- Is The Widely Expected War On Iraq An Oil War? - Cosa, 17.02.2003, 11:23
- Re: Interessant, aber zu kurz gegriffen - chiquito, 17.02.2003, 18:43
- Re: Interessant, aber zu kurz gegriffen - Cosa, 17.02.2003, 20:06
- Re: Interessant, aber zu kurz gegriffen - chiquito, 17.02.2003, 18:43
Re: Interessant, aber zu kurz gegriffen
-->Hi chiquito,
Nun, da hätte ich sicherlich mehr zu schreiben sollen; ich roll Dein Posting mal von hinten auf,
<ul>Dass Handeln der Akteure monokausal aufs Ã-l zurückzuführen, das ist sicherlich nicht angebracht. Aber Mabro sieht es einfach bloß andersrum, indem er das Handeln primär aus der Symbolik der?Supermacht? erklären will.</ul>
So habe ich Mabro nicht verstanden; Ursprung sind für ihn die Ereignisse des 11. Septembers, da übersieht er die von Dir zu recht angesprochene Ã-l-Lobby am US-amerikanischen Kabinettstisch. Aber er unterstreicht das psychische Trauma, dass die USA im Zusammenhang mit den Ereignissen erlitten haben. Wann wurde den USA zum einen mit so"einfachen" Mitteln und dann auf eigenem Boden schon jemals so ein Schaden zugefügt? Die Symbole der Finanz- und militärischen Macht wurden nicht nur angegriffen, sondern z.T. vernichtet. Aus einem massiv in Frage gestelltem Gefühl der Unversehrtheit kann m.E. eine gewaltige destruktive Gewalt wachsen.
Einer Bewertung enthalte ich mich. Was war letztendlich"gesteuert", da fehlt mir das Insiderwissen, aber aus dem Versuch heraus ein solches Trauma zu überwinden, kann ich mir eben schon vorstellen, dass ein schwacher Gegner (Irak) dem Volk als Opfer geboten wird. Bush' juniors privater Hintergrund bot den Irak als unerledigtes Aktionsfeld des Vaters geradezu an.
Mabro macht es sich zu einfach, indem die Herstellung des starken, unverwundbaren Bildes als Motivation sieht, zumindest eine alleinige Motivation ist es nicht, wenn auch das Selbstbild so vermeintlich restauriert wird.
Aber das ist eben nur die psychologische oder pseudopsychologische Ebene der Auseinandersetzung.
Für mich kann es bei dieser Auseinandersetzung nicht kurz- oder mittelfristig um das irakische Ã-l gehen; soweit ich weiss, sind die irakischen Ã-lförderanlagen defekt, veraltet und fördern nur noch ein Mindestmass. Eine Motivation sich den Irak einzuverleiben, lag für mich in der potentiellen Möglichkeit das OPEC-Kartell zerschlagen zu können. Allein die Forderung des Iraks die Förderanteile von 1990 wieder zu erlangen, würde für reichlich Unruhe innerhalb der OPEC sorgen. Sicherlich sind
Die innenpolitischen Aspekte kommen dann noch hinzu und vereinfachen das Bild nun wahrlich nicht ;-)
Die Feststellung es gehe den USA und Grossbritanien nur um den Besitz des irakischen Ã-ls halte ich für genauso falsch wie den Umkehrschluss. Mit Mabros Schlussfolgerungen stimme ich auch nicht überein, hast recht zu eindimensional, bin aber dankbar für jede weitere Facette.
Kurios ist übrigens, dass nach vorläufigen Zahlen, der Irak im Januar ca. 8% des US-amerikanischen Rohöls geliefert hat und einen Teil der Lieferausfälle aus Venezuela kompensiert hat *g*
viele Grüsse
Cosa
>Hallo Cosa,
>ich finde den Artikel interessant, weil er differenzierte Fragestellungen formuliert. Das ist ein Unterschied zu vielen Postings hier im board ( auch zu meinen Postings), in denen versucht wird, kurz und knapp eine bestimmte Einschätzung zu formulieren.
>Allerdings greift Robert Mabro bei seinen Antworten zu den Motiven meiner Ansicht nach zu kurz, weil er den entscheidenden Ausgangspunkt für die Entscheidung zum Krieg in den Ereignissen des 11.9. sieht.
>Soweit ich es beurteilen kann, ist die Entscheidung (zumindest für den Krieg gegen Afghanistan, vielleicht auch für einen Krieg gegen Irak) schon vor dem 11.9. gefällt worden, zumindest vorbereitet worden.
>Belege dafür finden sich? jedenfalls was Afghanistan angeht - beispielsweise in dem Buch von Karl Grobe-Hagel: Krieg gegen Terror?? Al Qaeda, Afghanistan und der?Kreuzzug? der USA. Köln 2002. (Der Autor ist bekannt für seine sorgfältigen Recherchen und seine fundierten außenpolitischen Analysen und arbeitet bei der Frankfurter Rundschau)
>Weiterhin kritisiere ich an Robert Mabro, dass er die Motive für den Krieg geradezu auf den symbolischen Bereich reduziert:
>< The superpower found itself vulnerable, and had therefore to act to restore the image it had of itself and by the same token its image in the world. >
>Der Supermacht USA geht es wohl nicht nur um das?image?; der Status?Superpower? ist zweifellos auch abhängig von Handfesterem, und dazu gehört wohl das Ã-l, die Rolle des Dollar als internationales Zahlungsmittel usw.
>Was Afghanistan angeht, gibt es vielfältige Hinweise, dass hier schon das Ã-l eine entscheidende Rolle spielte.
>Welche Rolle nun, beim Irak, das Ã-l in den Motiven der amerikanischen Administration spielt, ist bis ins Einzelne hinein sicherlich sehr schwer abzuschätzen. Es spielen auch innenpolitische Probleme eine Rolle, sicherlich auch die symbolischen Kämpfe, von denen Mabro spricht; aber wenn keiner dieser Politiker (die merkwürdigerweise zum großen Teil aus der Ã-lindustrie kommen) das Wort?Ã-l? in den Mund nimmt und lieber von der?Achse des Bösen? spricht, heißt das für mich noch lange nicht, dass es ihnen nicht auch ums Ã-l geht und um die Rolle des Dollar. Sie werden es uns auch nicht verraten. So dumm sind sie auch nicht.
>Sicherlich bleibt es? wenn man nicht nur plakativ posten will, sondern sozusagen mit wissenschaftlichem Anspruch diese Probleme betrachtet? eine schwierige Frage, in welcher Weise die Motivation oder die Intention der Akteure zusammenhängt mit objektiven Strukturproblemen wie der Rolle des Dollar in der Welt oder der Abhängigkeit der industrialisierten Welt von den Ã-lressourcen. Dass Handeln der Akteure monokausal aufs Ã-l zurückzuführen, das ist sicherlich nicht angebracht. Aber Mabro sieht es einfach bloß andersrum, indem er das Handeln primär aus der Symbolik der?Supermacht? erklären will.
>Grüße
>chiquito

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