- Folker Hellmeyer zum Einfluss der Zentralbanken auf den POG (Juni 2002) - monopoly, 06.02.2003, 18:59
Folker Hellmeyer zum Einfluss der Zentralbanken auf den POG (Juni 2002)
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Einfluss der Zentralbanken
Die Verkäufe sowohl von Zentralbanken als auch Goldleihe, Goldswaps und Goldrepos werden von einigen Marktteilnehmern als Form der Goldmanipulation angesehen. Sofern die Zentralbanken mit ihren Aktionen lediglich ein Reservemanagement betreiben, greift dieser Vorwurf nicht. Dies gilt insbesondere für das Washingtoner Agreement, das im Jahre 1999 geschlossen wurde und die Goldverkäufe europäischer Zentralbanken auf 400 Tonnen pro Jahr beschränkt. Dieses Abkommen läuft noch bis September 2004. Das Verhalten der BIZ, der Fed und auch anderer Zentralbanken bietet jedoch auch Ansätze mangelnder Transparenz. So geben Zentralbanken unter anderem keine Informationen über Goldswaps oder Goldrepos. Lediglich das Volumen der Goldleihe ist mit knapp 5000 Tonnen bekannt. Hier liegt ein nachhaltiger Mangel an Klarheit vor, der nach Meinung des Autors gewollt ist.
Das Volumen der Zentralbankgoldreserven liegt bei circa 30.000 Tonnen. Davon sind knapp 5000 Tonnen offiziell verliehen. Schätzungen von Frank A. Veneroso gehen sogar soweit, dass etwa 50 % der Goldreserven der Zentralbanken in den Markt geschleust worden sind (akkumulierte Goldleihe, Goldswaps und Goldrepos). Indizien für derartige Größenordnungen sind gegeben. Beispielhaft sei hier die Bilanzierung der US-Goldreserven angeführt. Die USA halten „angeblich“ die größten Goldreserven der Welt mit über 8000 Tonnen. Nachdem die klassische Benennung „bullion reserve“ lautet, wurde ein Teil umgewidmet in „custodial reserve“, was bedeuten kann, dass dieses Gold lediglich für Dritte verwahrt würde. Nach weiteren Monaten erfolgte eine weitere Umwidmung des Goldes zu „deep storage gold“. Die Verantwortlichen haben bis heute trotz mannigfaltiger Nachfragen keine Erklärung für die Umwidmungen gegeben. „Deep storage gold“ mag Ansprüche auf zukünftig produziertes Gold von Minengesellschaften darstellen und damit Teile der Goldreserven spiegeln, die über Swaps oder Leihe an die Minengesellschaften/Banken geschleust worden sind und damit im Markt längst verarbeitet sind. Höhere Transparenz ist nicht nur wünschenswert, sondern erforderlich, um verlorenes Vertrauen in die offizielle Bilanzierung der US-Goldreserven zu generieren.
Letztendlich steht fest, dass Zentralbanken im Gegensatz zu Währungen Gold nicht drucken können. Lediglich eine begrenzte Goldmenge steht den Zentralbanken zur Verfügung. Eine vollständige Auflösung der Goldreserven ist höchst unwahrscheinlich. Westliche Zentralbanken treten derzeit maßgeblich als Verkäufer auf. Nachdem die Bank of England ihre Goldreserven von 700 Tonnen auf lediglich 300 Tonnen reduzierte, stehen derzeit Verkäufe der Schweizer Nationalbank im Vordergrund. Im Gegensatz dazu baut die chinesische Zentralbank Goldreserven auf. Russland hatte gleichfalls die Goldreserven in den vergangenen 6 Monaten erhöht. In jüngster Vergangenheit sind jedoch Goldreserven auch von Russland wieder aufgelöst worden.
Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass insbesondere westliche Zentralbanken Interesse zeigen, ihre Goldreserven zu verringern. Somit wirken sich diese Bestrebungen auf den Goldpreis dämpfend aus.
3satBörse online, Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank
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