- Neuerlicher Rückschlag für die deutsche Konjunktur - Popeye, 11.02.2003, 07:11
Neuerlicher Rückschlag für die deutsche Konjunktur
-->Neuerlicher Rückschlag für die deutsche Konjunktur
Die Produktion sinkt unerwartet stark / F.A.Z.-Indikator geht ebenfalls zurück / Die weltwirtschaftlichen Risiken wachsen
wmu. FRANKFURT, 10. Februar. Rund ein Jahr nach der jüngsten Rezession in Deutschland wächst die Sorge, daß die Wirtschaft nochmals einbrechen könnte. Dazu tragen neue Konjunkturdaten bei. Der F.A.Z.-Konjunkturindikator ist im Dezember nach einem Anstieg in den Vormonaten wieder gesunken. Zudem hat ein überraschend starker Rückgang der Industrieproduktion nach Einschätzung von Volkswirten einen Rückgang des Bruttinlandsprodukts (BIP) im vierten Quartal 2002 wahrscheinlicher gemacht. Das Statistische Bundesamt hat für das Gesamtjahr ein Plus von 0,2 Prozent geschätzt, aber noch keine Daten für das vierte Quartal vorgelegt. Nach Ansicht von Andreas Scheuerle von der Deka-Bank sind die Rahmenbedingungen im ersten Quartal 2003 vielmehr noch schlechter als im letzten Vierteljahr 2002. Er schließe eine neuerliche Rezession nicht mehr aus. In der unter Bankvolkswirten gebräuchlichen Definition läge diese vor, wenn das BIP in zwei Quartalen hintereinander sinkt.
Im Dezember hat das Produzierende Gewerbe nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums saisonbereinigt 2,6 Prozent weniger hergestellt als im Vormonat. Im aussagekräftigeren Zwei-Monats-Vergleich (November/Dezember zu September/Oktober) stieg die Produktion zwar um 0,5 Prozent. Dennoch befindet sich die deutsche Industrie derzeit in einer ausgeprägten Schwächephase. Das belegt auch der starke Rückgang der Auftragseingänge der Industrie im Dezember.
Dieser ist auch die Hauptursache für den Rückgang des F.A.Z.-Indikators im Dezember. Der Index sank um 0,5 Prozent und stand damit nur noch 1,0 Prozent höher als vor einem Jahr. Negativ auf den Indikator wirkte sich ferner der neuerliche Fall der Aktienkurse aus. Für den Arbeitsmarkt bedeuten die Konjunkturzahlen, daß sich die Lage weiter verschlechtern dürfte. Die Zahl der Stellenangebote in der F.A.Z. ist im Jahresverlauf kontinuierlich gesunken; sie war im Dezember so niedrig wie nie in den vergangenen 30 Jahren.
Bislang erwarten die meisten Konjunkturforscher, daß die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2003 langsam wieder an Fahrt gewinnt. Ulrich van Suntum, Volkswirtschaftsprofessor in Münster, hält auch nach den neuen Zahlen an dieser Prognose fest. Aufträge und Produktion seien von Monat zu Monat starken Schwankungen ausgesetzt; die Fundamentaldaten hätten sich nicht geändert. Van Suntum räumt aber ein, daß die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Irak-Krise gewachsen sei.
Der Deka-Ã-konom Scheuerle sieht die deutsche Konjunktur darüber hinaus auch von Risiken bedroht, die aus dem Inland kommen. Die unerwartet schlechten Arbeitsmarktzahlen für Januar sowie die zusätzliche Steuer- und Abgabenbelastung seit Jahresbeginn drückten zusätzlich auf die Binnenkonjunktur.

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