- Letzter Aufruf: ZDF 22:30 Kampf dem Terror - Kampf dem Islam? (1/4) - HB, 26.01.2003, 22:36
- Sehr gut gemacht. - stocksorcerer, 26.01.2003, 23:33
- Die Ã-sterreicher sind schon raus aus Afghanistan - HB, 26.01.2003, 23:49
- Danke für den weiteren Auszug:-) - stocksorcerer, 27.01.2003, 08:38
- Die Ã-sterreicher sind schon raus aus Afghanistan - HB, 26.01.2003, 23:49
- Sehr gut gemacht. - stocksorcerer, 26.01.2003, 23:33
Die Ã-sterreicher sind schon raus aus Afghanistan
-->Am Golan bleiben sie aber weiterhin (so viel zur Lageeinschätzung der in Friedensmissionen sehr erfahrenen Ã-sterreicher).
Hier noch was aus dem Buch zu Hekmatyar:
........................................
Von den Taleban hatte sich Hekmatyar gleich zu Anfang
distanziert. Seine Interpretation des Islam - so rigoros sie auch
war vertrug sich nicht mit den stupiden Exzessen dieser
»Schwarzen Khmer«. Er fand Zuflucht im Iran, obwohl er den
dortigen Ayatollahs nicht geheuer war. Nach dem Siegeszug der
Nord-Allianz im Herbst 2001 entkam Hekmatyar seinen
persischen Bewachern, kehrte nach Afghanistan zurück und
übernahm - in Ermangelung eines anderen paschtunischen
Führers von Rang - das Kommando über seine ehemaligen
Anhänger und auch über jene versprengten Taleban-Reste, die
auf eine charismatische Persönlichkeit seines Formats
angewiesen waren. Mein Kontakt zu Hekmatyar war nach 1981
nicht abgebrochen. Während der sowjetischen Okkupation reiste
er gelegentlich nach Bonn, wo er Gespräche im Rahmen der
Friedrich-Ebert-Stiftung führte. Wir haben uns zweimal am
Rhein zum afghanischen Essen in einer gemeinsamen Runde mit
seinen in Deutschland lebenden Gefährten getroffen.
Haben die Iraner Hekmatyar absichtlich aus seinem
Hausarrest von Teheran entkommen lassen, um die Amerikaner
und deren Protege Hamed Karzai in neue Komplikationen zu
verwickeln? Schon haben die US-Special Forces in
Zusammenarbeit mit dem FBI verlauten lassen, daß sie eine
aktive Kooperation Hekmatyars mit dem ehemaligen »Army-Chief«
der Taleban, Maulvi Jalaluddin Haqqani, aufgedeckt
hätten und daß sich im Umkreis dieser beiden Männer der
bewaffnete Widerstand der benachteiligten Paschtunen-Stämme
gegen das proamerikanische Regime in Kabul zu organisieren
beginne. »Amerikanische ›Intelligence‹ hat erbracht, daß
afghanische Feldkommandeure mit Hekmatyar und Haqqani
neuerdings zusammenarbeiten und dazu übergehen, die Karzai-Regierung
auf niedrigem Niveau zu attackieren«, heißt es in
einem Rapport. Das Attentat gegen Präsident Karzai Anfang
September 2002 sei das Werk von Anhängern Hekmatyars
gewesen. »Neue Erkenntnisse haben ergeben, daß Gulbuddin
Hekmatyar und dessen Anhänger - weit mehr als die
Überbleibsel von El Qaida oder die früheren Taleban - den US-Streitkräften
in Afghanistan zusehends Schaden zufügen.
Deshalb wurde eine Serie von Geheimoperationen in Gang
gesetzt, um Hekmatyar zu liquidieren, um diese neue
Gefährdung amerikanischer Interessen auszuschalten.«
Offenbar funktioniert das alte Verschwörungsnetz der Hezbe-Islami
und ihres eindrucksvollen, ein wenig unheimlichen
Kommandeurs schon wieder recht effizient. Ich werde nämlich
in Kabul durch einen Sympathisanten der Islamisten kontaktiert.
In der Chicken Street, wo mit Teppichen und gefälschten
Antiquitäten gehandelt wird, geleitet er mich zu einem diskreten
Verbindungsmann, der die Grüße Hekmatyars übermittelt. Eine
persönliche Begegnung sei viel zu beschwerlich und extrem
gefährlich, aber der Führer der Hezbe-Islami sei bereit, meine
Fragen zur aktuellen Situation schriftlich zu beantworten. Aus
Zeitgründen hat die Übermittlung dieser Aussagen in Kabul
nicht mehr stattfinden können. Nach Europa zurückgekehrt, hat
mich diese Stimme aus dem Untergrund auf Umwegen, die ich
hier nicht beschreiben will, jedoch erreicht. Die Botschaft
Hekmatyars gebe ich in gekürzter Form wieder.
Der Kommandeur der Hezbe-Islami vergleicht die Aktion der
USA mit dem Fehlschlag des sowjetischen Expansionsstrebens
und sogar mit der gescheiterten Eroberungspolitik Adolf Hitlers.
»Ich bin davon überzeugt«, so erklärt er wörtlich, »daß der
begonnene Widerstand gegen die US-Truppen von Tag zu Tag
intensiver wird. Die Bush-Administration ist bemüht,
Informationen über die ablehnende Haltung der Afghanen
gegenüber der amerikanischen Präsenz, über den Zustand des
Krieges, über die Höhe der eigenen Verluste und über die
ständige Zunahme der Angriffe auf ihre militärischen Basen der
eigenen Ã-ffentlichkeit vorzuenthalten. Auf Dauer kann diese
Täuschung jedoch nicht von Erfolg sein. Der Druck der
amerikanischen Bevölkerung auf die Bush-Administration wird
zunehmen und sie zwingen, ihre Soldaten aus Afghanistan
abzuziehen.«
Über die Taleban äußert sich Hekmatyar nuanciert. Die
»Koranschüler« hätten selbst in abgelegenen Regionen für eine
Sicherheit gesorgt, die heute nicht einmal im Zentrum der
Hauptstadt Kabul vorhanden sei. Sie seien auch - im Gegensatz
zu den heutigen Behörden - energisch gegen die
Opiumproduktion vorgegangen. Aber diese Bewegung habe eine
völlig unzureichende Kenntnis des Islam besessen und sich
durch ihr rücksichtsloses, grobes Auftreten unbeliebt gemacht.
Das Hochkommen von El Qaida betrachtet er als eine
zwangsläufige Folge der amerikanischen Bevormundung der
arabischen Länder und der verfehlten Palästinapolitik
Washingtons. »Die Auflehnung gegen die US-Hegemonie«, so
führt Hekmatyar aus, »benötigte eine Führung, um sich in eine
lebendige Organisation umzuwandeln. Osama Bin Laden hat
diese Funktion übernommen. Sollten die Amerikaner jedoch
meinen, durch die Ausschaltung prominenter Persönlichkeiten
oder durch Verhaftung von Aktivisten den islamischen
Widerstand reduzieren zu können, erliegen sie einem schweren
Irrtum. Wenn ein Osama Bin Laden ums Leben kommt, sind
viele andere da, um seinen Platz einzunehmen.«
Über das Regime des Präsidenten Hamed Karzai fällt das
Urteil kategorisch aus: »Diese Regierung Karzai ist der
verlängerte Arm der USA. Die beherrschende Persönlichkeit
hinter Karzai ist der Sonderbeauftragte des amerikanischen
Präsidenten, Zalmay Khalilzad, und diese Clique, die über
keinerlei Kontrolle im Land verfügt, wird unmittelbar nach dem
Abzug der Amerikaner untergehen.«
Für die in Kabul stationierten deutschen Soldaten der ISAF-Brigade
ist folgende Aussage von Bedeutung: »Während die
Truppen der USA und ihre Verbündeten gegen das afghanische
Volk einen ungerechten Krieg führen und täglich Dutzende
wehrloser Afghanen ihr Leben verlieren, spielt die sogenannte
›International Security Assistance Force‹ die Rolle einer
schmerzlindernden Tablette. ISAF legitimiert die
verbrecherischen Ziele amerikanischer Kriegführung. Die
amerikanischen Einheiten bezeichnen sich ebenfalls als
Friedenstruppe. Die Afghanen sind zu dem Ergebnis gekommen,
daß die Präsenz ausländischer Soldaten in ihrem Land keinerlei
Garantie für Frieden und Sicherheit bietet, sondern daß sie
Unfrieden und Unsicherheit stiftet. Die Funktion von ISAF dient
der Konsolidierung einer verräterischen Räuberbande, die ihre
Willkürherrschaft über das afghanische Volk ausübt.«
Erst nach Ausschaltung sämtlicher ausländischen Einflüsse,
so meint der Verantwortliche der zur Zeit stärksten
Widerstandsbewegung am Hindukusch, ließen sich die
Probleme Afghanistans auf dem Wege dauerhafter
Verständigung und Versöhnung lösen.

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