- Radiotipp SWR2 heute 17.05h - Machtübertragung an Hitler vor 70 Jahren - susi, 28.01.2003, 10:53
- Re: Die repräsentative Demokratie und ihre Folgen - Tempranillo, 28.01.2003, 11:11
- Re: Die repräsentative Demokratie und ihre Folgen - Tassie Devil, 28.01.2003, 21:00
- Re: Wieder mehr Fragen als Antworten - Tempranillo, 28.01.2003, 21:43
- Re: Wieder mehr Antworten als Fragen - Tassie Devil, 29.01.2003, 04:09
- Re: Allmählich mehr Antworten als Fragen - Tempranillo, 29.01.2003, 11:49
- Re: Hypothesen - Tassie Devil, 30.01.2003, 05:29
- Re: Definitionen und Inhalte - Tempranillo, 30.01.2003, 11:50
- Re: Hypothesen - Tassie Devil, 30.01.2003, 05:29
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- Re: Die repräsentative Demokratie und ihre Folgen - Tassie Devil, 28.01.2003, 21:00
- Re: Die repräsentative Demokratie und ihre Folgen - Tempranillo, 28.01.2003, 11:11
Re: Wieder mehr Antworten als Fragen
-->>Damit stellen sich sogleich wieder einige Fragen:
>1) Hat nicht alles, was wir denken und tun den Charakter des Hypothetischen, Vorläufigen und kann insofern als der Überprüfung/Widerlegung offenstehender Versuch bezeichnet werden?
Nein.
Das, was wir tun, ist nicht hypothetisch oder vorlaeufig, sondern es ist definitiv, weil es in der Gegenwart geschieht, und sobald wir etwas getan haben, ist es unwiederrufbar geschehen, und daran gibt es dann nichts mehr zu drehen. Gegenwart und Vergangenheit sind Realitaet.
Beim Denken sieht die Sachlage ein wenig anders aus. Denken tun wir immer in der Gegenwart, das ist somit Realitaet, aber das ueber was wir denken oder nachdenken, das liegt entweder in der Vergangenheit, in der Gegenwart oder in der Zukunft. Zukunft ist mehr oder weniger hypothetische Option.
Da ich aber weiss, was Du mir in Deiner als Frage verkleideten Aussage mitteilen moechtest, antworte ich Dir: Du hast mit"Charakter des Hypothetischen, Vorlaeufigen" leider die falschen Begriffe gewaehlt.
Mein lieber Tempranillo, was wir tun, wenn wir ueber die Zukunft nachdenken, speziell ueber die eigene Zukunft, um die Denkergebnisse in Folge dann in Handlung umsetzen, wir SPEKULIEREN dann knallhart, spekulieren naemlich dergestalt, dass unsere Plaene als Denkprodukt auch wirklich in Erfuellung gehen, so wie wir uns das vorgestellt haben. Da letzteres eben nicht immer funktioniert, wir andererseits aber bereits geschehene Taten nicht ungeschehen machen koennen, sind wir in allen solchen Faellen zur"forward recovery" verdammt, wir muessen also zusaetzlich Leistung erbringen, um das geschehene"rueckgaengig" zu machen.
Haettest Du mich gefragt, ob nicht vieles, was wir denken und tun, SPEKULATIVEN Charakter zumindest weit ueberwiegend zu eigenen Gunsten hat, ich haette Dir sofort geantwortet: aber JAAA!
>2) Weshalb betonst Du den Versuchscharakter ausgerechnet im Zusammenhang mit der Weimarer Demokratie? Konsequenterweise müßtest Du auch die jetzige"Demokratie" ("Demokratie" wie"DDR") als Versuch bezeichnen, und darüber hinaus sämtliche Formen, auch die autoritären, Herrschaft zu organisieren?
Zu Deiner ersten Frage: die sog. Weimarer Demokratie hatte aufgrund der Gesamtumstaende von Anfang an gewisse Pfeiler bereits im Unterbau, sodass ich diese Konstruktion allenfalls als eine Spekulation auf (zukuenftige) Demokratie sehe und anerkenne.
Das Konstrukt einer echten Demokratie ist fuer mich keinesfalls bereits dann erfuellt, wenn z.B. Sozen und Kommies zu Hauf in der Gegend herumrennen und von Demokratie faseln, als Beweis ihrer These, dass es so sein muesse, anfuehrend, weil der Buerger ja alle X Jahre seine Haeuptlingsmannschaft"in freier Wahl" bestimmen duerfe.
Jetzt zu Deinem zweiten Fragezeichen: wer das, was heutzutage und bereits seit einiger Zeit in der BRDDR abgeht, noch als Demokratie bezeichnet, der kann nicht mehr richtig im Oberstuebchen funktionieren.
Arnulf Baring hat einen schweren Fehler begangen, als er kuerzlich die BRDDR eine"DDR light" nannte. Eines Tages, in nicht allzuferner Zukunft, wird sich auch dieser Mann korrigieren und eine"DDR heavy" konstatierend konstituieren.
Aber, lieber Tempranillo, ich muss Dich wiederum loben, dass Du die gesamte Chose beginnst zu begreifen: Deine Ausdrucksweise"Herrschaft zu organisieren" (gleichgueltig welchen Formats) gefaellt mir ausnehmend gut.
Der Versuch, Herrschaft (die Macht) zu organisieren bezieht sich jedoch nicht darauf, wie das zu bewerkstelligen ist, damit sie etablierend wirksam wird, denn - irgendeine Herrschaft ist immer gerade"am Ruder", also Realitaet, wie auch immer personell hinterlegt. Um bei Deiner Ausdrucksweise zu bleiben, das Organisieren der Herrschaft als Versuch ist immer eine Spekulation, wie lange die real existierende Herrschaft als solche noch praesent ist, bevor sie explodierend einer anderen nachfolgenden Herrschaft weichen muss, die dann voll den gleichen Gegebenheiten ins Auge zu blicken hat.
>3)Welche Vermutung sollte der Weimarer-Versuch bestätigen bzw. widerlegen?
Ob die Deutschen in dieser fuer sie neuartigen Herrschaftsform ihre auferlegten Kriegsschulden zu bezahlen in der Lage sind, und ob sie, trotz dieses Handicaps, weltwirtschaftlich wiederum aufmuepfig werden.
>4)Wer hat das Experiment angestellt?
Na wer schon?
Versailles war doch kurz zuvor in Szene gesetzt worden!
Oder glaubst Du an den Weihnachtsmann?
Demokratie in seiner bestmoeglichen Form fuer alle Demokratiebedachten, lieber Tempranillo, ist leider auch nur eine Herrschaftsform der Marke"Diktatur light".
>T.
Gruss
TD

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