- Rechtfertigung des Kapitalismus durch Adam Smith - Wal Buchenberg, 26.02.2003, 15:11
- Also was die Aussage von Hitler angeht - Turon, 26.02.2003, 16:16
- Re: Aber intelligente Polen werden nicht mehr umgebracht! (owT) - Wal Buchenberg, 26.02.2003, 18:32
- Darüber ließe sich streiten - Turon, 27.02.2003, 00:08
- Re: Aber intelligente Polen werden nicht mehr umgebracht! (owT) - Wal Buchenberg, 26.02.2003, 18:32
- Du verdrehst und verfälschst, was Adam Smith WIRKLICH gesagt hat! Sorry! - Galiani, 26.02.2003, 19:27
- Re: Sorry - ist die Übersetzung von Prof. Dr. H.C. Recktenwald, Nürnberg - Wal Buchenberg, 26.02.2003, 19:46
- Danke Wal für die Zeit, die Du der Beantwortung dieses 'Beitrages' widmest! (owT) - Saint-Just, 26.02.2003, 23:12
- Re: Sorry - ist die Übersetzung von Prof. Dr. H.C. Recktenwald, Nürnberg - Wal Buchenberg, 26.02.2003, 19:46
- Re: Relative Verelendung? - Jochen, 26.02.2003, 20:40
- Re: Relative Verelendung? - Euklid, 26.02.2003, 20:51
- Re: Relative Verelendung? - Jochen, 26.02.2003, 20:55
- Re: Relative Verelendung? - monopoly, 26.02.2003, 21:13
- Re: Relative Verelendung? - Euklid, 26.02.2003, 20:51
- Also was die Aussage von Hitler angeht - Turon, 26.02.2003, 16:16
Du verdrehst und verfälschst, was Adam Smith WIRKLICH gesagt hat! Sorry!
-->Bei allem Respekt, verehrter Wal, ich muß Deiner geifernden Antikapitalismus-Suada trotz meines extremen Zeitmangels wieder mal widersprechen:
Deine Übersetzung der betreffenden Stelle bei Adam Smith ist tendenziös, irreführend und objektiv unrichtig:
Zunächst und erstens ist im Original natürlich nicht vom "Sozialprodukt" die Rede, wie Du zitierst, sondern vom "produce of the whole labor of the society". Das ist etwas erheblich anderes als das "Sozialprodukt", wie Du aus jedem Lehrbuch über"Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung" entnehmen kannst!
Darüber hinaus gibst erst Du der Passage jenen ideologischen Drall, den Du hinterher aus dem Text - mit erkennbarem Entdeckerstolz - herauszulesen Dich anschickst; erst Deine (unzutreffende) Übersetzung macht eine solche Interpretation möglich, die am Sinn des Originaltextes völlig vorbeigeht. Deine Feststellung jedenfalls, daß hier"eine theoretische Rechtfertigung des Kapitalismus gegenüber den Lohnarbeitern" unternommen werde, kann ich nicht nachvollziehen. Im Originaltext findet sich davon keine Spur! Der aus Ã-sterreich stammende amerikanische Psychiater Friedrich Hacker hat das einmal bezeichnet als"die Selbstinfektion mit dem eigenen Schmäh!" (Als Nicht-Ã-sterreicher weißt Du wahrscheinlich nicht, was"Schmäh" bedeutet. Aber das macht nichts!)
Laß' mich bitte erklären:
In Deiner Übersetzung des Smith-Textes heißt es: "...In zivilisierten und wohlhabenden Gemeinwesen ist das Sozialprodukt hingegen so hoch, dass..." Und jetzt kommt's: "... Selbst ein Arbeiter der untersten und ärmsten Schicht... kann sich..."
Und das ist eben falsch; das verfälscht den Text von Smith in dem von Dir gewünschten Sinn!
Im Original heißt es nämlich nicht:"... even a workman...", wie Deine Übersetzung korrekt rückübersetzt lauten müßte. Sondern dort steht:"...and a workman, even of the lowest and poorest order,... may enjoy... [more] conveniences of life than... any savage..." Das ist ganz frei von der von Dir unterstellten Tendenz!
Monika Streissler übersetzt denn auch in ihrer Adam Smith Ausgabe neuerdings wie folgt: "Bei zivilisierten und wohlhabenden Völkern hingegen ist der Ertrag der gesamten Arbeit der Gesellschaft - obwohl eine große Anzahl von Personen gar nicht arbeitet, von denen viele den Ertrag von zehnmal oder hundertmal mehr Arbeit konsumieren als die Mehrzahl derjenigen, die arbeiten - so groß, daß alle oft reichlich versorgt sind und ein Arbeiter selbst der untersten und ärmsten Schicht, wenn er sparsam und fleißig ist, mehr von den lebensnotwendigen Gütern und Annehmlichkeiten genießen kann, als sie sich ein Wilder je verschaffen könnte."
Deine Übersetzung insinuiert die Arroganz des überheblichen Kapitalisten, die Du in diesem Text ja auch nachweisen willst. Im Original und in der (korrekten) Streissler'schen Übersetzung ist davon keine Spur zu finden.
Tatsächlich ging es Adam Smith bei seiner einleitenden Feststellung nämlich um etwas ganz anderes als Du vermutest: Was er ausdrücken möchte (und worauf er im zweiten Buch, Kap. IV ausdrücklich und mit fast den gleichen Worten zurückkommt), ist, daß infolge der Begrenztheit der Arbeitsteilung in der Landwirtschaft der Arbeiter dort größere Sachkenntnis haben muß als in anderen Gewerben. Nicht um eine Rechtfertigung des Kapitalismus ging es Adam Smith (wie Du ihm unterstellst), sondern um die Grundlegung seines Schlüsselgedankens, daß Arbeitsteiligkeit, wo sie möglich ist, die Produktivität erhöht. Smith führt das ja dann auch sofort anhand seines berühmten Beispiels der arbeitsteiligen Stecknadel-Produktion weiter aus. Was Smith bewegt, ist nicht die Rechtfertigung des (bösen, bösen) Kapitalismus', sondern, daß es durch das Mittel der Arbeitsteilung gelingt, den Wohlstand für alle, für die ganze Gesellschaft zu heben.
Das ist der ganze Jammer mit Euch Marxisten: Daß man ständig gezwungen ist, in jedem Satz von Euch nach der Rabulistik zu fahnden, mit der Ihr Eure (in der Praxis längst widerlegten Ideen) - trotz allem! - verteidigen wollt.
Nichts für ungut.
Grüße
G.

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