- No piece of the rock - Versicherungsaktien - Popeye, 08.03.2003, 07:06
No piece of the rock - Versicherungsaktien
-->Anleger flüchten aus Versicherer-Aktien
Dax auf Sieben-Jahres-Tief /"Die Baisse nährt sich selbst" / Euro auf neuem Hoch
ruh. FRANKFURT, 7. März. Die Aktien der europäischen Versicherer sind am Freitag abermals unter starken Verkaufsdruck geraten. Zudem lastete die Befürchtung auf den Märkten, daß die Vereinigten Staaten den Krieg gegen den Irak ohne Mandat der Vereinten Nationen führen könnten. Vor diesem Hintergrund fielen mehrere europäische Aktienindizes auf neue zyklische Tiefstände. Der Dax sank beim Tagestief um 1,3 auf 2398 Punkte, den niedrigsten Wert seit März 1996. Allerdings erholte er sich im weiteren Verlauf. Der Euro-Stoxx-50, Index der wichtigsten Aktien der Eurozone, fiel erstmals seit Januar 1997 unter 2000 Punkte.
Viele Anleger befürchten, daß den Versicherungsgesellschaften wegen des immer noch hohen Aktienanteils in ihren Portefeuilles weitere Abschreibungen drohen, falls sich die Talfahrt der Märkte fortsetzt. Damit nähre sich die Baisse selbst, kommentierte ein Händler. Besonders anfällig seien derzeit Versichererwerte, bei denen die Anleger annehmen, daß sie die Aktienquote noch nicht ausreichend reduziert haben.
Das gelte unter anderem für Aegon. Die Aktien des niederländischen Versicherers zählten abermals zu den größten Tagesverlierern. Aegon-Titel büßten rund 13 Prozent ein. Am Vortag hatten sie bereits mehr als 10 Prozent verloren. Aegon hatte am Donnerstag einen starken Gewinnrückgang gemeldet, der vor allem auf Risikorückstellungen für notleidende Unternehmensanleihen und auf Verluste bei der Aktienanlage zurückzuführen ist. Sehr schwach waren auch die Titel des italienischen Generali-Konzerns, die um 12 Prozent einbrachen. Der Branchenindex der Versicherer sank um 5 Prozent und hat seit Jahresbeginn ein Viertel seines Werts eingebüßt.
Daß es immer noch ein Stück schlechter kommen kann, mußten die Aktionäre des Medienkonzerns Vivendi Universal erfahren. Die Gesellschaft hatte am Donnerstag mit 23,3 Milliarden Euro den größten Jahresverlust in der französischen Unternehmensgeschichte gemeldet. Der Kursrutsch der Aktie setzte sich am Freitag mit einem Minus von rund 8 Prozent fort.
Auch in Amerika fielen die Kurse an den Aktienbörsen. Der S&P-500 gab in den ersten Handelsstunden um rund 1,5 Prozent nach. Dazu trug bei, daß die Daten vom amerikanischen Arbeitsmarkt schlechter als befürchtet waren. Die Arbeitslosenzahl blieb zwar konstant bei 5,8 Prozent, aber die Zahl der Stellen ging überraschend um rund 300 000 zurück.
Unterdessen ist der Dollar zum Euro auf ein neues zyklisches Tief gefallen. Ein Euro kostete am Nachmittag 110,3 amerikanische Cent. So teuer war der Euro zuletzt 1999, im Jahr seiner Einführung. Auch auf dem Devisenmarkt war die Angst vor den Folgen des Irak-Kriegs der bestimmende Faktor. Viele Anleger spekulierten darauf, daß die Vereinigten Staaten bei dem drohenden Irak-Krieg eine noch größere Last tragen werden, berichteten Händler. Das könne im schlimmsten Fall eine Fluchtbewegung aus dem Dollar begünstigen, zumal die jüngsten Konjunkturdaten aus Amerika negativ aufgenommen worden seien.
Der schwache Dollar und die Verunsicherung der Aktienanleger unterstützten die feste Tendenz auf dem Markt für europäische Staatsanleihen. Der Terminkontrakt für deutsche Anleihen mit längerer Laufzeit, Bund-Future, gewann 34 Stellen auf 116,59 Prozent. Die Rendite zehnjähriger Titel fiel im Verlauf auf 3,82 Prozent. Bundesanleihen mit zwei Jahren Laufzeit rentierten nur noch mit 2,23 Prozent.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.03.2003, Nr. 57 / Seite 19

gesamter Thread: