- Offener Brief an George W. Bush - marsch, 13.02.2003, 19:59
- Re: Offener Brief an George W. Bush / BRAAAAVO! oT - -- ELLI --, 13.02.2003, 20:38
- Wie Amerika den Hass erntet, den es gesät hat - HB, 13.02.2003, 21:04
- Der"Brief" ist schon vom Oktober 1998. - YooBee, 13.02.2003, 23:25
Wie Amerika den Hass erntet, den es gesät hat
-->Das ist der Untertitel zu Gore Vidals Buch"Ewiger Krieg für ewigen Frieden".
Im Vorwort schreibt er u.a.:
............................................................
Die mit unseren Angelegenheiten betraute Pentagon-Junta programmierte
ihren Präsidenten, uns gegenüber die Erklärung abzugeben, bin Laden sei ein
»Schurke«, der uns unsere Freiheit, unseren Wohlstand und die Tatsache, dass
wir die Guten sind, neidet.
Diese Erklärungen schienen nicht besonders einsichtig, doch schließlich
befleißigen sich unsere Herrschenden seit einem halben Jahrhundert der Praxis,
uns niemals zu irgendetwas, was unsere Regierung Menschen anderer Nationen
- im Fall Timothy McVeigh sogar unserer eigenen - antut, die Wahrheit zu
sagen. Uns speist man lediglich mit den unscharfen Titelbildern von Time
und Newsweek ab, von denen uns monströse Figuren im Stil von Hieronymus
Bosch mit Höllenfeuer in den Augen entgegen funkeln, während sich die New
York Times und der Chor ihrer Epigonen komplizierte Geschichten über den
wahnsinnigen bin Laden und den feigen McVeigh aus den Fingern saugen
und damit den meisten Amerikanern einreden, dass nur ein paar Verrückte
es wagen können, eine Nation anzugreifen, die ihrer eigenen Ansicht nach
der Vollkommenheit so nahe ist, wie ihr eine menschliche Gesellschaft nur
kommen kann. Dass die Junta unserer Herrschenden McVeigh (einen Helden
des Golfkriegs aus dem amerikanischen Herzland) und Osama, den selbst
ernannten Verfechter des muslimischen Glaubens, ernsthaft provoziert haben
könnte, kam bisher nie zur Sprache.
So geht man vor in den US-amerikanischen Medien; man braucht uns
Konsumenten nicht zu erklären, warum etwas geschieht. Und jene von uns, die
sich die Frage nach dem Warum stellen, stehen vor der schwierigen Aufgabe,
sich in den konzernabhängigen amerikanischen Medien Gehör zu verschaffen,
wie ich am eigenen Leibe erfahren musste, als ich eine Studie zu McVeigh in
Vanity Fair veröffentlichen wollte, und immer noch muss, da man mir seit dem
11. September nur noch Absagen erteilt, wenn ich einen Verleger suche.
Eine weitere Stimme, der man seit September kein Gehör mehr schenkt,
ist die von Arno J. Mayer, einem emeritierten Professor für Geschichte aus
Princeton, dessen Artikel mit dem Titel »Unzeitgemäße Betrachtungen« in
ganz USA abgelehnt wurde - auch von The Nation, für die ich seit vielen Jahren
Leitartikel schreibe (und die auch meine eigenen unzeitgemäßen Betrachtungen
zum 11. September ablehnte). Mayers Artikel wurde von der französischen Le
Monde veröffentlicht. Hier ein Ausschnitt:
»Terrorakte von Einzelnen waren in unseren modernen Zeiten bisher die
Waffe der Armen und Machtlosen, während staatlicher und önonomischer
Terror zu den Waffen der Mächtigen gehörten.In beiden Fällen von Terror
müssen wir natürlich klar zwischen Ziel und Opfer differenzieren. In dem
schrecklichen Anschlag auf das World Trade Center liegt diese Unterscheidung
auf der Hand: Ziel war das herausragende Symbol und Sinnbild der fi nanziellen
und wirtschaftlichen Globalisierung durch die Konzerne; Opfer waren die
unglücklichen und zum Teil subalternen Arbeitskräfte. Im Fall des Pentagon-Attentats
trifft diese Unterscheidung jedoch nicht mehr zu: Es beherbergt
die ranghöchsten militärischen Befehlshaber- die ultima ratio regnum - der
kapitalistischen Globalisierung selbst wenn es, wie es das Pentagon selbst
ausdrückt, zu menschlichen >Kollateralschäden< kam.
Unstrittig sind die Vereinigten Staaten seit 1947 die bahnbrechenden
und wichtigsten Vertreter des >präventiven< Staatsterrors, der ausnahmslos
in der Dritten Welt stattfand und daher weitgehend im Verborgenen blieb.
Neben der beispiellosen Unterwanderung von Regierungen und deren Sturz
im Wettstreit mit der Sowjetunion während des Kalten Krieges bediente
sich Washington politischer Morde, gedungener Todesschwadronen und
angeblicher Freiheitskämpfer (z.B. bin Laden). Washington steckte hinter dem
Tod von Lumumba und Allende und versuchte vergeblich, Castro, Ghadafi und
Sadam Hussein umbringen zu lassen. Zudem verhinderten die USA durch ihr
Veto, dass Israel wegen des Verstoßes gegen internationale Abkommen und
UN-Resolutionen sowie seiner Praxis despräventiven Staatsterrors verurteilt
wurde.«

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