker sagen oder wie sie ihre Order online platzieren sollen. Auf unserer Website bieten wir auch eine Menge kostenloser Informationen an. Schauen Sie einfach unter http://www.elliottwave.com vorbei und treten Sie dem Club EWI bei.
<ul> ~ http://www.deraktionaer.de/Nachgehakt_current_214651.html</ul>

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