- Massenpsychologie der Panik - wann, was, wieso? - dottore, 03.03.2003, 22:20
- Re: Massenpsychologie der Panik - wann, was, wieso? - ja, wann eigentlich? - nereus, 03.03.2003, 22:31
- Re: Massenpsychologie der Panik - wann, was, wieso? - ja, wann eigentlich? - Baldur der Ketzer, 03.03.2003, 22:44
- Re: Es geht um den Affen mit Staatsverschuldung = Wurscht-Behauptung (owT) - dottore, 03.03.2003, 23:20
- Re: Massenpsychologie der Panik - wann, was, wieso? / Meilenstein... - -- ELLI --, 03.03.2003, 22:32
- Re: Massenpsychologie der Panik - wann, was, wieso? - Uwe, 03.03.2003, 22:51
- Re: Massenpsychologie der Panik - wann, was, wieso? - Uwe, 03.03.2003, 23:06
- Re: Massenpsychologie / nein, der Link war gut! Danke oT - - ELLI -, 03.03.2003, 23:13
- Re: Nein, sorry, ist noch nicht im Web. Ansonsten www.mom.ch (owT) - dottore, 03.03.2003, 23:21
- Re: Massenpsychologie der Panik - wann, was, wieso? - Uwe, 03.03.2003, 23:06
- Re: Ist eigentlich das Bankgeheimnis für die UBS mittlerweile aufgehoben worden? - JLL, 03.03.2003, 23:22
- Re: Verwandtschaft. Hat nicht das Bankgeheimnis verletzt, also straffrei (owT) - dottore, 03.03.2003, 23:25
- Re: Und für die liebe Verwandtschaft gilt das Bankgeheimnis nicht? - JLL, 03.03.2003, 23:48
- Re: Bankgeheimnis? ach was - Baldur der Ketzer, 04.03.2003, 00:32
- Spekulationen - Uwe, 04.03.2003, 00:33
- Re: Spekulationen Uhh-Bee-Eßß - Baldur der Ketzer, 04.03.2003, 00:36
- ist doch albern, anstatt den UBS Mann zu feuern, würde ich - H. Thieme, 04.03.2003, 07:21
- Re: In vorauseilendem Gehorsam zu verkaufen,... - JLL, 04.03.2003, 08:48
- Re: In vorauseilendem Gehorsam zu verkaufen,... - Herbi, dem Bremser, 04.03.2003, 11:09
- Re: In vorauseilendem Gehorsam zu verkaufen,... - MC Muffin, 04.03.2003, 13:53
- Re: In vorauseilendem Gehorsam zu verkaufen,... - JLL, 04.03.2003, 08:48
- Re: Und für die liebe Verwandtschaft gilt das Bankgeheimnis nicht? - JLL, 03.03.2003, 23:48
- Re: Verwandtschaft. Hat nicht das Bankgeheimnis verletzt, also straffrei (owT) - dottore, 03.03.2003, 23:25
- Re: Massenpsychologie der Panik - wann, was, wieso? - ja, wann eigentlich? - nereus, 03.03.2003, 22:31
Massenpsychologie der Panik - wann, was, wieso?
-->Hi,
seit wir von unserem Perma-Marxisten wissen, dass es mit dem Forum immer weiter bergab geht, sollte ab und an eine kleine Korrektur nicht unangebracht sein. Oder zumindest probiert werden.
Versuch einer solchen hiermit. Es geht um einen Beitrag von Prof. Dr. Linda Pelzmann, Uni Klagenfurt, wo sie Wirtschaftspsychologie lehrt, in Maliks neuestem mom. Titel"Kollektive Panik". Malik selbst meint, selten etwas Besseres gelesen zu haben. Pelzmann hatte schon über Massenpsychologie der Euphorie geschrieben, hatte ich hier in Auszügen dargebracht.
Falls sich jemand mit ihr austauschen möchte: Linda.Pelzmann@uni-Klu.ac.at
Kurzer Inhalt ihres Beitrags nach Kapiteln:
1. Die Logik der Situation.
Boom und Panik untrennbar. 3 Akte bereits gelaufen, 4 und 5 coming. Hinweis auf Krugman 1999 (Tequila-Krise 1995, Asienkrise 1997).
2. Ganz normale Panik.
Schock kommt, wird gedämpft und absorbiert. Wer Nerven behält, bleibt Sieger, siehe 1992 Pfund-Abwertung.
3. Panik, die Panik erzeugt.
Beispiel 97 im hochverschuldeten Asien. Baht fiel stärker als"erwartet". Wer in solchen Fällen (Bankrun auch) die Nerven behält, verliert am Schluss doch.
4. Panik, die sich verselbständigt.
Es kommt zu zirkulärem Prozess, der sich im Rondo in sich selbst gegenseitig aufschaukelt. Nur Ruinen bleiben zurück.
5. Die Unvorbereiteten.
Von den Ã-konomen begreift dann niemand so recht"die Intensität des Rückkoppelungsprozesses in der Praxis. Niemand (hat) eine Vorstellung davon, welche Explosivkraft in der Logik dieses Kreislaufs steckt. Das zirkuläre Aufschaukeln durch positive Rückkoppelung (ist) ein Wirkungsfaktor, auf den kaum einer der Ã-konomen vorbereitet (ist)."
Wissenschaftler könenn damit nichts anfangen, da sie nicht die Dynamik erkennen."Wenn die Möglichkeit der ansteckenden, sich verselbständigenden Panik ernst genommen wird, gewinnt die Massenpsychologie einen zentralen Stellenwert." (Mikrophonbeispiel).
"Die Anfälligkeit für eine sich verselbständigenden Panik wird allgemein unterschätzt."
6. Panikanfällig?
In keinem Lehrbuch. Gesteigert durch offene Finanzmärkte, Verschuldung im Ausland, Verschuldung in nicht eigener Währung.
7. Ansteckung
Es spielt keine Rolle, ob Realwirtschaften von Ländern zusammenhängen, es muss nur in den Köpfen der Investoren ein Zusammenhang existieren. Panikmacher stecken sich gegenseitig an.
8. Co-Movement
Wichtigster Punkt, Beispiel 1931 US-Banken. Alle gingen unter, obwohl viele sehr solide und fundiert waren.
"Co-Movement, also die Reduktion der Streuung, dürfte ein Indikator dafür sein, dass der Boom Höhe- und Wendepunkt zustrebt... Nicht nur aufwärts, sondern auch abwärts marschieren Kurse gemeinsam." Es kommt zum Synchron-Effekt."Die so entstehende Gleichschaltung geht auf Kosten der stabilisierenden Wirkung von Wettbewerb. Die Tendenz zum Co-Movement wirkt dramatisch destabilisierend. Im Aufschwung wie im Abschwung verstärkt sie das Risiko." (Hinweise auf luzide Ausführungen des"Economist" dazu).
9. Kein Fluchtweg ist offen
"Die"normalerweise" miteinander konkurrierenden Papiere werden gleichzeitig massenhaft zum Kauf angeboten."Das macht die Panik aus... Die Devise hätte also vorher lauten sollen: Weg mit den Aktien und hin zum Bargeld, dessen Wert der Staat garantiert."
[Nicht lachen, bitte. Ist genau der Kern meiner GZ-Theorie und -Strategie, also bis zum Start der Hubschrauberflottillen].
10. Rückkoppelung der Panik
Die"Positive Rückkoppelung" (Mikrophon-Beispiel)"ist höchst labil, die kleinste Verstärkung einer einzelnen Wirkung führt zum lawinenartigen Anschwellen sämtlicher Funktionen." Positive Rückkoppelung findet man in der Natur kaum (außer Lawine, Steppenbrand)."Jeder Kreislaufprozesse mit positiver Rückkoppelung führt früher oder später zur Katastrophe."
11. Wettkampf der Gerissenheit
Am gerissensten ist, wer"Kredit" richtig einzuschätzen vermag (= Reputation, Vertrauen und Glaubwürdigkeit). "An der Börse geht es nicht um langfristiges Vertrauenskapital, sondern um Massenpsychologie im Dienste der täglichen, stündlichen halbstündlichen Neubewertungen und Spekulationen." Schöner Hinweis auf Keynes:
Gewinner ist, wem es gelingt, "besser als die Masse zu raten, wie die Masse sich verhalten wird." (Ausführlich in dt. Übersetzung, 132 ff.).
Summa also:
Die Börse bewertet niemals wirtschaftliche Leistungen, sondern ist Massenpsychologie pur, wobei derjenige obsiegt, welcher der Gerissenere, weil besser über die künftigen Entscheidungen der anderen Bescheid Wissende ist.
Also nebenbei ein Homage (unbewusst) am Master Ralph.
Nachsatz: In langen Gesprächen in ZH verfestigt sich bei mir der Eindruck, dass wir mit beschleunigtem Tempo auf die klassische Massenpanik (alle Anleger, alle Fondsmanager, alle Analysten, Strategen usw.) zutreiben.
Weitere Meinung, diese zu Gold:
Alles schön und gut, aber Gold ist ebenfalls eine Anlage und nicht etwa ein "asset als solches" und wird in der kommenden revulsivischen Zuckungs-Orgie sämtlicher Anlagen ebenfalls gnadenlos rasiert. Ein UBS-Banker sagte was von mindestens 30 sehr großen Golddepots, die er betreut und die ab 320/300 nach unten sofort auf den Markt geworfen würden, Umfang: ca. 1200 Tonnen.
Den Herrn Dozenten mit der Staatsverschuldung werden wir Morgen der gebührlichen Sonderbehandlung zuführen.
Gruß!

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