- Is The Widely Expected War On Iraq An Oil War? - Cosa, 17.02.2003, 11:23
- Re: Interessant, aber zu kurz gegriffen - chiquito, 17.02.2003, 18:43
- Re: Interessant, aber zu kurz gegriffen - Cosa, 17.02.2003, 20:06
- Re: Interessant, aber zu kurz gegriffen - chiquito, 17.02.2003, 18:43
Re: Interessant, aber zu kurz gegriffen
-->Hallo Cosa,
ich finde den Artikel interessant, weil er differenzierte Fragestellungen formuliert. Das ist ein Unterschied zu vielen Postings hier im board ( auch zu meinen Postings), in denen versucht wird, kurz und knapp eine bestimmte Einschätzung zu formulieren.
Allerdings greift Robert Mabro bei seinen Antworten zu den Motiven meiner Ansicht nach zu kurz, weil er den entscheidenden Ausgangspunkt fĂźr die Entscheidung zum Krieg in den Ereignissen des 11.9. sieht.
Soweit ich es beurteilen kann, ist die Entscheidung (zumindest fßr den Krieg gegen Afghanistan, vielleicht auch fßr einen Krieg gegen Irak) schon vor dem 11.9. gefällt worden, zumindest vorbereitet worden.
Belege dafĂźr finden sich - jedenfalls was Afghanistan angeht - beispielsweise in dem Buch von Karl Grobe-Hagel: Krieg gegen Terror? - Al Qaeda, Afghanistan und der âKreuzzugâ der USA. KĂśln 2002. (Der Autor ist bekannt fĂźr seine sorgfältigen Recherchen und seine fundierten auĂenpolitischen Analysen und arbeitet bei der Frankfurter Rundschau)
Weiterhin kritisiere ich an Robert Mabro, dass er die Motive fĂźr den Krieg geradezu auf den symbolischen Bereich reduziert:
< The superpower found itself vulnerable, and had therefore to act to restore the image it had of itself and by the same token its image in the world. >
Der Supermacht USA geht es wohl nicht nur um das âimageâ; der Status âSuperpowerâ ist zweifellos auch abhängig von Handfesterem, und dazu gehĂśrt wohl das Ă-l, die Rolle des Dollar als internationales Zahlungsmittel usw.
Was Afghanistan angeht, gibt es vielfältige Hinweise, dass hier schon das Ă-l eine entscheidende Rolle spielte.
Welche Rolle nun, beim Irak, das Ă-l in den Motiven der amerikanischen Administration spielt, ist bis ins Einzelne hinein sicherlich sehr schwer abzuschätzen. Es spielen auch innenpolitische Probleme eine Rolle, sicherlich auch die symbolischen Kämpfe, von denen Mabro spricht; aber wenn keiner dieser Politiker (die merkwĂźrdigerweise zum groĂen Teil aus der Ă-lindustrie kommen) das Wort âĂ-lâ in den Mund nimmt und lieber von der âAchse des BĂśsenâ spricht, heiĂt das fĂźr mich noch lange nicht, dass es ihnen nicht auch ums Ă-l geht und um die Rolle des Dollar. Sie werden es uns auch nicht verraten. So dumm sind sie auch nicht.
Sicherlich bleibt es - wenn man nicht nur plakativ posten will, sondern sozusagen mit wissenschaftlichem Anspruch diese Probleme betrachtet - eine schwierige Frage, in welcher Weise die Motivation oder die Intention der Akteure zusammenhängt mit objektiven Strukturproblemen wie der Rolle des Dollar in der Welt oder der Abhängigkeit der industrialisierten Welt von den Ă-lressourcen. Dass Handeln der Akteure monokausal aufs Ă-l zurĂźckzufĂźhren, das ist sicherlich nicht angebracht. Aber Mabro sieht es einfach bloĂ andersrum, indem er das Handeln primär aus der Symbolik der âSupermachtâ erklären will.
GrĂźĂe
chiquito

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