- Irak - der lange Weg zum Heute: Wolfowitz the man behind! - dottore, 11.03.2003, 10:20
- dottore! Seit wann kann eine kleine Gruppe von Intellektuellen einen solchen - Bankrunner, 11.03.2003, 10:55
- Re: Bankrunner: Hast Du nie gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen? - Digedag, 11.03.2003, 11:35
- Re: Irak - der lange Weg zum Heute und WARUM das heute??! - Wal Buchenberg, 11.03.2003, 11:24
- Re: Antwortversuch - dottore, 11.03.2003, 13:40
- Re: Antwortversuch hoch zwei - Wal Buchenberg, 11.03.2003, 14:03
- Re: Antwortversuch - dottore, 11.03.2003, 13:40
- Liegt der wahre Grund nicht vielleicht im kap. Kettenbriefsystem? - McShorty, 11.03.2003, 18:15
- Re: Kettenbriefsystem ist Folge von Staatsmacht, -zwang usw. - dottore, 11.03.2003, 18:53
- Danke! Mal sehen wie lange der Spaß noch anhält? (owT) - McShorty, 11.03.2003, 20:30
- Re: Kettenbriefsystem ist Folge von Staatsmacht, -zwang usw. - dottore, 11.03.2003, 18:53
- dottore! Seit wann kann eine kleine Gruppe von Intellektuellen einen solchen - Bankrunner, 11.03.2003, 10:55
Irak - der lange Weg zum Heute: Wolfowitz the man behind!
-->Hi,
auf Arte (20.40) heute ein Background-Bericht, offenbar vom Feinsten.
Der Inhalt in Kurzform:
1. Bush senior war nicht an internationaler Politik interessiert, ließ sich nur widerwillig in Irak I zwingen.
2. Powell fand sofort Gehör, als er empfahl, die Kampfhandlungen einzustellen. Saddam, meinten beide, würde sich mit der Niederlage schon verflüchtigen.
3. Währenddessen hat ein Think Tank in D.C. überlegt, wie es mit den USA nach Ende des Kalten Krieges weiter gehen sollte. Es wurde das Wort von"national greatness" geboren, das"compassionate conservatism" ersetzte. Schließlich war man im Hochgefühl des Endsiegs des Kapitalismus über alles Böse dieser Welt.
4. In einer Gruppe von Leuten, zu denen auch Fukuyama gehörte (Weltfrieden, liberaler Kapitalismus allenthalben), fummelte Paul Wolfowitz, damals ranghöchster Zivilist unter Verteidigungsminister Cheney an einem Paper. Inhalt: USA müssten überall, wo Bio-, Chemie- und Atom-Waffen drohten, präventiv zuschlagen, auch dort, wo es nicht um die Interessen der USA ginge. In 7 Szenarien legte W. seine Sicht dar, vor allem am Beispiel Irak und Nordkorea.
5. Dieses Paper verschwand unter Clinton in der Versenkung. Eine Gruppe von Scharfmachern (alle, wie W. heute in Top-Positionen) holten es 1998 wieder raus und schrieben an Clinton einen Offenen Brief mit diesen Thesen. Schließlich wurde es unter Bush II endgültig wieder rausgeholt und bildet inzwischen die Grundlage der US-Politik.
6. Selbst nach dem 11. September war es noch nicht ganz so weit und die Scharfen argumentierten gegen Powell und Rice und zogen zunächst den Kürzeren.
7. Die Scharfen gaben nicht auf, sondern eine Gruppe um diverse Herren, darunter der Sohn von Irving Kristol (WSJ), Ex-US-Vize Quayles Stabschef, ein Herausgeber einer Murdoch-Postille (die übrigens als erste den Slogan"Achse des Hasses" erfand, später"Achse des Bösen"), einige Polit-Professoren (Strauss, Bloom) aus Chikago, Richard Perle, usw. arbeitete als intensive Seilschaft an ihrem Programm.
8. Der Knackpunkt war dann nach dem 11. 9., als Bush nicht von einem Verbrechen sprach, sondern von"America at War". Und dass"Täter" und solche, die ihnen"Zuflucht gewähren" in einen Topf geschmissen wurden.
9. Den Irak hat's zufällig als ersten erwischt, aber Saddams Schicksal sollte andere zum"Nachdenken" zwingen, die ebenfalls diktatorisch regieren und sich Waffenarsenale zulegen.
Wir haben demnach, sofern der Film hält, was das Programm verspricht, hier einen interessanten Fall, wie sich ein Trupp vorgeblicher Intellektueller an ein Programm zur"Gestaltung der Welt" gemacht hat und dies in die Tat umsetzen will, was umso leichter ist, da man a) in den politischen Schlüsselpositionen sitzt und b) einen politischen Machthaber mit entsprechenden Sprüchen beeinflussen kann, nach denen er, mangels eigenen IQs geradezu dürstet.
Die"Verschwörung" erscheint schlüssig. Das Cui Bono fehlt allerdings, denn mehr als eine Think-Tank-Masturbation schaut letztlich dabei nicht heraus, auch wenn die WSJ- und Murdoch-Connections nicht zu übersehen sind.
Ebenfalls nicht zu übersehen sind die beteiligten Namen, die - horribile dictu - auf eine ebenfalls beachtenswerte Spur weisen. Es bahnt sich möglicherweise Verheerung an.
Was freilich völlig unverständlich bleibt, ist die Tatsache, dass sich das, was sich seit 1991 zentriert um Wolfowitz anbahnte, in den Denkstuben der Europäer nicht rechtzeitig genug erkannt, aufgedeckt und offen angesprochen wurde. Das wurde offenbar komplett verpennt. Was wiederum erklärt, dass dann letztes Jahr diese unsägliche"Diplomatie" startete, die nichts als"handwerkliche Fehler" (Klose) offenbarte.
Schaumers uns halt an.
Gruß!

gesamter Thread: