- ...denn sie wissen nicht, was sie tun - stocksorcerer, 19.02.2003, 20:36
...denn sie wissen nicht, was sie tun
-->SPIEGEL ONLINE - 19. Februar 2003, 18:02
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,236907,00.html
"Mund halten"
Chiracs Rüge bringt Osteuropäer auf US-Kurs
Die massive Kritik von Frankreichs Präsident Jacques Chirac an der Irak-Politik der EU-Beitrittskandidaten droht zum Bumerang zu werden. Bulgarien bestellte den Pariser Botschafter ein, und auch Polen und Irland bekräftigten ihre pro-amerikanische Haltung.
Sofia/Warschau/Berlin -"Ich glaube, dass sie eine gute Gelegenheit verpasst haben, den Mund zu halten" - mit diesen Worten hatte Chirac die Beitrittskandidaten nach dem Brüsseler EU-Gipfel abgestraft. Bulgarien und Rumänien warnte er gar vor der Gefährdung ihres EU-Beitritts. Die beiden Länder hatten sich gemeinsam mit den künftigen EU-Mitgliedern Litauen, Lettland, Estland, Slowenien und der Slowakei am 6. Februar hinter den Irak-Kurs von US-Präsident George W. Bush gestellt.
Die bulgarische Regierung reagierte prompt: Präsident Georgi Parwanow bestellte den Pariser Botschafter Jean-Loup Kuhn-Delforge ein und machte ihm seine Besorgnis über die"emotionale Stellungnahme" Chiracs klar, wie das Präsidentenamt am Mittwoch erklärte. Bulgarien beharre auf"gegenseitigem Respekt zwischen den EU-Mitgliedern und Anwärtern, zwischen großen und kleinen Staaten".
Auch in Polen und Irland rief Chiracs Rüge eher Trotz als Ehrfurcht hervor: Die Außenminister beider Länder bekräftigten in Warschau ihre Unterstützung für die USA in der Irak-Krise."Wir sind der Meinung, dass mit allen Mitteln nach einer friedlichen Lösung des Konflikts gesucht werden muss, aber auch, dass die Staaten angesichts des gefährlichen Regimes im Irak Einigkeit und Solidarität mit den USA üben sollten", sagte der irische Chefdiplomat Brian Cowen nach einem Treffen mit seinem polnischen Amtskollegen Wlodzimierz Cimoszewicz.
Verheugen: Viele teilten Chiracs Enttäuschung
Zugleich versuchte Cowen die Wogen zu glätten: Irland teile die Ansichten, die unter anderem Polen im so genannten"Brief der Acht" formuliert habe. Saddam Hussein müsse verstehen, dass der einzige Weg zur friedlichen Lösung die Einhaltung der Uno-Resolutionen sei.
Auch EU-Kommissar Günter Verheugen wies Chiracs Kritik an den mittel- und osteuropäischen Beitrittskandidaten zurück."Es kann kein Schweigegebot geben", sagte Verheugen der"Welt". Die EU müsse Rücksicht auf die historischen Empfindlichkeiten in diesen Ländern nehmen. Es gebe schon erste Stimmen aus den Kandidatenländern,"die mir sagen, früher hat uns die Sowjetunion den Kurs vorgegeben, und jetzt sagt uns die EU, was wir denken und sagen sollen".
Allerdings äußerte der für die Erweiterung zuständige Kommissar auch Verständnis für den französischen Präsidenten:"Chirac hat einer Enttäuschung Ausdruck verliehen, die hier in Brüssel und darüber hinaus viele teilen."
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winkääää
stocksorcerer

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