- Am Arbeitsgericht: Länger arbeiten - weniger verdienen - Wal Buchenberg, 03.02.2003, 11:01
- Re: Am Arbeitsgericht: Länger arbeiten - weniger verdienen - Euklid, 03.02.2003, 11:51
- Re: Am Arbeitsgericht: Länger arbeiten - weniger verdienen - Sascha, 03.02.2003, 13:30
- kleine Ergänzung - Sascha, 03.02.2003, 13:46
- Re: kleine Ergänzung / Sascha!!!!!! - -- ELLI --, 03.02.2003, 13:52
- Re: kleine Ergänzung - Ecki1, 03.02.2003, 17:12
- @Sascha - Kleine Ergänzung zur Ergänzung - R.Deutsch, 03.02.2003, 17:39
- Re: @Sascha - Kleine Ergänzung zur Ergänzung - Sascha, 04.02.2003, 12:52
- @Sasche, mal ein paar Überlegungen dazu - Black Raven, 03.02.2003, 23:07
- Re: @Sasche, mal ein paar Überlegungen dazu / wunderbarer Beitrag! (owT) - -- ELLI --, 03.02.2003, 23:18
- kleine Ergänzung - Sascha, 03.02.2003, 13:46
- Re: Am Arbeitsgericht: Länger arbeiten - weniger verdienen - Sascha, 03.02.2003, 13:30
- Tarifverträge aushebeln - Super! - Dieter, 03.02.2003, 14:16
- Re: Tarifverträge aushebeln - Super! - Euklid, 03.02.2003, 14:48
- Re: Am Arbeitsgericht: Länger arbeiten - weniger verdienen - Euklid, 03.02.2003, 11:51
Re: Am Arbeitsgericht: Länger arbeiten - weniger verdienen
-->Hallo!
Naja wir werden uns wohl alle gezwungenermaßen daran gewöhnen müssen das der Wohlstand sinken muß.
Ich halte es für sehr wahrscheinlich.
Betrachten wir doch einfach mal die Geschichte.
Wie sieht es aus mit dem Wohnraum den jeder Bürger für sich in Anspruch nimmt. Der Wohnraumbedarf ist praktisch seit Ende des 2. Weltkriegs ständig angestiegen. Was hatten wir nach dem 2. Weltkrieg? Wir hatten viel Leid. Viele Verwandte, Bekannte, Freunde von vielen Menschen waren tot. Das Hauptproblem der Menschen war einfach:
<ul type=disc>
~ Ein Dach über dem Kopf haben
~ Was zu essen haben
</ul>
Danach kam das Wirtschaftswunder. Zuerst gab es Autokinos, dann wieder Cafés, dann langsam kam der Volkswagen. Was hatten wir vor gut 55 Jahren davon. Heute kann man unter 50 Sorten Schoklade wählen, in jedem Ort ab 50.000 Einwohner gibt es ein Kino, Cafés gibt es überall, Discos, jeder hat einen Farbfernseher (früher hatte man gar keinen Fernseher, allenfalls mal ein Radio).
Die Liste könnte man lange fortsetzen!!!
Es dürfte jedoch unbestritten sein, daß unser persönlicher Wohlstand stark gestiegen ist. Zuerst war alles in Trümmern gelegen und wir hatten nicht mal genügend zu essen und nur wenige Jahrzehnte später sind wir in eine Art"Spaßgesellschaft" übergangen. Im Moment gehe ich jedoch davon aus, daß diese Spaßgesellschaft ihren Höhepunkt bereits überschritten hat. Es sind erste negative Folgen - mitverursacht durch diese"Gesellschaft" und auch dadurch entstandene Probleme - erkennbar. Nicht ohne Grund steigt die Jugendkriminalität in einem Jahrzehnt um über 100%. Nicht ohne Ursachen lieferte die Pisa-Studie katastrophale Ergebnisse. Und nicht ohne Grund sagte unser VWL-Dozent vor etwa einer halben Stunde das viele Abiturienten die sich für ein Studium bewerben derzeit zum Teil"Leistungen unter aller Sau" (wortwörtliches Zitat) liefern und man über eine Art"Assesment-Center-Aufnahmetest" in Zukunft bereits vorher aussieben möchte.
Doch ohne vom eigentlichen Thema abschweifen zu wollen. Vor einigen Hundert Jahren hatte man als Normalsterblicher weder große Rechte noch große Freiheit. Zuerst gab es sogar Sklaverei und Leibeigenschaft. Erst vor rund 120 bis 150 Jahren kamen mit der beginnenden Industrialisierung überhaupt Dinge wie eine Krankenversicherung oder Arbeitsschutzverordnungen heraus. (Stichwort: Bismarck). Vorher"kloppte" man 12 bis 14 Stunden in der Fabrik und dafür lebte man auch noch unter sehr sehr armen Verhältnissen. Mein Opa lief früher kilometerweit jeden Tag zur Fabrik.
Sicher ist es nicht schön, daß nun mehr gearbeitet werden muß und man gleichzeitig"nur" das Niveau halten kann oder sich dieses sogar gleichzeitig mitverschlechtert. Es wäre mir auch lieber wenn es NICHT so wäre. Doch ich meine wir müssen uns wohl damit abfinden, daß es nicht ewig so weitergehen konnte wie es war. Das das Wirtschaftswunder irgendwann aufhört mußte doch klar sein. Und das der persönliche Wohlstand nicht ewig immer mehr zunehmen konnte war doch auch klar. Das es auch wieder Zeiten geben wird in denen es bergab geht war doch auch klar. Der Mensch will es nicht wahrhaben oder verdrängt es. Zumindest viele.
Hierin sehe ich auch ein großes Problem für die Zukunt. Viele junge Menschen sind das Wohlstandsniveau gewohnt als der Wohlstand so ziemlich am größten war.
Mit Wohlstand bezeichne ich hier - auch wenn es vielleicht nicht genau der Definition entspricht - einfach mal eine Art Verhältnis von dem was man hat (angefangen vom Wohnraum bis hin zum Auto und Farbfernseher, sowie persönlicher Freiheit usw) zu den Dingen die man dafür tun muß (Anzahl der Arbeisstunden, Streßfaktor, auch eine gewisse Unsicherheit des Arbeitsplatzes uws.).
Betrachtet man ALLES im gesamten dann wurde das Wohlstandsniveau über einen sehr langen Zeitraum betrachtet GRÃ-SSER. Ich vermute, daß wir in eine Phase eintreten werden in der es zumindest für eine nicht ganz so kurze Zeit in dieser Hinsicht bergab gehen wird. In welcher Form dies geschehen wird weiß ich nicht. Ich vermute jedoch, daß wir sowohl länger arbeiten müssen und mehr von uns verlangt wird und wir zugleich sogar auf viele Dinge dennoch verzichten müssen und vielleicht wieder in kleinere Wohnungen ziehen müssen usw.
Um jedoch auf das oben erwähnte Problem zurückzukommen. Meiner Ansicht nach fällt es vielen Menschen schwer auf gewohntem Wohlstand zu verzichten. Einfaches Beispiel: Als es noch keinen Farbfernseher mußte man auch noch auf keinen Farbfernseher verzichten. Man kannte es einfach nicht.
[img][/img]
Ciao und viele Grüße an die Runde
Sascha

gesamter Thread: