- Befreiung mit ein paar unwesentlichen Kollateralschäden - Baldur der Ketzer, 08.03.2003, 12:24
- Re: Befreiung mit ein paar unwesentlichen Kollateralschäden Teil 2 - Baldur der Ketzer, 08.03.2003, 12:37
- Re: Befreiung mit ein paar unwesentlichen Kollateralschäden Teil 2 - Sushicat, 08.03.2003, 21:58
- Re: Befreiung mit ein paar unwesentlichen Kollateralschäden Teil 2 - Baldur der Ketzer, 08.03.2003, 22:42
- Re: Befreiung mit ein paar unwesentlichen Kollateralschäden Teil 2 - Tassie Devil, 09.03.2003, 00:45
- eine gute Frage...... - Sushicat, 09.03.2003, 10:31
- Re: Befreiung mit ein paar unwesentlichen Kollateralschäden Teil 2 - Sushicat, 08.03.2003, 21:58
- Re: Befreiung mit ein paar unwesentlichen Kollateralschäden Teil 2 - Baldur der Ketzer, 08.03.2003, 12:37
eine gute Frage......
-->Hallo Tassie,
meinen Opa kann ich leider nicht mehr fragen, weil er nicht mehr lebt.
Ich selber habe mir schon sehr oft die Frage gestellt: was hätte ich damals getan?
Eigentlich bin ich sicher, daß ich auch im KZ gelandet wäre, weil ich nicht den Mund gehalten hätte, weil ich trotzdem in ein jüdisches Geschäft einkaufen gegangen wäre, weil ich vielleicht jüdische Freunde gehabt hätte, denen ich ohne Frage geholfen hätte.
Aber weiß ich das wirklich?
Ich kenne nur das behütete, friedliche Leben seit 1969.
Gedankenspiele sind schön und einfach. Was aber wäre, wenn ich mich aufgrund meiner Einstellung wirklich einer Gefahr aussetze, ich meine, einem Risiko, das man mit Folter oder sogar mit dem Leben bezahlt?
Fällt einem Menschen die Entscheidung dann immer noch so leicht? Ich betone, ich kann es nicht beurteilen, weil ich nur in friedlichen Zeiten leben durfte.
Ich hoffe aber ganz sehr, wenn ich einmal in einer solchen Situation bin, immer noch menschlich und mitfühlend handeln kann.
Beginnt es nicht schon in der Straßenbahn, wenn ein fremdländisch aussehender Mitbürger von Nazis angepöbelt wird?
Man nennt es Zivilcourage. Handeln gemäß dem Gewissen, ohne an Konsequenzen zu denken. Und das können leider nur wenige Menschen, weil sie die Konsequenzen fürchten. Denn oftmals stehen sie alleine da, ohne Unterstützung der anderen Fahrgäste, und befinden sich selbst in Gefahr. Zivilcourage ist ein wirklich spannendes Thema.
Und zu der Frage des Einkaufens:
Ich wundere mich hier in Bochum sehr oft, warum ich fast immer die einzige Deutsche bin, die in türkischen Lebensmittelgeschäften einkauft. Das Sortiment kann es eigentlich nicht sein, denn Gemüse und Obst, Schafskäse und Oliven z. B. sind in diesen Geschäften erheblich preiswerter als im Supermarkt, von den Halsabschneidern auf dem Markt einmal ganz abgesehen. Außerdem ist die Qualität ausgezeichnet. Oder bin ich immer zur falschen Zeit da? Keine Ahnung.
Und mein Mann geht zu einem türkischen Friseur, der nett, gut und günstig ist. Auch da sieht man kaum deutsche Kunden.
Ich weiß, daß diese beiden Vergleiche in Hinblick auf die Situation ab 1933 hinken. Sie fielen mir nur unabhängig dazu am Rande ein.
Naja, bei uns gibt es heute jedenfalls leckere Falafeln im Fladenbrot mit leckerer Joghurt-Knofi-Sauce (mjam)
Wünsche Dir und allen auch etwas ganz leckeres zum Mittag
Sushicat

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