- Davos, Mahathir, Gold Dinar - alles vertane Zeit... - dottore, 27.01.2003, 13:05
- Sinclair findet die Idee bestechend (mehrere Artikel auf 321gold.com) - BillyGoatGruff, 27.01.2003, 13:16
- Re: Auch Sinclair kapiert das Phänomen 'Saldo' nicht - dottore, 27.01.2003, 14:46
- Re: Auch Sinclair kapiert das Phänomen 'Saldo' nicht - Euklid, 27.01.2003, 15:00
- Re: Auch Sinclair kapiert das Phänomen 'Saldo' nicht - dottore, 27.01.2003, 14:46
- Davos ja, Dinar jain - Diogenes, 27.01.2003, 13:39
- Re: Mahathir weiß nicht, was ein Saldo ist, geschweige denn die Skontration - dottore, 27.01.2003, 14:37
- Re: Mahatir will sich auch auf keine wirkliche Preisbildung in Gold einlassen - Theo Stuss, 27.01.2003, 15:52
- Re: Mahathir weiß nicht, was ein Saldo ist, geschweige denn die Skontration - Diogenes, 27.01.2003, 18:13
- Re: Mahathir weiß nicht, was ein Saldo ist, geschweige denn die Skontration - dottore, 27.01.2003, 14:37
- Re: Golddinar = ECU? - Wal Buchenberg, 27.01.2003, 13:51
- Re: Golddinar = ECU? Nein! - dottore, 27.01.2003, 14:38
- Danke für die Antworten; so langsam fallen die Schuppen von den Augen. (owT) - BillyGoatGruff, 27.01.2003, 14:54
- Sinclair findet die Idee bestechend (mehrere Artikel auf 321gold.com) - BillyGoatGruff, 27.01.2003, 13:16
Davos, Mahathir, Gold Dinar - alles vertane Zeit...
-->Hi,
nie mehr Davos. Das Gequatsche unerträglich. Keiner, der gern gekommen wäre, keiner, der so was wie die berühmte"Aufbruchstimmung" verbreitet hätte. Keine weiteren Langeweilereien hier, sondern ein paar Takte zum Gold-Dinar (GD). Promoter Dr. Mahathir, His Excellency the Prime Minister...
Basics zum GD: ab 7. 11. 2001 physisch vorhanden, wird nennwertlos geprägt mit 4,25 g Gold 22 Karat (von 24 möglichen), 2,3 cm Durchmesser, Standard von einem (mir unbekannten) Kalifen Ibn Khattab.
Die religiöse Intention ist zunächst sehr interessant:
Die Zakat (Steuer, nur noch in Saudi-Arabien obligatorisch, sonst freiwillig, aber für den gläubigen Muslim Pflicht, eine der fünf Säulen des islamischen Glaubens) kann nur in Feldfrüchten, Tieren, mobilen Gütern und vor allem Gold und Silber entrichtet werden. Die Entrichtung der Zakat in Papiergeld ist möglich, dann aber nur im Wert des Papiers selbst, nicht etwa im Nennwert (Hinweis auf einen Scheich namens Illisch - Name? - dazu), zumal es auf keinen Fall angehe, eine Zakat in Form der Schuld eines anderen zu bezahlen.
Mahathir hat in Kuala Lumpur bereits ein Gold-Dinar-Sekretariat eingerichtet, das außer mit seinen Landsleuten mit Iranern besetzt ist. In vier, fünf Monaten sollen die ersten Geschäfte auf GD-Basis abgewickelt werden - logischerweise im Außenhandel.
Dies erscheint auch zunächst ganz einfach zu sein: man rechnet in GD um, dies zum aktuellen Goldpreis und bucht dann in GDs. Dabei wird streng saldiert, so dass also der POG jeweils wurscht ist und es letztlich nur um die offenen Spitzen geht. Diese werden in GD nicht physisch ausgeglichen, sondern GDs in der betreffenden Höhe werden nur"hinterlegt" (diverse"Ämter" würden innerhalb der muslimischen Welt eingerichtet, siehe Kuala Lumpur).
Sobald der Saldo ausgeglichen wird, wird das Gold wieder entnommen. Offenbar ist an eine"earmark"-Lösung gedacht: letztlich hinterlegt jedes nationale"Währungsamt" eine entsprechende physische Menge, die ausreichen sollte, um jeweils den Saldo abzudecken; die Salden dürften sich bilateral auf max. 10 % der Handelsvolumens belaufen, und dann schnell sinkend, sobald immer mehr muslimische Staaten dem System beitreten. (Der Welthandel saldiert sich bekanntlich ohnehin auf Null).
Also innermuslimisch geht es nur um das Problem, wer das Risiko von GD-, d.h. POG-Schwankungen trägt: der jeweilige Ex/Importeuer einzeln, alle gemeinsam oder das"Amt", das dann Ausgleichzahlungen leisten müsste. Der Horror wäre eine Lösung, die es schon mal à la Comecon und in der Frühzeit der EG gab: Alle Waren müssen einer Zentrale "angedient" werden, die sie dann weitergibt, wobei die Kontrakte über die Waren einen"Umweg" machen, bei dem dann"ausgeglichen" werden kann.
Zum Beispiel war es in der EG so: Importe wurden zum Weltmarktpreis an die Zentrale verkauft, diese"schleuste" den Außenpreis auf das Binnenpreisniveau. Bei Exporten wurde zu Binnenpreisen verkauft und die Zentrale schleuste dann die Exportwaren auf das Weltmarktniveau. Der Papierkrieg war gigantisch und Durchstechereien aller Art liefen obendrein.
Das Ganze ist von Herrn Dr. Mahathir überhaupt nicht durchdacht und entsprechendes Nachhaken wurde mit einem"You will see later"-Wischiwaschi beantwortet.
Als"eigentliches Modell" stand der IMF Pate, der vor 1971 (Nixon!) noch eine Bindung des Dollars ans Gold vorgesehen hatte, allerdings nur als"Rechengröße", die für ZBs galt, die ihrerseits aber es sich bereits verkneifen mussten, Gold zu dem Kurs (35 $ /oz.) auch in den USA abzuholen.
Wie so etwas wiederbelebt werden soll und sei es nur im muslimischen Raum ist mir total schleierhaft, zumal der real existierende IMF ja nichts verleiht, sondern in bereits existierende, aber unerfüllte Schuldkontrakte einspringt, die logischerweise Zinsen tragen, was - gemessen am Koran - Probleme aufwirft (dies gilt auch für Nullprozenter oder sonstige"Derivate", selbst für die IMF-gestützten Papiere, da der IMF nicht alle Papiere aufnimmt, sondern jeweils nur Teile, eben die fälligen: Das führt zu Kursgewinnen aller und wie diese"Zinsen" mit dem Islam vereinbar sind, war nicht zu beantworten.
Die Frage, ob und wie der Saldo finanztechnisch zu behandeln sei (der GD deckt ihn u.U. bei fallendem POG nicht mehr ab, wie schaut's aus mit Verzinsung der offenen Forderungen, usw.), blieb unbeantwortet.
Ein islamischer Goldstandard (klassischer GS) wird dagegen ausdrücklich abgelehnt, es gehe nur um die eben skizzierte, für mich komplett wirre"new structure".
Womit ist zu rechnen?
Sollte sich das innerislamische"GDs als Pfand für offene Handelsbilanzen-Modell" realisieren, müssten grob gerechnet ca. 5 % des gesamten Handelsvolumens der beteiligten (oder in Frage kommenden) islamischen Länder (one way only!) ausgerechnet werden. Dieser Ermittlung könnte sich eine milde Seele vielleicht erbarmen (anhand der IMF-Statistiken), wobei es vielleicht schon solche Berechnungen gibt, was ich nicht weiß. Ansonsten ist das eine Heiden-Arbeit.
Dann käme man - umgerechnet über den POG in $ - in etwa auf die Größenordnung (jetzt Goldmenge, physisch), die in der gesamtislamischen Clearingstelle vorhanden sein müsste. Islamstaaten mit extremen Disbalancen untereinander müssten als erste ermittelt werden, da sie die"Spitzen" bilden.
Ich habe keine Ahnung (und die Herrschaften aus Kuala Lumpur auch nicht), um welche Größenordnungen es sich handeln könnte. Mit Angaben wie"it would be a major gold stock" lässt sich nicht sinnvoll operieren, weil a) keiner weiß wie"big" der Goldstock bereits ist, b) wieviel davon an die Clearingstelle wandern würde und c) wie stark sich die Imbalancen letztlich darstellen, die über"more or less major" entscheiden.
Dass alles der Hass auf"Spekulanten" und speziell der auf"Amerika" überlagert, macht die Sache nicht rationaler, sondern irrationaler.
Zum Schluss: Angesprochen auf die laufende Gold-Hausse kam nur ein stereotypes:"This is complicating the whole thing..."
Wer hätte das gedacht?
Gruß!

gesamter Thread: