- Woran liegt die Misere? - Euklid, 27.02.2003, 09:11
- Re: Woran liegt die Misere? - Hörbi, 27.02.2003, 11:40
- Schwachsinn konkret: - YooBee, 27.02.2003, 11:59
Re: Woran liegt die Misere?
-->>Heute steht im Handelsblatt ein Bericht daß gerade bei Naturwissenschaftlern und Ingenieuren in Deutschland katastrophale Entwicklungen zutage treten.
>Dieses Problem habe ich vor einem Jahr hier beschrieben.
>Wer in anderen Ländern z.B Spanien oder Italien sich umschaut wird gegenüber Deutschland feststellen daß man dort als Ingenieur noch einen deutlichen Abstand zum Anstreicher oder Müllmann hat.
>In Deutschland wurde gerade eben wieder durch drastische Abschöpfung über Krankenkassenbeiträge der Flucht von Leistungsträgern auf die Sprünge geholfen.
>Wer ständig bei den Leuten nimmt die sich durch ein nicht leichtes Studium geqält haben erntet eben irgendwann den Verdruß.
>Gerade Ingenieure und Naturwissenschatler sind nicht geschult darauf ökonomisch zu denken und zu handeln sondern zu konstruieren mit Leib und Seele.
>Dieses Gut zu vermarkten ist Sache von Ã-konomen und Kaufleuten sowie Patentanwälten.
>Der Prozeß der Arbeitsplatzvernichtung durch abwandernde hochqualifizierte Kräfte ist voll im Gang weil auch der letzte Nichtökonom gemerkt hat was hier im Lande eigentlich läuft.
>Im Gefolge dieser Entwicklung fallen antürlich auch Sekretärinnenarbeitsplätze sowie CAD-Konstrukteursplätze zum Opfer.
>Schauen wir mal auf die Zahlen der Abgänger an Ingenieuren und Naturwissenschaftler in Prozent der Bevölkerung
>Frankreich: 1,42%
>Finnland: 1,38%
>England: 1,30%
>Australien: 1,30%
>Spanien: 1,05%
>Japan: 1,03%
>Schweden: 0,90%
>USA: 0,85%
>Kanada: 0,80%
>Deutschland:0,68%
>Niederlande:0,57%
>Hier ist zu ersehen daß gerade in England und Frankreich ein hohes Potential vorhanden ist während sich die USA sicher auf gut ausgebildete Ingenieure aller Herren Länder stürzen wird.
>Deutschland ist fast auf dem Niveau eines Entwicklungslandes angelangt und wird sich durch die weiterhin fallenden Löhne mit Sicherheit noch weiter weg katapultieren.
>Ändert sich hier nichts an den weiterhin fallenden Löhnen wird Deutschland bald ingenieurfrei sein.
>Niemand studiert um nachher den Arbeitslosen oder Sozialhilfeempfängerstatus zu genießen.
>Und trotzdem erlauben sich deutsche Konzerne momentan den Luxus hochqualifizierte Kräfte in Rente zu schicken anstatt sie für die betriebliche Ausbildung der Jungingenieure heranzuziehen.
>Meine Generation hatte noch ältere Ingenieure im Zimmer sitzen die man bei heiklen Dingen rückfragen konnte.
>Ich höre sie heute schon schreien nach den Greencards in aller Herren Länder.
>Nach meinen Recherchen sind schon heute ungarische Ingenieure nicht mehr bereit nch Deutschland zu kommen und hier zu arbeiten weil die Kaufkraft des Forint in Ungarn ein Leben dort leichter erschwinglich macht bei weniger Streß als in Deutschland.
>Wohl aber können die ungarischen Ingenieure ganze Pakete an Leistungen für Deutschland in Ungarn bearbeiten da die dortigen Bedingungen ein Unterbieten des Preises hier in Deutschland locker möglich macht.
>Dadurch wird die industrielle Basis von Deutschland zerstört.
>Wer keine Ingenieure mehr im Land hat die Produkte entwickeln braucht auch keine Kaufleute die sie vermarkten und keine Patentanwälte.
>Die Politik und die Arbeitgeber tun im Moment alles um sich selbst die Beine wegzuhauen.
>Bis man darauf reagieren kann ist es zu spät.In vielen Gesprächen mit älteren Kollegen zeigt sich daß der Anteil der Ausreisewilligen immer mehr zunimmt.
>Die Youngsters sind inzwischen besser ökonomisch geschult sodaß sie sich nicht die Butter vom Brot holen lassen werden zumal sie alle mehrsprachig sind.
>In spätestens 2 Jahren wird sich dieser Mangel extrem bemerkbar machen und weitere Arbeitsplätze nach unten kosten.
>Gruß EUKLID
Danke Euklid,
Du kehrst mit den Gedanken wirklich in allen Ecken.
Darin ist auch der Mittelstand verwickelt.
Wenn dort bei manchen Chefs die Meinung vorherrscht ein CAD-System braucht ja nur noch einen Bediener und keinen Denker mehr, es macht ja sowieso alles in Nullkommanix, man muß ja nur ein bißchen rumklicken, dann wird das nichts.
Nach der Wende gab es eine"Restrukturierungswelle" während ein paar magerer Jahre, da kamen dann die Ingenieure einer Firma die ich kenne unter Druck, weil der Chef (ex-Schse) meinte, 7-8000,00 DM Brutto sind zuviel, ich hole mir einen aus den Neuen Ländern, der machts für 5000,00 - nun ja, er hat's probiert, war aber ein Schuß nach Hinten.
Was Du da bezüglich der niedrigen Ingenieursquote sagst, scheint mir eminent auch für die Frage,"Wie weit fällt der Dax noch und wie früh werden solche Daten und deren hochgerechnete Folgen antizipiert?"
Natürlich gilt das auch für DAX100 und die Nebenwerte noch heftiger, womöglich?
Wenn es keine Nischenkünstler sind.
Gruß
Hörbi

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