- Fundsache von http://www.chartdoc.de/komm.htm - Baldur der Ketzer, 03.05.2000, 20:06
- Toller Text mT - Schlangenfuchs, 03.05.2000, 20:40
- Re: USA Großmachtpolitik - Black Elk, 03.05.2000, 22:47
Fundsache von http://www.chartdoc.de/komm.htm
STRATEGIC ALERT Nr. 18, 03. Mai 2000
Die manipulierte Euro-Krise
Dieser Nachrichtenbrief hat wiederholt vor den inhärenten Fehlern des Euro gewarnt. Aber die derzeitige
Währungskrise in Europa hat wenig mit dem Euro an sich zu tun. Der derzeitige Wertverlust gegenüber dem Dollar
um fast 25% ist die Folge eines gezielten konzertierten Angriffs anglo-amerikanischer Finanzkreise. Sie wollen
internationales Kapital auf die US-Finanzmärkte locken, um einen Zusammenbruch dieser volatilen Märkte vor den
Präsidentschaftswahlen im November zu verhindern.
1999 bezifferten die USA ihr Leistungsbilanzdefizit offiziell mit etwa 330 Mrd.$, während im gleichen Jahr nach
offiziellen (vermutlich untertriebenen) Angaben an die 370 Mrd.$ ausländische, vor allem europäische Investitionen
in die amerikanischen Aktien- und Anleihenmärkte flossen. Ein stetig steigendes Handelsbilanzdefizit, eine sich
beschleunigende Inflation sowie die extrem volatilen Aktienmärkte in den USA deuten darauf hin, daß die
"Attraktivität" der USA für ausländisches Kapital bald rapide nachlassen wird. Dann aber muß die US-Aktienblase
unweigerlich platzen, was die politische Landschaft in den USA in ihren Grundfesten erschüttern wird. Tatsächlich
ist das wirkliche Problem noch erheblich größer: Die US-Megablase bildet des Zentrum der globalen
Finanz-Systemkrise.
Die Interessen der Wall Street und ihrer Verbündeten in der City of London, die Al Gore oder George W. Bush als
nächsten US-Präsidenten wollen, sind fest entschlossen, den unvermeidlichen Zusammenbruch der
US-Finanzmärkte zu"verschieben".
Sie wollen mit"anderen Mitteln" erreichen, daß ausländisches Kapital weiterhin in die Wallstreet fließt:
Investitionen in anderen Teilen der Welt, etwa in der Eurozone, sollen"unattraktiv" gemacht werden. Die
Währungskrise in Europa dient genau diesem Zweck. Derartige"kannibalistische Manöver" sind für die Endphase der
Desintegration des Finanzsystems bezeichnend.
Zuverlässigen Berichten zufolge ist US-Finanzminister Larry Summers der Kopf hinter den Angriffen auf den Euro.
So soll Summers den USA nahestehende Zentralbanken in England, Kanada, Australien und einigen
lateinamerikanischen und asiatischen Ländern"überzeugt" haben, über Derivatoperationen mit Devisen insgeheim
große Mengen Euro und europäische Währungen abzustoßen und in Dollar umzutauschen.
Nur das kann erklären, warum der Dollar auf ein neues Rekordhoch gegenüber dem Euro stieg, obwohl das
US-Handelsministerium am 19.4. neue erschütternde Zahlen über das Handelsdefizit der USA veröffentlichte. Die
europäische Einheitswährung hatte zu einer neuen Talfahrt gegenüber Dollar, Yen und Pfund angesetzt, die sich in
den darauffolgenden Tagen noch beschleunigte. In der Woche nach Ostern lag der Euro bereits um 21% unter
seinem Dollarwert vom Jahresbeginn 1999. Entsprechend dem fixen Umrechnungskurs von Euro und DM rutschte
dabei die DM auf den niedrigsten Stand gegenüber US-Dollar und britischem Pfund seit 14 Jahren. Im Vergleich zum
Yen hat der Euro seit Anfang 1999 bereits 26 % an Wert verloren, obwohl sich die japanische Wirtschaft offiziell in
der Rezession befindet und gerade zwei Quartale mit negativem Wirtschaftswachstum hinter sich hat. Am 27.4.
erhöhte die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen um ein weiteres Viertelprozent, doch unmittelbar nach
Verkündung dieser Entscheidung brach der Euro-Kurs erneut ein.
Keine der offiziellen Erklärungen für die Eurokrise trifft den Kern des Problems, und Bankiers, Finanzminister und
Wirtschaftspresse geben ziemlich unumwunden zu, ob dieser Entwicklung"sehr überrascht" zu sein. Wie groß
hinter den Kulissen die Wut in kontinentaleuropäischen Finanzkreisen ist, zeigte sich daran, daß der Chefökonom
der Deutschen Bank Norbert Walter am 26.4. forderte, die Europäer sollten ihrerseits den USA (genauer gesagt,
US-Finanzminster Larry Summers) drohen und z.B."die Verlegung des Internationalen Währungsfonds nach Paris
durchsetzen" oder die 250 Mrd.$ Währungsreserven europäischer Zentralbanken ins Spiel bringen, um"die
internationalen Spekulanten" zu beeindrucken. Wie Norbert Walter forderte am gleichen Tag auch der Chefökonom
der HypoVereinsbank Martin Hüfner, es sei nun der Zeitpunkt für eine politische Intervention gekommen, weil es
sich längst um eine"richtige Devisenmarktkrise" handele.
Aber das wirkliche Problem ist nicht ein Konflikt Dollar vs. Euro, sondern die globale Finanz-Systemkrise und was
man dagegen unternehmen muß. Aus dem derzeitigen"Währungskannibalismus" gibt es nur einen Ausweg: eine
Reorganisation des Weltfinanzsystems auf der Grundlage eines neuen Bretton Woods.
Auf einer Veranstaltung in Washington erklärte Lyndon LaRouche am 26.4. dazu:"Wer die wilden Schwankungen
auf den Märkten sieht, muß wissen, daß unsere und andere Regierungen derzeit Geld mit einer Geschwindigkeit
drucken, die einmalig in der Geschichte ist. Das ist nur mit der Lage in Deutschland 1923 und der berüchtigten
Hyperinflation vergleichbar." Zur US-Politik sagte LaRouche weiter:"Derzeit liegt unser Leistungsbilanzdefizit - die
Differenz zwischen Importen und Exporten bei Gütern und Dienstleistungen - bei jährlich etwa 450 Mrd.$... Wir
leben somit von geliehenem Geld aus dem Ausland. Nur unsere politische und militärische Macht, andere Länder zur
Unterstützung unserer Wirtschaft zu zwingen, hält uns über Wasser.
Wir verfügen nicht über ausreichend Arbeitsplätze, um unser Einkommen zu sichern. Wir produzieren unsere Güter
nicht mehr selbst... Wir leben in einer"virtuellen" Wirtschaft. Und wir stehen jetzt an einem Punkt, an dem dieses
System auseinanderfällt - und zwar immer schneller. Wir haben nicht die beste Wirtschaft der Welt, sondern in
vieler Hinsicht die schlechteste Wirtschaft im Vergleich zu anderen Industriestaaten. Und das müssen wir ändern."
Die jüngsten Warnungen der Bundesbank
In ihrem jüngsten Monatsbericht warnt die deutsche Bundesbank Investoren nachdrücklich davor, darauf zu
zählen, daß die Bundesbank ihnen im Falle eines allgemeinen Zusammenbruchs mit öffentlichen Mitteln zu Hilfe
käme. Damit greift die Bank entsprechende Klarstellungen von Prof. Bruno Gehrig vom Vorstand der
Schweizerischen Nationalbank auf (siehe auch SAS 16-17/2000).
Die Bundesbank fordert die Investoren zu"mehr Zurückhaltung" und Risikoabwägung bei ihren Finanztransaktionen
auf, ansonsten drohten"Ansteckungsrisiken" und dramatische Verluste. Mit wachsender Komplexität und den
international immer stärker vernetzten Finanzmärkten breiteten sich auch Turbulenzen schneller aus, und die
Gefahr eines"allgemeinen Zusammenbruchs" wachse, heißt es weiter. Ausdrücklich erklärt die Bundesbank, die
privaten Anleger trügen selbst die Verantwortung für ihre Fehler. Es könne nicht Aufgabe öffentlicher Einrichtungen
auf nationaler oder internationaler Ebene sein, das unverantwortliche Verhalten von Investoren aufzufangen.
Der Bericht geht auch auf die Panikverkäufe auf dem Höhepunkt der russischen Finanzkrise im August 1998 und die
Krise des Finanzsystems im Zusammenhang mit dem Beinahe-Kollaps des Hedgefonds LTCM im September/Oktober
1998 ein. Diese Krisen hätten zu"tektonischen Verwerfungen" auf den weltweiten Finanzmärkten geführt, meint
die Bank.
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