- Zur Sache-Schätzchen - R.Deutsch, 07.10.2000, 20:21
- Re: Zur Sache-Schätzchen - Schätzchen ist schon da! - dottore, 07.10.2000, 22:16
- Re: Zur Sache-Schätzchen - Schätzchen ist schon da! - Uwe, 07.10.2000, 23:13
- Urschuldtheorie - Das Orakel, 07.10.2000, 23:40
- Zusammenleben der Ur-Menschen - Das Orakel, 07.10.2000, 23:57
- Re: Urschuldtheorie - ist ganz einfach und ohne sie gehts leider nicht - dottore, 08.10.2000, 12:22
- Re: Urschuldtheorie - ist ganz einfach und ohne sie gehts leider nicht - Uwe, 08.10.2000, 13:34
- Re: Urschuldtheorie - ist ganz einfach und ohne sie gehts leider nicht - dottore, 08.10.2000, 14:23
- Re: Urschuldtheorie - ist ganz einfach und ohne sie gehts leider nicht - Uwe, 08.10.2000, 13:34
- Urschuldtheorie - Das Orakel, 07.10.2000, 23:40
- Re: Zur Sache-Schätzchen - Schätzchen ist schon da! - Uwe, 07.10.2000, 23:13
- Re: Zur Sache-Schätzchen - Schätzchen ist schon da! - dottore, 07.10.2000, 22:16
Zur Sache-Schätzchen
Lieber Dottore,
Zunächst noch kurz zur Hamburger Girobank. Es war eine reine Depositenbank, praktisch wie heute e-gold. Die Leute bekamen in Höhe ihrer Silbereinlage Gutschrift und dieses Silber wurde jeweils buchtechnisch von der Bank übertragen, auf Anweisung des Einlegers. Das Silber blieb im Keller der Bank, Kredit wurde nicht gewährt. Es wurde also schlicht Eigentum an Silber übertragen und mit diesem Eigentum bezahlt. Da ist keinerlei Schuld oder Kredit zwischen Bank und Silbereinleger im Spiel, genau wie heute bei e-gold. Wenn der Bäcker (der vielleicht auch ein Konto bei der Bank hatte) seine Kunden anschreiben lies, also Kredit gewährte, so ist das eine völlig getrennte Angelegenheit.
Vielen dank, für Ihre ausführliche Antwort auf meinen langen Beitrag (Gold ist Freiheit). Aber wie Sie zurecht schreiben, reduziert sich unser kleiner Disput auf zwei Fragen:
<Was uns beide entzweit, sind zwei Dinge: 1. Gibts Kreditgeld vor Warengeld (ergo Schuld vor Tausch)? und 2)
Sind auch gegen vollstreckbare Sicherheiten ausgegebene Banknoten Falschgeld? Meine Antwort: 1: Ja. 2: Nein.>
Da ich auch die zweite Frage uneingeschränkt mit nein beantworten würde, bleibt als zentrale Frage:
"Gibt's Kreditgeld vor Warengeld (ergo Schuld vor Tausch)"
Wenn ich es richtig verstehe, geht es Ihnen nicht darum, was füher da war, sondern im Sinne des Debitismus darum, daß es eigentlich nur Kreditgeld gibt, daß Geld nur und ausschließlich durch Verschuldung entsteht. Selbst wenn man mit"Warengeld" (einer"Ware" wie Gold oder Silber) bezahlt, wird dabei immer eine Schuld getilgt. Menschen können immer nur durch eine Schuldbeziehung in wirtschaftlichen Verkehr miteinander treten. So etwas wie einfaches Austauschen von Gegenständen gibt es nicht, und hat es nie gegeben.
Dagegen vetrete ich die These, das es beides (Tauschverkehr und Schuldbeziehung) immer nebeneinander gegeben hat und geben wird, so wie es Schuldrecht und Sachenrecht immer gegeben hat und geben wird. Die Amerikaner haben einen sehr schönen Spruch, der die Sache auf den Punkt bringt. There are two kinds of people - poeple who farm the earth and people who farm people. Die Menschen machen in der Regel immer beides, sie müssen real produzieren (farm the earth) und sie produzieren gesellschaftlich und dazwischen gibt es Übergänge, sie Tauschen Eigentum aus und sie gehen Schuldbeziehungen ein.
Wie begründet nun dottore die Auschließlichkeit der Schuldbeziehung (den Debitismus), daß also Menschen auschließlich durch Schuldbeziehung miteinander in wirtschaftlichen Verkehr treten können und nicht auch durch einfachen Austausch von Eigentum? (Eigentum muß erst belastet werden um zu Geld, zum Tauschmittel, zu Liquidität zu werden).
Hierzu gibt es einen sehr schönen Schlüsselsatz von dottore. Auf meine Frage:
"Der Mann besitzt eine schöne Vase, ich gebe ihm mein Goldstück und er gibt mir die Vase. Wo ist denn da eine
Schuld? Ich tausche Eigentum gegen Eigentum."
antwortet dottore:
"Jedem Tauschgeschäft geht logischerweise (wenn auch zeitlich oft nur sehr kurz davor) ein Vertrag voraus. Der
eine erfüllt ihn durch die Hergabe der Vase, der andere durch die Hergabe des Goldstücks. Auch die Erfüllung
eines Tauschvertrages ist ein schuldrechtlicher Vorgang, selbst wenn er wie ein sachenrechtlicher ausschaut
(Tausche Sache gegen Sache). Hier wird zu kurz gedacht."
Damit ist zwar der Debitismus unangreifbar, aber dafür die Realtät irgendwie vergewaltigt. Es hat irgendwie etwas künstliches - ein Sophismus (hoffentlich paßt das Fremdwort hier). Natürlich kann ich sagen, wenn ein Stein herunterfällt, der Stein tilgt seine Fallschuld, oder gar seine Urschuld, aber die Gravitationstheorie erscheint da plausibler. Der Mensch ist Materie, er muß sich ernähren und unterliegt den Naturgesetzen (farm the earth) und er hat gleichzeitig Geist und Gedächtnis, geht abstrakte Schuldbeziehungen mit andern Menschen ein (farm people), beides existiert nebeneinander, etwa so wie Licht Welle und Teilchen zugleich ist. Wir kommen hier natürlich sehr schnell in philosophische Bereiche und den alten, immer wieder diskutierten Gegensatz zwischen Geist und Materie. In der Philosophie mag das Ergebnis unverbindlich sein,hier aber hat das Ergebnis der Überlegung weitreichende Folgen. So wie es Geist nicht ohne Materie gibt, so gibt es echtes Geld nicht ohne einen realen Bezug, und genau diesen Zusammenhang löst der Debitismus auf.
Gruß
R.Deutsch
(Herrjeh, warum kann man sowas nicht kürzer sagen)
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