- Greenspan shorten?? - Bankrunner, 03.03.2003, 11:32
Greenspan shorten??
-->Rücktrittsgerüchte um US-Notenbankchef Alan Greenspan
Seit zwei Wochen gibt es in Washington Spekulationen über einen vorzeitigen Rücktritt Greenspans. Aber die Finanzmärkte kümmern sich darum kaum.
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Gerüchte über einen vorzeitigen Rücktritt Greenspans. |© epa (Jaffe)
Washington (l.c.). Alan Greenspan, der Vorsitzende der Federal Reserve - noch vor kurzem galt er als"mächtigster Mann der Weltwirtschaft". Aber heute ist der Glanz des"Magiers" verblasst. Seit zwei Wochen gibt es in Washington Gerüchte über einen vorzeitigen Rücktritt Greenspans. Mit undiplomatischen Äußerungen zu Präsident Bushs Steuersenkungen hat er das Weiße Haus verärgert.
Das Schicksal des Fed-Vorsitzenden scheint die Börse allerdings kaum mehr zu kümmern."Die Börse hat genug von Greenspan", meint Paul Kasriel, der Chefökonom der US-Bank Northern Trust."Viele wären froh, wenn er weg wäre"."Die Leute haben die Augen geöffnet und erkannt, dass der Kaiser keine Kleider hat", meint der Chefökonom der Royal Bank of Scotland. Statt als Magier gilt Greenspan heute weitherum als blauäugiger Fantast, der, geblendet von der Überzeugungskraft seiner eigenen ökonomischen Konstrukte, weitgehend kritiklos dem Hirngespinst der Internet-Manie aufsaß und mit seiner Geldpolitik - dem so genannten"Greenspan put" - die Börsenhausse noch weiter aufblähte.
Vor vierzehn Tagen zog sich Greenspan den Zorn des Weißen Hauses zu, als er vor dem Kongress erklärte, Präsident Bushs Steuersenkungen seien als Konjunkturbelebungspaket unnötig. Der Kongress müsse aufpassen, dass die US-Defizite nicht"außer Kontrolle" geraten würden. Wenn die Schuldenmaschinerie einmal in Gang gesetzt sei, sei bald der Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gebe.
Das Weiße Haus reagierte erzürnt. Die Regierung gab ein Communiqué heraus, das versicherte, Greenspan genieße nach wie vor das Vertrauen des Präsidenten. Die Hauptstadt interpretierte dies prompt als Beweis des Gegenteils. Bush habe genug von Greenspan und wolle dessen Amtszeit vorzeitig beenden. Greenspans Amtszeit läuft im Juni 2004 ab, bisher war man davon ausgegangen, dass das Weiße Haus Greenspan in einem Jahr für eine neue Amtszeit vorschlagen werde. (Allerdings könnte er nur bis Jänner 2006 bleiben, wenn seine Amtszeit als"Board"-Mitglied abläuft).
Die Irritation des Weißen Hauses über Greenspans Querschuss lasse sich kaum überschätzen, schreibt Robert Novak, ein konservativer Kolumnist. Jetzt suche Bush nach Kandidaten. Im Vordergrund stehe Glenn Hubbard, der 44jährige Vorsitzende des Rats der Wirtschaftsberater und ein führender"supply side"-Ã-konom. Im Gespräch stehen sollen auch Martin Feldstein, der Chefideologe von Präsident Reagan, sowie Peter Fisher, ein aufsteigender Stern im Schatzamt. Eine weitere Möglichkeit ist William McDonough, bis vor kurzem Vorsitzender der Federal Reserve-Bank von New York.
Gruss
Der Bankrunner

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