- Alles paletti, sagt die Bundesbank, die muss es nämlich wissen - dottore, 11.02.2003, 11:44
- Re:oder war das vielleicht der Komparativ? - kingsolomon, 11.02.2003, 13:56
- K R A N K F U R T - kizkalesi, 11.02.2003, 19:07
- Re:oder war das vielleicht der Komparativ? - kingsolomon, 11.02.2003, 13:56
K R A N K F U R T
--><font size="6"> in K R A N K F U R T gehen die Lichter aus....</font>
Die Banken stecken tief in den roten Zahlen.
Sie hoffen - wieder einmal - auf bessere Zeiten.
Aber ein Konzept für den Weg aus der Krise haben sie nicht
von Ulrich Reitz
Klaus-Peter Müller hat schon einen Plan B. „Wenn das hier nichts mehr wird, dann werde ich Journalist", rief der Commerzbank-Chef diese Woche den Presseleuten zu. Vor seiner Bankerkarriere diente Müller im Pressestab der Bundeswehr. Und hat damals seine Lust an Rhetorik entdeckt.
Der Rheinländer ist nicht der Einzige, der seine Wortgewandtheit auch in seinem jetzigen Job gut gebrauchen kann. Auch die Vorstandschefs der anderen Geldhäuser kommen zunehmend in Erklärungsnot.
Die Zeiten für den deutschen Geldadel sind denkbar schlecht. Deutschlands Banken stecken in der tiefsten Krise der Nachkriegszeit. Die Konjunktur ist im Keller, immer mehr Schuldner können nicht mehr zahlen - die Banken müssen in hohem Ausmaß Kredite abschreiben. Und: Auch mit der Börse verdienen sie kein Geld. Eine Branche in den roten Zahlen. Und ein Ende der Bankenkrise ist nicht in Sicht.
Auf den ersten Blick stehen die Banken mit ihren Ergebnissen besser da als sie es in Wirklichkeit sind. Zieht man die Erlöse aus dem Verkauf von Beteiligungen und Unternehmensteilen ab, machten alle Großbanken gewaltige Verluste im operativen Geschäft. Bei der Ermittlung der nichtoperativen Erträge haben es Beobachter mit den Zahlenwerken denkbar schwer. Doch eine Umfrage von WELT am SONNTAG bei Analysten ergab: Im zurückliegenden Jahr legten die Geldhäuser zum Teil kräftig drauf.
Die Commerzbank hat es besonders hart erwischt. Zum ersten Mal in ihrer mehr als 130-jährigen Firmengeschichte ist die Bank im Jahr 2002 in die roten Zahlen gerutscht. Hatte sie im Jahr 2001 noch magere 43 Millionen Euro Gewinn eingefahren, wies sie jetzt für 2002 einen Verlust von 372 Millionen Euro aus.
Eine polierte Bilanz. Zieht man die Erlöse aus Beteiligungsverkäufen ab, machten die Commerzbanker auch im Jahr 2001 einen Verlust. Doch so schlimm wie jetzt traf es das Traditionsbankhaus noch nie. Bereinigt um die Gewinne aus außerordentlichen Geschäftstätigkeiten rutschte die Bilanz der Commerzbank ins bislang im deutschen Kreditgewerbe kaum vorstellbare Minus von 1,35 Milliarden Euro. Anders ausgedrückt. Gegenüber dem Vorjahr stürzte der Abschluss mit mehr als 750 Prozent in die Tiefe.
„Noch im laufenden Jahr" will der Chef-Commerzbanker Müller sein Haus in die Gewinnzone führen. Selbst dann, „wenn die Umstände weiterhin widrig bleiben". Die Rating-Agentur Standard & Poor's sagt Müller schon mal den baldigen Griff zur Feder voraus. Die Experten halten es für wenig wahrscheinlich, dass die Commerzbank 2003 wieder schwarze Zahlen schreibt.
Auch Josef Ackermann stand die Anspannung im Gesicht. Als der Deutsche-Bank-Boss am Freitag sein Jahresergebnis 2002 präsentierte, war von seiner Lockerheit nur wenig zu spüren. Zwar konnte Ackermann schwarze Zahlen präsentieren. Doch die 3,5 Milliarden Euro Vorsteuergewinn für das Jahr 2002 wurden weitgehend durch den Verkauf von Beteiligungen und Unternehmensbestandteilen geschönt. In ihrem ureigensten Geschäft machte die Bank, so Analysten, auch im vergangenen Jahr einen Verlust. Und die Zukunft sieht keineswegs besser aus. Vor allem die Kosten im Investmentbanking laufen den Blue Boys sonst weg. Zwar könnte Ackermann auch die restlichen Beteiligungen, wie die an DaimlerChrysler, versilbern. Doch zum derzeitigen Kursniveau lehnt der Schweizer einen solchen Schritt ab. Bei den restlichen Großbanken sieht die Zukunft genauso düster aus. Nicht nur Dresdner-Bank-Chef Bernd Fahrholz dreht in seinem Haus, längst von der Allianz geschluckt, immer eifriger am Geldhahn herum. Bei der HypoVereinsbank (HVB) laufen ebenfalls die Kosten davon. Konjunkturkrise und Börsenbaisse reißen immer neue Löcher ins auf Kante genähte Zahlenwerk. Und: Das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels ist längst nicht in Sicht.
So war die HVB im zweiten Quartal 2002 zum ersten Mal in die roten Zahlen gerutscht. Im dritten Quartal stieg der Verlust vor Steuern auf Grund stark aufgestockter Risikovorsorge um 94 auf 447 Millionen Euro an. Noch immer ist nicht sicher, ob HVB-Vorstandssprecher Dieter Rampl am Ende des laufenden Jahres einen Gewinn oder einen Verlust ausweisen wird. Ein mögliches Zusammengehen von Commerzbank und HVB - es wird immer wieder dementiert - macht für Branchenbeobachter längst Sinn. Nach Informationen von WELT am SONNTAG befinden sich die Gespräche im fortgeschrittenen Stadium. Aus Verhandlungskreisen verlautete aber: „Bis zur Hauptversammlung der beiden Banken wird sich da nichts tun."
Noch trauriger präsentiert sich indes die Lage bei der Dresdner Bank. Die grüne Beraterbank trug im dritten Quartal mit 972 Millionen Euro zum Verlust des Münchener Allianz-Konzerns bei. Seit dem Frühjahr 2001 weist die Bank operative Verluste aus. Bank-Vorsteher Fahrholz macht aber zurzeit kräftig Wind. Und will mit der Bank bis zum kommenden Jahr wieder profitabel sein.
Auch die Sparkassen und Genossenschaftsbanken bekommen die Krise der Finanzindustrie immer deutlicher zu spüren - und reagieren zaghaft darauf. Eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young geht davon aus, dass von den derzeit 534 Sparkassen im Jahr 2005 nur noch rund 400 Institute übrig sind. Die zuletzt 220 privaten Banken sollen in zwei Jahren auf nur noch 165 Geldtempel schrumpfen. Die Häuser seien zu klein, heißt es bei Ernst & Young, um in Zukunft Profit zu erzielen.
Und auch die im Verband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) organisierten Genossenschaftsbanken seien von der kritischen Betriebsgröße von rund einer Milliarde Euro Bilanzsumme zum Teil weit entfernt.
Noch steht der Szene das Schlimmste bevor. Es scheint so, als sei der Leidensdruck immer noch nicht groß genug. So gab BVR-Präsident Christopher Pleister mit der Ankündigung seines Projektes „Bündelung der Kräfte" die Parole aus, die Zahl der Genossenschaftsbanken bis zum Jahr 2008 bis auf 800 von derzeit 1480 Institute zurückzuführen. Doch schon jetzt rudert Pleister zurück. Bei der Ziel-Zahl handele es sich „nicht um eine Vorgabe, sondern lediglich um eine Prognose", heißt es in seinem Haus. Das dürfte sich bald ändern, wie auch Bankenverbandspräsident Rolf Breuer immer wieder konstatiert: In den Häusern, so Breuer, stelle sich immer schneller ein Umdenken ein. Vielleicht wird ja Commerzbanker Müller doch noch Journalist.

gesamter Thread: