- Neues vom Immobilienmarkt: Während in Moskau (!) die Luxuswohnungen boomen... - manolo, 13.02.2003, 09:06
- .....kommen gleichzeitig die Preise für Luxuswohnungen in London runter - manolo, 13.02.2003, 09:10
Neues vom Immobilienmarkt: Während in Moskau (!) die Luxuswohnungen boomen...
-->Zehn Millionen Dollar für Andropows Wohnung
Moskaus Immobilienmarkt erlebt einen Boom
von Manfred Quiring
Moskau - Der Immobilienmarkt der russischen Hauptstadt boomt. Reiche Russen geben Hunderttausende Dollars für große, aufwändig restaurierte Wohnungen im Zentrum der Stadt aus. Für die neuen Reichen ist es einfach ein Muss, neben der schlossähnlichen Datscha vor den Toren der Hauptstadt auch eine luxuriöse Wohnung in der Innenstadt zu besitzen.
Doch zehn Mio. „Baksy“, wie die Dollars in Russland genannt werden, sind selbst für das an Sonderbarkeiten reiche Moskau ein Preis, der aus dem Rahmen fällt. Ein Unbekannter Bieter hat der Immobilienmaklerfirma Penny Lane diese Summe für eine Vier-Zimmer-Wohung auf dem Kutusow-Prospekt unweit der Moskwa offeriert. Der Gegenstand der Begierde: Das Domizil des einstigen KGB- und Parteichefs Juri Andropow.
Andropow lebte seit den siebziger Jahren in dem Haus Nr. 26, das der Volksmund bis heute das Breschnew-Haus nennt. Leonid Breschnew bewohnte dort eine ganze Etage, sein Enkel Juri lebt noch heute dort. Als er im November 1982 starb, beerbte ihn Juri Andropow, der seit 1967 den Geheimdienst KGB geleitet hatte und für die unbarmherzige Verfolgung von Dissidenten verantwortlich war, im Amt des Generalsekretärs der KPdSU.
Das 155 qm große Andropow-Apartment war lange Zeit nach dem Tode seines Inhabers im Februar 1984 unbewohnt, es ist bis heute in seinem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben: Stuck und Kronleuchter an den Decken, Schmucksäulen im Flur. Ein geheimer Seitenausgang führt direkt zu einer Metrostrecke, die angeblich den Kreml mit dem Flughafen Wnukowo verbindet. Die Treppe, die heute nicht mehr benutzbar ist, sei einer von mehreren Ausgängen, die für Notsituationen - beispielsweise für den Kriegsfall - angelegt worden seien, sagte Penny-Lane-Sprecher Andrej Patruschew der Zeitung „Moscow Times“.
Die Wohnung ist deutlich renovierungsbedürftig und würde ohne ihren berühmten Bewohner „nur“ mit etwa 300 000 Dollar gehandelt werden. Selbst Patruschew räumt ein, dass das Objekt „kein Elite-Apartment“ ist. Es sei alt, in schlechtem Zustand und die Fenster blicken auf den zehnspurigen Kutusow-Prospekt, wo der Verkehr auch nachts kaum ruhiger wird. „Der eigentliche Wert des Appartements liegt im Historischen.“
Einem Interessenten aus Südostasien, so die Maklerfirma, sei dieses Gefühl zehn Mio. Dollar Wert. „Es ist der Wunsch, ein Stück der sowjetischen Geschichte, der Kommunistischen Partei und des KGB quasi als Souvenir zu kaufen“, glauben die Makler zu wissen. Es seien auch eine ganze Reiher anderer Angebote eingegangen, aber die lägen unter einer Mio. Dollar. Das höchste Gebot, so ließ Penny Lane wissen, erhalte den Zuschlag.
Die Andropow-Story ist nur ein Indiz dafür, dass Bewegung in den Moskauer Immobilienmarkt gekommen ist. Seit dem Jahr 2001 geht es aufwärts in der Immobilienbranche der Hauptstadt. Nachdem im Oktober 2001 das Bodengesetz in Kraft trat, dürfen nun auch Ausländer Eigentum an Grund und Boden erwerben. Das hat zunächst große Supermarkketten wie die Metro AG, AVA oder Auchan nach Russland gelockt. Gleichzeitig schießen qualitativ hochwertige Bürozentren an den teuersten Plätzen der Stadt in die Höhe.
Kräftig zugelegt hat auch der Wohnungsbau, während im vergangenen Jahr noch 4,5 Mio. qm Wohnfläche fertiggestellt worden, sollen es in diesem Jahr fünf Mio. sein. Sehr beliebt bei Developern sind die sogenannten Elite-Häuser, die vor allem in ökologisch freundlichen Gegenden entstehen. Dort kann die Monatsmiete für ein 250 qm großes Apartment schon mal 12 000 Dollar erreichen.

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