- Das Spiel ist aus - Nachbetrachtungen zu einem früheren Spiel, Teil 1 - nereus, 07.02.2003, 11:40
- Re: Das Spiel ist aus - Nachbetrachtungen zu einem früheren Spiel, Teil 2 - nereus, 07.02.2003, 11:45
- danke für die Beiträge!! (owT) - wheely, 07.02.2003, 12:36
- Nach zwei Perioden (8 Jahren) darf ein Präsident nicht wiedergewählt werden... - Der Bulle, 07.02.2003, 13:30
- Re: Das Spiel ist aus - Nachbetrachtungen zu einem früheren Spiel, Teil 3 - nereus, 07.02.2003, 15:58
- Re:... ja, Fortsetzung gewünscht... - Digedag, 07.02.2003, 16:22
- Re: ja, bitte, nereus, zumal anscheinend keine VerschwörerGeschichte ;-) (owT) - Herbi, dem Bremser, 07.02.2003, 17:14
- Re: Das Spiel ist aus - Nachbetrachtungen zu einem früheren Spiel, Teil 4 - nereus, 07.02.2003, 18:17
- Re: Das Spiel ist aus - Nachbetrachtungen zu einem früheren Spiel, Teil 4 - Euklid, 07.02.2003, 18:33
- Re: Das Spiel ist aus - Nachbetrachtungen zu einem früheren Spiel, Teil 4 - Herbi, dem Bremser, 08.02.2003, 00:20
- Re: Das Spiel ist aus - Nachbetrachtungen zu einem früheren Spiel, Teil 5 - nereus, 08.02.2003, 10:22
- Re: Das Spiel ist aus - Nachbetrachtungen zu einem früheren Spiel, Teil 6 - nereus, 09.02.2003, 11:34
- Re: Danke! (owT) - chiquito, 09.02.2003, 12:40
- Re: Das Spiel ist aus - Nachbetrachtungen zu einem früheren Spiel, Teil 6, ENDE - nereus, 09.02.2003, 17:28
- Re: Das Spiel ist aus - Nachbetrachtungen zu einem früheren Spiel, Teil 6, ENDE - Euklid, 09.02.2003, 17:36
- Re: Das Spiel ist aus - Nachbetrachtungen zu einem früheren Spiel, Teil 6 - nereus, 09.02.2003, 11:34
- Re: Das Spiel ist aus - Nachbetrachtungen zu einem früheren Spiel, Teil 2 - nereus, 07.02.2003, 11:45
Re: Das Spiel ist aus - Nachbetrachtungen zu einem früheren Spiel, Teil 6
-->Teil 6
Die Isolierung des Irak Teil 2
Seite 50 bis 53:
Es blieb nicht bei der Propaganda. Die westlichen Staaten verhängten de facto Sanktionen gegen den Irak... Bei seinem Treffen mit US-Botschafterin April Glaspie am 25.07.1990 bezog sich Saddam Hussein auf diese Sanktionen:"Von den Amerikanern bleibt uns nichts mehr zu kaufen als Weizen. Wann immer wir etwas kaufen wollen, heißt es, das ist untersagt. Ich fürchte schon den Tag, an dem es heißt: Aus dem Weizen wollt ihr bloß Schießpulver machen"...
Die Signale der Vereinigten Staaten in Richtung Irak in den ersten sieben Monaten des Jahres 1990 waren verwirrend. Nichtöffentlich äußerten die USA den Wunsch nach besseren Beziehungen mit dem Irak, trotz der feindseligen Propaganda und des Wirtschaftsembargos, und obwohl das Planspiel 1002-90 den Irak immer noch als größte Bedrohung für den Persischen Golf bezeichnete...
Dennoch äußerte der stellv. Außenminister John Kelly gegenüber Saddam Hussein am 13.2.in Bagdad, dass dieser"eine moderierende Kraft" darstelle und die Vereinigten Staaten ihre Beziehungen mit dem Irak zu verbessern beabsichtigen.
Anfang April wirkte Kelly an der Ausarbeitung von Kongreß-Vorschlägen für Sanktionen gegen den Irak mit. Gleichzeitig war eine Gruppe von US-Senatoren unter Leitung des Führers der Minderheit im Senat, Robert Dole, bei einem Besuch des Irak am 12.4. bestrebt, Saddam Hussein in der Frage einer Gesetzesvorlage des Kongresses zu Sanktionen zu beruhigen:"Ich gehe davon aus, dass Bush Sanktionen ablehnt. Er wird sein Veto einlegen, sofern es nicht zu Provokationen kommt".
Als Hussein sich über die von der westlichen Presse gegen ihn geführte Propaganda beklagte, versicherte ihm Senator Allan Simpson, dass Bush nicht dahinter stehe, und nannte die Journalisten"verdorben und eingebildet".
diese Doppelstrategie, einerseits im direkten Kontakt versöhnlich zu wirken und andererseits alles zu tun, um die Situation eskalieren zu lassen, ist ein typisches Merkmal angloamerikanischer Politik.
Schon die Ereignisse zu Beginn des 20.Jahrhunderts zeichnen sich immer wieder durch diese Verlogenheit aus. Unter Beachtung dieser"allseits gespaltenen Zunge" sollte man auch die Ereignisse der beiden Weltkriege an sich vorüberziehen lassen.
Nach dem Golfkrieg.. war eine plausible Erklärung für die Beweise, dass der Irak zur Invasion Kuwaits provoziert wurde, wichtiger als jemals zuvor.
Seitdem war man bemüht - so z.B. durch die gezielte Veröffentlichung von Dokumenten -, die Vorkriegsereignisse als Bushs verfehlte Versuche hinzustellen, mit dem Irak nach dem iranisch-irakischen Krieg funktionierende bilaterale Beziehungen aufrechtzuerhalten. Ein typisches Beispiel für derartige Erklärungsversuche ist der erwähnte Artikel des Kolumnisten Leslie Gelb in der"New York Times" vom 4.5.1992. Unter der Überschrift"Bushs Irak-Fehler" stellte er fest, dass (die) Bush-Mannschaft.. der Meinung war, mit (Hussein) zusammenarbeiten zu müssen, weil der Irak in der Region eine Vormachtstellung errungen hatte. Und sie dachte, ihn mit Hilfslieferungen und diplomatischen Streicheleinheiten zähmen zu können..
Diese Analyse übersieht geflissentlich jene Maßnahmen der Bush-Administration, die den eigenen Schlussfolgerungen völlig widersprechen. Gelb beschreibt die Regierung als entschlossen, dem Irak Waffen zu verkaufen.. leichtsinnigerweise Kredite zuzusagen und ständig die Exportkontrolle zu umgehen. Dafür sieht Gelb keine andere Motivation als die, Bush"dachte, mit Saddam Hussein zusammenarbeiten zu können...
Diese Einschätzung ignorierte entscheidende Fakten: dass die gesamte militärische und strategische Planung seit 1988 den Irak als die zentrale Bedrohung in der Golfregion ausgemacht hatte; dass danach die Vereinigten Staaten dem Irak versicherten, man betrachte diese Auseinandersetzung mit Kuwait als regionale Angelegenheiten; und dass sich die Vereinigten Staaten zwar versöhnlich gaben, aber mit anderen westlichen Ländern und Kuwait kooperierten, um den Irak durch Propaganda und wirtschaftlichen Druck zu schwächen...
Die Vereinigten Staaten trieben den Irak zu Schritten, die den USA ein Eingreifen ermöglichen sollten, indem sie Saddam Hussein als monströsen Popanz aufbauten.. "Osama, Ähnlichkeiten wären wirklich rein zufällig.. .. und ihn gleichzeitig zum Einmarsch in Kuwait provozierten...
Der britische Kolumnist John Pilger berichtete im"New Statesman", dass der Nationale Sicherheitsrat Präsident Bush ein Weißbuch vorgelegt hatte, in dem der Irak und Saddam Hussein"als die besten Bewerber für eine Feindbild-Nachfolge des Warschauer Paktes" und als rationale Erklärung für weitere Militärausgaben auf dem Niveau des Kalten Krieges beschrieben wurden.
Der diplomatische Aufmarsch
Seite 53 bis 55:
Am 24.7.1990 gab das Pentagon bekannt, dass sechs US-Kriegsschiffe im südlichen Golf ins Manöver gingen... Im"Wall Street Journal" vom 25.7. war zu lesen, daß diese Maßnahme im direkten Zusammenhang mit den irakisch-kuwaitischen Spannungen stehe. Der Artikel zählt zu den wenigen Berichten in diesem Land, die im Widerspruch zu den Erklärungen der Bush-Administration standen, dass man über den Irak nicht besorgt sei. Nach dem 2.8. sollte dergleichen nicht mehr geschrieben werden.
Am 25.7... zitierte Saddam Hussein die US-Botschafterin Glaspie zu sich. Es scheint der letzte Versuch gewesen zu sein, die Haltung Washingtons zur Auseinandersetzung mit Kuwait abzuklären.
Glaspie versicherte ihm:"Zu arabisch-arabischen Konflikten, wie z.B. Ihre Auseinandersetzung mit Kuwait über die gemeinsame Grenze, haben wir keine Meinung.. (Außenminister) James Baker hat unseren Sprecher angewiesen, dies nachdrücklich zu betonen."
(Quelle:"The Glaspie Transcript: Saddam Meets the US-Ambassador" in: Mica Sifry und Christopher Cerf, Hg., The Gulf War Reader (New York Times Books, 1991) S.130)
Das war die offizielle Politik. Am 24.7. hatte Glaspie ein Telegramm des State Department erhalten, mit dem sie ausdrücklich angewiesen wurde, zu wiederholen, dass die Vereinigten Staaten"keine Meinung"zu"arabisch-arabischen" Konflikten hätten.
Nach dem Krieg, am 21.3.1991, dementierte Glaspie diese Wiedergabe ihrer Unterredung mit Hussein. In ihrer Aussage vor dem außenpolitischen Ausschuß des Senates erklärte sie, sie habe Hussein wiederholt gewarnt, dass die USA die Anwendung von Gewalt seitens Irak als Mittel der Konfliktlösung nicht hinnehmen würden. Sie meinte, Hussein sei wohl zu"dumm" gewesen, die möglichen Reaktionen der Vereinigten Staaten zu verstehen.
Im Juli 1991 aber wurden die Telegramme Glaspies an das Außenministerium mit ihrer Wiedegabe der Unterredung schließlich dem Senat zugänglich gemacht. Daraus ging hervor, dass ihre Aussage vor dem Senat weitgehend auf Erfindungen beruhte und die vom Irak veröffentlichte Version zutreffend war. Am 12.7.1991 verlangte der Ausschussvorsitzende, Senator Claiborne Pel, in einem zornigen Brief an Außenminister James Baker eine Erklärung für die Unstimmigkeiten zwischen Glaspies Aussage und dem Telegramm. Senator Alan Cranston behauptete, Glaspie habe den Kongreß hinsichtlich ihrer Rolle im Golfkrieg vorsätzlich in die Irre geführt.
Am 31.7. entdeckte der Defense Intelligence Agency (DIA), der militärische US-Geheimdienst, dass irakische Truppen Treibstoff, Wasser, Munition und anderen Nachschub an Kuwaits Grenze verlegten.
Am selben Tag sandte der stellv. Außenminister (AM) Kelley - ein letztes Mal - in einer Anhörung eines Kongreß-Untersuchungsausschusses Signale aus, die missverstanden werden mussten...
Abgeordneter Hamilton:"Haben wir gegen unseren Verbündeten am Golf eine Verpflichtung für den Fall, dass sie in Ã-l- oder Gebietskonflikte mit ihren Nachbarn verwickelt werden?"
AM Kelly:"Wie ich bereits sagte.., haben wir mit keinem der Länder Beziehungen, die durch ein Verteidigungsabkommen geregelt sind. Wir haben es immer vermieden, zu Grenzkonflikten oder internen OPEC-Beratungen Stellung zu beziehen, doch haben wir sicherlich - wie alle Regierungen - in unmißverständlicherweise zu einer friedlichen Beilegung der Differenzen aufgerufen.
..
Abgeordneter Hamilton:"Ist es unter diesen Voraussetzungen dennoch zutreffend, dass wir kein Beistandsabkommen abgeschlossen haben, das uns zu einem Einsatz der US-Streitkräfte verpflichten würde?"
AM Kelly:"Das ist zutreffend."
Am 2.8.1990 überfiel der Irak Kuwait - offensichtlich in dem Glauben, die USA hätten zugesichert, nicht einzugreifen. Die Vereinigten Staaten beantragten unverzüglich eine Verurteilung durch die UN.
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nereus

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