- Dr. Ehrhardt zu den USA und Deutschland - Philipp Steinhauer, 24.02.2003, 21:03
- Re: Dr. Ehrhardt zu den USA und Deutschland ------- was ich nicht verstehe... - Hörbi, 24.02.2003, 21:44
- Re: Dr. Ehrhardt zu den USA und Deutschland ------- was ich nicht verstehe... - CRASH_GURU, 24.02.2003, 22:18
- Re: Dr. Ehrhardt zu den USA und Deutschland ------- was ich nicht verstehe... - Hörbi, 24.02.2003, 21:44
Dr. Ehrhardt zu den USA und Deutschland
-->aus der aktuellen Finanzwoche:
"Besonders an der Wallstreet kann der Pessimismus angesichts noch immer
untendurchschnittlicher Barreserven der Investment Fonds und zu hoher
Investitionsquoten der institutionellen Anleger in Aktien noch deutlich
größer werden."
"Die zunehmende politische Isolierung der Bush-Regierung und die wachsende
Abhängigkeit der Bush Regierung und die wachsende Abhängigkeit des
(gestützten) Dollars durch die Asiaten zeigt, dass die Risiken in den USA
anders einzuschätzen sind als im Euro-Raum."
"Die USA sind zwar die militärisch stärkste Macht, aber sie gehören
inzwischen wirtschaftlich zum verletzlichsten Sektor der Welt. Heute werden
noch 73% der Welt-Währungsreserven in Dollar gehalten. Das neue Rekord
Defizit in der amerikanischen Handelsbilanz von 44,2 Milliarden Dollar im
Dezember 2002 einerseits und die massiven Steigerungen (bei
Handelsbilanzüberschuss und Währungsreserven) der asiatischen Länder
anderseits zeigen, dass die Asiaten durchaus die Macht hätten, den Dollar
auf ein Niveau stürzen zu lassen, dass die amerikanische Wirtschaft - über
Zinserhöhungen - in die schwerste Deflation stürzen würde, die je ein
Industrieland erlebt hat."
"Seit Anfang 1998 bis heute wuchsen die japanischen Währungsreserven um weit
über 200 Milliarden Dollar (praktisch eine Verdoppelung auf ca. 450
Milliarden Dollar) und im restlichen Asien um weit über 300 Milliarden
Dollar. Würden diese Länder ihre Währungsreserven (was schon vorsichtig
geschieht) in stärkerem Ausmaß in Euro oder (zum Teil) Gold umtauschen, so
würden die diversen volkswirtschaftlichen US-Ungleichgewichte
(Leistungsbilanz, Handelsbilanz, Verschuldung bei Staat, Verbrauchern und
Unternehmern, zu niedrige Sparquote, noch immer bestehende Aktienblase,
extreme Immobilienblase) ausnahmslos werden deutlich steigender Zinsen
"kippen"."
"Die USA sind inzwischen weitgehend ein Dienstleistungsland. Die (in weiten
Bereichen nicht wettbewerbsfähige) Industrieproduktion beträgt nur noch ein
Sechstel der volkswirtschaftlichen Aktivität. Auch in dieser Richtung ist
das Land mehr als alle anderen Industrieländer in einem verletzlichen
Ungleichgewicht. Bei niedrigerem Dollar wären die heutigen Importe der USA
jedenfalls nicht in ähnlichem Ausmaß möglich."
"Die wachsende Auslandsverschuldung der Amerikaner bedeutet also stark
wachsende Abhängigkeit von den Anlageentscheidungen ihrer Gläubiger. Setzt
der heutige Trend fort, so würden die USA neben ihrer historisch einmaligen
Inlandsverschuldung auch in den nächsten 6 Jahren einen Anstieg der
Auslandsverschuldung auf rund 70% des Bruttoinlandsprodukts (etwa eine
Verdoppelung gegenüber heute) erleben. Nicht nur das stark steigende
staatliche Haushaltsdefizit, wo Experten inzwischen schon einen Anstieg auf
mittelfristig 5-9% des US Bruttoinlandsprodukts voraussagen, wird deshalb
Probleme bringen, sondern hauptsächlich die extreme Auslandsabhängigkeit
(von den Entscheidungen der Asiaten."
"Die Europäer sind hier weniger entscheidend, da sich der Euro
Zahlungsbilanzüberschuss zwar im letzten Jahr auf 100 Milliarden Euro
verdoppelte, aber im Vergleich zu den Asiaten relativ klein ist."
"Fazit: Die am seidenen Faden hängende US Konjunktur wird nicht nur vom
Federal Reserve Board oder über die Verschuldung der US Regierung gesteuert,
sondern ganz wesentlich auch aus Asien. Die Europäer haben weiterhin
praktisch keinen Einfluss auf die USA, da säe weder wirtschaftlich, noch
militärisch (europäische Rüstungsetats liegen nur bei einem Bruchteil der
USA) mithalten können."
"In der amerikanischen Wirtschaftssteuerung gibt es erstmals"Risse"
zwischen Notenbank und Regierung. Greenspan hat sich bisher geschickt in
seiner fast 16 jährigen Amtszeit allen politischen Schwankungen angeglichen.
Der im nächsten Monat 77 jährige Notenbank Präsident hat inzwischen aber
sehr kritische Bemerkungen (wie übrigens auch 10 US
Wirtschafts-Nobelpreisträger) zu der neuen Verschuldungspolitik von
Präsident Bush geäußert. Damit würde er wahrscheinlich vor dem Ende seiner
Amtszeit (läuft 2004 aus) vorzeitig ausscheiden. Auch die letztmaligen
Ausführungen des Notenbank Präsidenten, in denen er einerseits die
angebliche Unvermeidbarkeit der Aktienblase herausstrich, und seine jüngsten
Schuldzuweisungen für den schlechten Konjunkturverlauf in Richtung
geopolitische Ereignisse sprechen dafür, dass sich Greenspan tendenziell aus
seiner Verantwortung zurückzieht. Ob ein Nachfolger so eifrig bereit sein
wird, die Verschuldungsblase weiter aufzupumpen, ist keineswegs sicher."
"Vor allen Dingen die Immobilienblase wächst und Wächst. Die
volkswirtschaftliche Kriegswährung in den USA ist weiterhin expansiv (also
noch kein Zeichen von Expansion!), wobei die Kredite an die Wirtschaft
stagnierend oder zurückgehen und die Immobilienkredite nach wie vor stark
ansteigen. Die weitere Entwicklung dürfte stark von der Psychologie des
amerikanischen Konsumenten abhängen. Die langsam erlahmende
Konsumbereitschaft (auch wegen fehlender realer Einkommenszuwächse) lässt
aber die Wahrscheinlichkeit steigen, dass in diesem Jahr ein"Abkippen" nach
unten bei Konsum und Konjunktur möglich ist."
"Wenn Deutschland aus seiner (nicht nur selbst verschuldeten) heutigen
desolaten Situation herausfinden will, braucht es also eine eigenständige
Strategie. Neben der hier immer wieder angemahnten überfälligen Reform bei
Gewerkschaften und Sozialstaat (übrigens keineswegs Schuld der heutigen
Regierung, sondern ähnlich wie bei Frau Thatcher, wo die Nachwirkungen in
Großbritannien heute immer noch positiv sind, handelt es sich hier im
Nachwirkungen aus der Regierung Kohl mit seinem Sozialminister Blüm) ist ein
für Deutschland nützlicher Weg in der Europa Politik notwendig. Es ist schon
paradox, wenn jetzt Deutschland (z.B. auf der Titelseite der amerikanischen
Business Week) als Abstiegs- und Versagernation herausgestellt wird - im
Vergleich zum restlichen Europa - und anderseits Deutschland die besseren
Wachstumsraten im restlichen Europa erst möglich gemacht hat:
einmal im Hinblick auf das heute niedrige Euro Zinsniveau, das Resultat von
50 Jahren Bundesbank Stabilitätspolitik ist (das deutsche Zinsniveau wäre
natürlich heute deutlich niedriger und würde damit der deutschen Konjunktur
erheblich nützen, wenn es den Euro nicht geben würde), zum anderen hat
Deutschland in den letzten 10 Jahren ca. 200 Milliarden DM (in den nächsten
Jahren voraussichtlich sogar wachsende Tendenz in die Euro Haushaltskasse
netto eingezahlt. Hätte man dieses Geld im Inland in Strukturverbesserungen
investiert, wären die Wachstumsraten heute erheblich höher."
"Schröder hat sich zum Glück in Richtung eines möglichen Irak Kriegs
festgelegt und keine neuen zweistelligen Milliarden DM Summen Zahlungen an
die USA (wie unter Kohl) zugesagt. Den letzten Ã-lkrieg finanzierten
Deutsche, Japaner und Golfländer. Angesichts der"traditionell guten"
Beziehungen zwischen Bayern und Frankreich wären wahrscheinlich auch die
deutschen EU Zahlungen (die zum teil bei Frankreichs Bauern landen) heute
bei einem Stoiber Wahlsieg erheblich höher (von Schröder immerhin im Anstieg
gestoppt). Statt in der Irak Kriegsfrage unklugerweise Meinungen gegen die
überwiegende Mehrheit der Bevölkerung zu äußern, hätte Frau Merkel besser
(ähnlich wie die französische Verteidigungsministerin) in den Ostblock
Metropolen darauf hinweisen können, dass neue Milliarden Zahlungen der
Deutschen in Richtung neu aufzunehmende EU Länder nicht erfolgen werden,
wenn diese sich als USA Vasallen erweisen. Stattdessen übt die Dame den
Schulterschluss mit den Betonköpfen der Gewerkschaften in Sachen
Zementierung des Kündigungsschutzes (Gegenpool zu Frau Thatcher!)."

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