- Millionen Amerikaner leben über ihre Verhältnisse - Trixx, 27.01.2003, 20:57
- Re: Millionen Amerikaner leben über ihre Verhältnisse - XERXES, 27.01.2003, 22:59
- ...keine Frage - das Ding MUSS einfach platzen - Praxedis, 28.01.2003, 01:22
- Re: Millionen Amerikaner leben über ihre Verhältnisse - XERXES, 27.01.2003, 22:59
Millionen Amerikaner leben über ihre Verhältnisse
-->http://www.welt.de/data/2003/01/28/36767.html?s=1
Millionen Amerikaner leben über ihre Verhältnisse
Schuldenblase könnte bald platzen - Sparquote weiter gering - Die Vorsicht wächst
von Martin Halusa
New York - Alles fing damit an, dass Karyn Bosnak im Mai 2000 von Chicago nach New York umzog, Börsenboom und Internet-Mania waren gerade vorbei. Mit 100 000 Dollar jährlich verdiente die 29-Jährige als Producerin einer Fernsehshow nicht schlecht. Das Geld gab Karyn in vollen Zügen aus: Portemonnaie von Gucci (500 Dollar) hier, Schuhe von Prada (400 Dollar) dort.
Ihre sechs Kreditkarten waren ständig im Einsatz. Gezahlt werden musste am Monatsende, jeweils nur ein „Mindestbetrag? - doch die Gesamtsumme war plötzlich auf 20 000 Dollar angeschwollen. Dann verlor Karyn ihren Job, das Leben auf Pump fand sein Ende. Sie zog nach Brooklyn in ein kleines Apartment und hatte eine Idee: betteln gehen. Nicht auf der Straße, sondern im Internet. Auf ihrer Website www.savekaryn.com schilderte sie ihr Schicksal und warb um Spenden. Innerhalb von drei Monaten hatte sie mehr als 13 000 Dollar von Unbekannten eingesammelt, die Mitleid hatten und steuerfrei online ein paar Dollar überwiesen.
Millionen Amerikaner sind über beide Ohren verschuldet, über seine Verhältnisse zu leben gehört schon fast zum guten Ton. Volkswirte warnen seit Jahren vor der Schuldenblase, die bald platzen und ungeahnte Folgen haben könnte - Pessimisten sprechen schon von der „nächsten Großen Depression?. Alle haben Schulden: Karyn Bosnak, die Bundesregierung in Washington, die Pleitefirma Worldcom und die Olympiastadt Salt Lake City. Der Schuldenberg, vor dem die USA stehen, ist von vier Billionen Dollar im Jahr 1980 auf mittlerweile 31 Billionen Dollar angewachsen. Die Schulden sind damit fast drei Mal so hoch wie das amerikanische Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 10,5 Billionen Dollar.
Die Internet-Blase platzte Mitte des Jahres 2000, und mit ihr platzten die Kurse an Nasdaq und New York Stock Exchange. Den aufgeblähten Immobilienpreisen könnte schon bald die Luft ausgehen, warnt Merrill Lynch: Besonders in einstigen Boomregionen wie Kalifornien purzeln die Preise eklatant, New York City erlebt einen leichten Abwärtstrend. Doch das schlimmste Problem von allen sei die Schuldenbombe, die bald detonieren könnte, warnen Volkswirte wie Stephen Roach von Morgan Stanley.
Die Zahl der überschuldeten Haushalte stieg 2002 auf einen Rekordstand. Allein im dritten Quartal kletterte die Zahl der persönlichen Bankrotterklärungen um zwölf Prozent. Am Jahresende dürften es rund 1,43 Mio. Fälle sein. Mit Hilfe von Beratern versuchen die Schuldner, ihre Finanzen umzustrukturieren, hoffen auf eine Atempause oder einen Neuanfang. Ein Dutzend Non-Profit-Organisationen bietet Hilfe an.
Während die Federal Reserve die Kurzfristzinsen von 6,50 auf 1,25 Prozent - den niedrigsten Stand seit 41 Jahren - gesenkt haben, pumpen die Amerikaner jeden zusätzlichen Dollar in den Konsum. TV-Anlagen, Sofas und Autos werden von Händlern mit Null-Prozent-Krediten angeboten, da fackeln viele nicht lange. Millionen Hausbesitzer schulden um, die Refinanzierung einer Hypothek wird in den USA nicht bestraft. 70 Prozent aller Amerikaner wohnen in den eigenen vier Wänden.
Zwei Drittel der Gesamtnachfrage lasten auf den Schultern der Verbraucher. Das Vertrauen des Konsumenten ist deshalb ein wichtiger Indikator für die konjunkturelle Entwicklung. Gerade jetzt - angesichts eines drohenden Irak-Krieges, wachsender Arbeitslosigkeit und der Bilanzskandale - ist das Vertrauen wieder deutlich gesunken. Ã-konomen glauben, dass die Wirtschaft im vierten Quartal 2002 sogar wieder zum Stillstand gekommen sein könnte.
Derweil fangen die Amerikaner an, umzudenken: Zwar ist die Sparquote mit vier Prozent im Vergleich zu Deutschland (10,3 Prozent) weiter gering, doch hat die Zahl der Konsumentenkredite zuletzt so stark abgenommen wie seit 1991 nicht mehr. Die Federal Reserve hat die Banken und Kreditkartenfirmen bereits aufgefordert, den monatlichen Mindestbetrag zu erhöhen, um den Kunden einen „vernünftigen Zeitrahmen? zur Begleichung der Schulden zu geben.
Karyn Bosnaks Erfolg hat bereits mehrere Nachahmer - auch einen Namen für die neue Entwicklung
gibt es schon: „Cyberbetteln“.
Derweil fangen die Amerikaner an, umzudenken: Zwar ist die Sparquote mit vier Prozent im Vergleich zu Deutschland (10,3 Prozent) weiter gering, doch hat die Zahl der Konsumentenkredite zuletzt so stark abgenommen wie seit 1991 nicht mehr. Die Federal Reserve hat die Banken und Kreditkartenfirmen bereits aufgefordert, den monatlichen Mindestbetrag zu erhöhen, um den Kunden einen „vernünftigen Zeitrahmen? zur Begleichung der Schulden zu geben.
Karyn Bosnaks Erfolg hat bereits mehrere Nachahmer - auch einen Namen für die neue Entwicklung gibt es schon: „Cyberbetteln“.
Artikel erschienen am 28. Jan 2003
<ul> ~ http://www.welt.de/data/2003/01/28/36767.html?s=1</ul>

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