- Krieg - eine Krisenlegende wird geboren - Wal Buchenberg, 20.02.2003, 08:52
- alles schön und gut - silvereagle, 20.02.2003, 12:18
alles schön und gut
-->Hallo Wal,
Dein Lieblingsfeind (Zitat: Wal Buchenberg) meldet sich zu Wort. ;-)
> Eine Krisenlegende wird geboren
Das wäre ja an sich noch nichts Besonderes. Wenn es aufwärts geht, überschlagen sich"die da oben" förmlich darin, zu erklären, warum gerade sie dafür verantwortlich seien. Wenn es jedoch abwärts geht, dann zielen diese Überschläge in die ganz andere Richtung:"Alle und alles ist schuld - aber WIR ganz bestimmt nicht." ;-)
> Jetzt da es nicht länger zu verschweigen und zu verheimlichen ist, jetzt da nicht nur Industrieunternehmen rote Zahlen schreiben und noch mehr Lohnarbeiter entlassen, sondern auch Banken Defizite machen und schon ein Gipfelgespräch zwischen Banker und Regierung stattgefunden hat, was im Falle von Bankenpleiten zu tun ist, jetzt müssen gute Ausreden her, wer oder was uns die weltweite Krise beschert hat.
Letztlich wäre es ja dödel-einfach: Mitgehangen, mitgefangen.
> Es müssen Ausreden her, damit nicht der Kapitalismus und die Kapitalisten öffentlich für den Wirtschafts-Schlammassel, für Massenpleiten und Massenarbeitslosigkeit verantwortlich gemacht werden.
Da bin ich leicht anderer Meinung. Nachdem in einem derart von aller persönlichen Verantwortung losgelösten"System" wie dem unseren sowieso niemals irgendjemand für irgendwas auch konkret verantwortlich gemacht werden kann, ist es vielleicht gar nicht so verkehrt, die Malaise einem"Kapitalismus" in die Schuhe zu schieben, der sich schon einmal schwer wehren kann, zumal er ja bekanntermaßen gar nicht existiert. ;-)
Ich bin nur ehrlich auf die Alternativen gespannt, also auf das, was Leute wie Du und auch andere anzubieten haben, was sich von der vorherrschenden materiellen Sicht der Dinge auch nur in irgendeinem Punkt massgeblich unterscheidet. Kommunismus, Marxismus haben ihr Pulver ein bisschen verschossen, würde ich sagen. Zwar kann man immer wieder mit dem Uralt-Schmäh kommen, der"wahre Marxismus" sei ja nie umgesetzt worden ;-), aber das können die sogenannten Anarcho-Kapitalisten (was für ein Widerspruch in sich!") nicht minder behaupten! Und die mit"Kapitalismus" verbundenen Szenarien haben immer noch den Vorteil, den Leuten die bessere, greifbarere Illusion liefern zu können, als die Postamt- und Wasserwerkfetischisten... ;-) So zumindest meine Einschätzung.
Auch wenn sich in gewissen Grundzügen die Geschichte immer wieder wiederholt, ist es doch töricht zu meinen, solch hochgespielte und doch eher unbedeutende Detailfragen wie"Kommunismus oder Kapitalismus?" würden seit 1917 nun auch immer wieder bis in alle Ewigkeiten wiederholt. Die Geschichte wiederholt sich, aber die Zeit bleibt nicht stehen - und sie kehrt niemals zurück. Zustände wie vor 100 Jahren wird es so nie wieder geben, höchstens in Ansätzen oder mit gewissen Parallelen - aber welche dann?
Meiner langen Rede kurzer Sinn, Wal: Ich glaube, Du unterscheidest Dich in Deinem Marx-Konservativismus als Lebensaufgabe nicht sonderlich vom Silberadler, wie Du ihn kennengelernt hast. Er war (und ist tw. immer noch) als"Ultra-Libertärer" genauso einem längst vergangenen Zustand auf der Spur wie der"Gemeineigentumsfanatiker" Wal Buchenberg.
Aber irgendein Steckenpferd braucht das Ego nun mal! ;-) Wer die Gegenwart, den Moment nicht zu schätzen weiss, der braucht eben den Glauben an eine große Zukunft. Oder eine große Vergangenheit.
Oder am besten beides.
Gruß, silvereagle

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