- Rückgang des Ifo-Index und BIP-Minus erwartet - Popeye, 24.02.2003, 09:06
Rückgang des Ifo-Index und BIP-Minus erwartet
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Rückgang des Ifo-Index und BIP-Minus erwartet
Zuletzt aktualisiert: 23 February 2003 11:07 CEST Drucken Sie diesen Artikel
- von Sven-Markus Egenter -
Berlin (Reuters) - Die anhaltend schlechte Stimmung in der deutschen Wirtschaft lässt nach Einschätzung von Experten nach einem schwachen Jahresende 2002 kaum Hoffnung auf eine baldige Konjunkturerholung zu.
Die Unternehmen dürften sich in der Ifo-Umfrage im Februar wegen zuletzt sehr schwacher Wirtschaftsdaten und des drohenden Irak-Krieges pessimistischer geäußert haben, sagten Volkswirte. Vor allem wegen des Einbruchs der Industrieproduktion und der Einzelhandelsumsätze gehen die meisten Analysten davon aus, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im letzten Quartal 2002 geschrumpft ist. Wie die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sehen immer mehr Bankenvolkswirte Deutschland derzeit erneut in einer Rezession.
Für den am Dienstag um 10.00 Uhr zu veröffentlichenden Geschäftsklimaindex des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) prognostizieren die Analysten im Schnitt einen Rückgang auf 87,2 Zähler nach 87,4 Punkten im Januar. Damals war der Index erstmals seit acht Monaten wieder minimal gestiegen. Die Daten zum deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal veröffentlicht das Statistische Bundesamt am Mittwoch. Im Schnitt erwarten die Volkswirte einen Rückgang zum Vorquartal um 0,1 Prozent.
KAUM LICHTBLICKE FÜR DEUTSCHE UNTERNEHMEN
Den Analysten der Bankgesellschaft Berlin zufolge belasten die mit dem Irak-Konflikt verbundenen Unsicherheiten für die Weltkonjunktur und die Finanzmärkte zusammen mit dem hohen Ã-lpreis und der Aufwertung des Euro das Geschäftsklima. Zudem stehe Deutschland an der Schwelle zur Rezession."Es stellt sich somit die Frage, woher eigentlich die Impulse für eine Stimmungsaufhellung kommen sollen", schreiben die Analysten.
Gerd Haßel von der ING BHF-Bank sieht im Ausgang der Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen Anfang Februar zumindest einen Grund für etwas gewachsenen Optimismus der Unternehmen. Nach den klaren Niederlagen dürfte die im Bund mit den Grünen regierende SPD nun eher zu strukturellen Reformen bereit sein, sagte Haßel. Allerdings geht auch er davon aus, dass die Unternehmen ihre gegenwärtige Geschäftslage schlechter als im Vormonat einschätzen."Die Lage dürfte im Baugewerbe unter dem kalten Wetter und im Einzelhandel weiter unter den Abgabenerhöhungen gelitten haben", sagte Haßel. Unter dem Strich erwarte er eine Stagnation des Ifo-Index.
BANKENVOLKSWIRTE HALTEN REZESSION FÜR IMMER WAHRSCHEINLICHER
Wie ihr Kollege Haßel gehen die Volkswirte Stefan Mütze von der Helaba und Lothar Hessler von HSBC Trinkaus & Burkhardt davon aus, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im letzten Vierteljahr 2002 um 0,1 Prozent zum Vorquartal abgenommen hat. Auch die Volkswirte der Bundesbank haben einen Rückgang des BIP errechnet, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) kommt sogar auf ein Minus von 0,2 Prozent. Mütze zufolge erstreckte sich die Schwäche zum Jahresende fast auf alle Wirtschaftsbereiche. Hessler verwies zudem darauf, dass der Außenbeitrag die flaue Binnenkonjunktur nicht mehr aufgefangen haben dürfte. Im Gesamtjahr 2002 hatte lediglich der Außenbeitrag dank einer Zunahme der Exporte noch das magere Wachstum von 0,2 Prozent möglich gemacht.
Angesichts der anhaltenden weltwirtschaftlichen Unsicherheiten und der schlechten Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern in Deutschland sehen die Volkswirte die Wirtschaftsentwicklung zunehmend düster."Wir rechnen schon seit längerem mit einer Rezession", sagte Haßel. Die Bedingungen für das laufende Quartal seien noch ungünstiger als für das abgelaufene. Darauf deuteten die Indikatoren wie der Ifo-Index oder das Konsumklima der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hin. Auch die sechs führenden Forschungsinstitute schließen eine Rezession - also zwei Vierteljahre mit zum Vorquartal sinkendem BIP - inzwischen nicht mehr aus.
Für die weitere Konjunkturentwicklung betonte Mütze die Rolle des Irak-Konflikts:"Für einen Aufschwung, der seinen Namen verdient, muss der Irak-Konflikt auf die eine oder andere Weise gelöst werden." Wie auch die Forschungsinstitute halten inzwischen die meisten Bankenvolkswirte die Regierungsprognose von einem Prozent Wachstum 2003 für zu optimistisch."Man muss dafür schon eine deutliche Dynamik im zweiten Halbjahr unterstellen", sagte Hessler. Mehr als ein halbes Prozent Wachstum insgesamt sei aber wenig wahrscheinlich.

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