- Anleger in der Phsycho-Falle - kizkalesi, 30.01.2003, 09:28
- auch der (ein) Krieg löste die Probleme an der Aktienbörse nicht - kizkalesi, 30.01.2003, 09:31
- ''Aktien sind billiger - aber nicht preiswert'' - kizkalesi, 30.01.2003, 09:36
- auch der (ein) Krieg löste die Probleme an der Aktienbörse nicht - kizkalesi, 30.01.2003, 09:31
''Aktien sind billiger - aber nicht preiswert''
-->ein scheinbar belangloser, aber sehr wichtiger Unterschied
aws.
kiz
Billig aber nicht preiswert
Experten erwarten trotz niedriger Bewertungen keine Übernahmewelle
von Jens Wiegmann
Berlin - [i]Weltweit befinden sich die Aktienkurse im Fall, die Marktkapitalisierung der Unternehmen schrumpft und schrumpft. Bei mehr als einem Dutzend der Dax-30-Unternehmen und gut einem Drittel der MDax-Werte liegt der Kurs derzeit unter dem Buchwert. In der deutschen Wirtschaft wächst daher die Angst vor Übernahmen. Die Kurse vieler Firmen seien derart gesunken, dass viele Schnäppchen zu haben seien, erklärte Eckart Sünner, Chef der BASF-Rechtsabteilung, jetzt in einer Anhörung zum EU-Übernahmerecht vor dem Europäischen Parlament. Er rechnet daher mit einer Welle feindlicher Übernahmeangebote, sobald sich die Aktienmärkte erholen.
Aktienexperten beurteilen die Situation allerdings deutlich gelassener. Ralf Zimmermann, Aktienstratege bei Sal. Oppenheim, etwa sieht zwar ebenfalls eine Unterbewertung vieler Unternehmen, rechnet aber dennoch nicht mit einer Übernahmewelle in Deutschland. „Viele Unternehmen verwenden ihr Geld derzeit nicht für den Ausbau von Kapazitäten und hätten daher tatsächlich die Möglichkeit, die Kursrückgänge am Aktienmarkt für Akquisitionen zu nutzen.“ Dieses würden sie aber kaum in Deutschland tun, da die Bundesrepublik in Europa Schlusslicht beim Wachstum sei und es wohl auf absehbare Zeit auch bleiben werde. „Verstärkte Übernahmeaktivitäten werden daher vermutlich eher den Rest Europas und die USA betreffen“, so Zimmermann.
Ein Einschätzung, die auch Rolf Elegeti, Europa-Stratege bei Commerzbank Securities, teilt: „Warum sollte sich jemand in den am langsamsten wachsenden Markt Europas einkaufen?“ Es werde vielleicht zu Übernahmen in Deutschland kommen, aber nicht zu einer Welle. Bei den Dax-30-Unternehmen spräche schon deren zumeist dominante Marktstellung dagegen, die zu kartellrechtlichen Problemen führen würde. Hinzu kommt laut Elgeti die Frage, ob viele Unternehmen tatsächlich unterbewertet sind, oder ob der Buchwert in vielen Fällen nicht nach unten korrigiert werden muss. Wahrscheinlicher seien Übernahmen im MDax, weil sie in erster Linie innerdeutsch ablaufen und einen geringeren Kapitalaufwand verlangen würden.
Die meisten Unternehmen befänden sich in einer Restrukturierung und konzentrierten sich auf das Kerngeschäft und die Profitabilität, konstatiert Stefan Mitropoulos, Stratege bei der Bankgesellschaft Berlin. „Da werden Unternehmensteile getauscht und verkauft, aber nicht unbedingt Gesamtübernahmen angestrebt.“ Es sei zwar richtig, dass die Bewertung derzeit günstig sei, aber die weltwirtschaftlichen und konjunkturellen Probleme beträfen alle, also auch potenzielle Käufer. Mitropoulos: „Und zwei Blinde machen noch keinen Sehenden.“
Vor allem aber bremst das politische Umfeld, etwa das Steuer- und Arbeitsrecht, nach Ansicht Elgetis ein Engagement nicht-deutscher Investoren: „Es macht eine Restrukturierung sehr schwierig.“ Die Diskussion um „Giftpillen“ und andere Instrumente zur Erschwerung von Übernahmen würden sich in Deutschland deshalb erübrigen, sagt ein anderer Experte zynisch: „Die politischen Rahmenbedingungen und die fehlende Dynamik in Deutschland sind Giftpille genug.“

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