- zum Beitrag von dottore neulich betr. arbeitslose Jungakademiker - Baldur der Ketzer, 26.02.2003, 13:17
- Schlimmer als UdSSR In Schilderung von Wal - Turon, 26.02.2003, 13:33
- Re: Grund für Frustableben - Baldur der Ketzer, 26.02.2003, 13:53
- Re: zum Beitrag von dottore neulich betr. arbeitslose Jungakademiker - Euklid, 26.02.2003, 13:39
- Arbeitslose Jungakademiker / Fallbeispiel Porsche in Leipzig - Sascha, 27.02.2003, 01:39
- Re: betr. arbeitslose Jungakademiker / ein ähnlicher Fall - Toni, 26.02.2003, 18:29
- Re: Wirklich tragische Fälle! Also, was lernen wir daraus? - Ecki1, 26.02.2003, 18:50
- Re: Wirklich tragische Fälle! Also, was lernen wir daraus? - Toni, 26.02.2003, 19:57
- Re: Wirklich tragische Fälle! / LOLA-Prinzip... - - ELLI -, 26.02.2003, 20:28
- Re: Wirklich tragische Fälle! Also, was lernen wir daraus? - Toni, 26.02.2003, 19:57
- Re: Wirklich tragische Fälle! Also, was lernen wir daraus? - Ecki1, 26.02.2003, 18:50
- Arbeitslose Jungakademiker - Sascha, 27.02.2003, 01:29
- Schlimmer als UdSSR In Schilderung von Wal - Turon, 26.02.2003, 13:33
Arbeitslose Jungakademiker
-->> Ich könnte mir vorstellen, daß noch so mancher andere es nicht verarbeiten
> können wird, wenn das bisherige Weltbild nicht mehr existiert, und keiner
> haftet dafür.
> Was sollen da erst die wirklich überschuldeten, unverschuldet in Not
> geratenen, schlecht ausgebildeten, sozial belasteten Millionen sagen bzw.
> tun, wenn schon die sogenannte Elite nicht mehr klarkommt?
Hallo Baldur!
Hiermit sprichst du einen Punkt an der nun auch mehr und mehr mich selbst betrifft. Ich werde im September/Oktober diesen Jahres auch fertig sein mit dem BWL-Studium.
Das sich die Situation für BWLer schon drastisch geändert hat nach dem de facto Börsencrash weltweit sowie der aktuellen Konjunkturlage und dem Arbeitgebermarkt sowie fünf Millionen Arbeitslosen ist klar. Das es nicht einfacher werden wird habe ich mir schon vor drei Jahren so gedacht als ich schon vom kommenden Börsencrash ausging. Man hat damit gerechnet aber es irgendwie was die eigene Situation anging mehr oder weniger verdrängt da es ja noch eine Weile dauert bis man fertig ist. Jetzt wo das Ende des Studiums für mich unmittelbar bevor steht macht man sich hier schon seine Gedanken.
Naja das die Gehälter z.T. deutlich gefallen sind macht mir im Gegensatz zu anderen Mitstudenten noch erstaunlich wenig aus. Aber das ich vielleicht bald feststelle, daß ich für nen Apfel und ein Ei mehr <font color="#FF0000">NETTO</font>-Lohn Abitur und Studium gemacht habe ist schon etwas ziemlich negatives. Ich habe mich nach Durchschnittseinstiegsgehältern in gewissen Zeitschriften, Statistiken und auch im Internet (da gibt es ja so Gehaltsseiten wo man eintragen kann was man verdient, in welcher Branche man tätig ist, auf welcher Ebene und wieviele Stunden pro Woche man dafür arbeitet, über wieviele Mitarbeiter man Verantwortung hat und welchen Beruf man ausübt etc.) informiert und ich war mehr oder weniger schon geschockt darüber wie nahe das alles mittlerweile teilweise beisammen liegt. Das mein Bruder - ausgebildeter Industrieelektroniker - nahezu soviel verdient wie ein Apotheker (setzt 4-jähriges Studium + Abitur und gewisse andere Dinge wie Abbrobation etc. voraus) nach Tarif ist schon <font color="#FF0000">NETTO</font>KRASS</font>. Ich gönne es meinem Bruder sehr aber es ist ein Beispiel von vielen wo die Gehaltsstrukturen einfach nicht mehr stimmen. In meinem Beispiel verdient ein angestellter Apotheker bzw. eine Apothekerin nach Tarif etwa 400 Euro brutto mehr als ein Industrieelektroniker bei der Heidelberger Druckmaschinen AG. Netto kommt praktisch fast nichts oder nichts heraus. Dieser Vergleich ist leider kein Einzelfall mehr und in diesem Beispielfall würde sich das sogar nach 10, 11, 12 Berufsjahren nicht ändern. Eher könnte sogar mein Bruder die studierte Apothekerin überholen wenn er den Meister macht. Um es auf den Punkt zu bringen. Z.T. lohnt sich Studieren fast gar nicht mehr. Denn oft ist es heute so, daß Akademiker den gewissen"Verdienstausfall" den sie ja haben bis sie wirklich ins Berufsleben einsteigen können praktisch so gut wie nicht mehr zurückerlangen können. Und es kann ja eigentlich nicht das Ziel sein aus dem Grund zu studieren, daß man nach 30 Jahren netto aufaddiert das gleiche hat. Man erhofft sich ja wenigstens etwas mehr zu verdienen später. Das es aber heute oft nur noch sooo wenig mehr ist das man oft alleine 15 bis 20 Jahre benötigt um den Verdienstausfall der vielen Studiumssemester (+ teilweise Abitur) wieder wett zu machen ist nicht gerade motivierend. Außerdem kommt dann oft noch hinzu, daß man wesentlich mehr Verantwortung trägt und es von einem Angestellten heute oft einfach so erwartet wird, daß man Überstunden ohne Bezahlung noch leistet. Bezieht man das noch in die Überlegungen ein, daß man oft unbezahlte Mehrarbeit leisten muß dann fragt man sich echt für WAS man studiert.
Dottore hatte letztens zum Widerstand dagegen aufgerufen und ich frage mich wirklich warum die Studenten nicht langsam aufwachen und das eigentlich alles mitmachen.
Und es ist wie Baldur sagt. Ich kenne leider von meinen Freunden aus dem Gymnasium viele im Moment scheiternde Existenzen. Da knallt es überall. Was mittlerweile geschieht ist in vielerlei Hinsicht nicht mehr schön. Die Zahl der Bewerber pro Arbeitsplatz steigt immer weiter an und man muß immer mehr Bewerbungen schreiben um eine Stelle auch zu bekommen und gleichzeitig werden die ganzen Bewerbungsverfahren ja immer"abnormaler". War früher ein Bewerbungsgespräch noch normal so führt man heute selbst bei normalen Angestellten denen man kaum mehr Bruttogehalt gibt als nem Azubi nach der Ausbildung Assesment-Center mit 8-Stunden-Dauer durch. Mit Persönlichkeitstest, Gruppendiskussion, Präsentation, Übungen in Massen und was man da so alles hört und mitbekommt.
Doch auf der anderen Seite kann ich die Unternehmen auch verstehen. Dadurch das mittlerweile in einigen Bundesländern 35 und 40% und teilweise sogar noch ein größerer Anteil aller Schüler das Abi machen und die Notengebung auf Unis teilweise auch schon"lascher" wird werden die Abschlüsse mehr und mehr verwässert und den Unternehmen bleibt bei der Auswahl oft keine andere Möglichkeit als die Auswahlkriterien dann selbst festzulegen wenn man auf andere Dinge wie Abiturzeugnis nicht mehr soviel Wert legen kann.
Naja derzeit ist es wirklich alles andere als rosig auf dem Arbeitsmarkt. Scheinbar erwischt mein Mitstudenten-Jahrgang ein derart schlechtes Jahr das viele von uns in der Tat von der Uni direkt ins Arbeitsamt wandern können.
Von Mitstudenten höre ich auch schon, daß querbeet der Arbeitsmarkt schlecht ist. Bewerbungen an Banken und Versicherungen sind sogut wie hoffnungslos. Bewirbt man sich bei öffentlichen Stellen wie dem Bürgerdienst, der Stadtverwaltung und den Finanzämtern usw. wird freundlich mitgeteilt, daß man damit rechnen solle das es frühestens(!) 2005 wieder besser wird und genügend Bewerber da sind.
Wo soll das noch enden frage ich mich hier?
Ich kann mir manchmal wirklich nur schwer vorstellen aus welchem Grund sich die Studenten noch nicht dagegen gewehr haben. Es ist ja nicht nur bei den BWLern so sondern auch bei Bauingenieuren, Juristen die sich nicht selbständig machen und allerlei anderen Studierten.
Beste Grüße
Sascha

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