- Eigenkapital-Probleme beim Gerling-Konzern - Rossi, 12.03.2003, 13:12
Eigenkapital-Probleme beim Gerling-Konzern
-->Gerling-Konzern - was nun?
Beim Gerling-Konzern kommt es zu immer neuern Hiobs-Botschaften. Wie jetzt bekannt wurde, soll die Bilanz 2002 des Unternehmens im Erst-Versicherungs-Geschäft einen Fehlbetrag von voraussichtlich 300 Millionen Euro ausweisen.
In einer sogenannten ad-hoc-Mitteilung der Gerling-Konzern Allgemeine Versicherungs-AG wird für diese Entwicklung im wesentlichen der wegen der Börsensituation auf über 150 Millionen Euro gestiegene Abschreibungsbedarf auf Kapitalanlagen verantwortlich gemacht.
Vorsorglich Abschreibungen vorgenommen
Gerling habe außerdem vorsorglich eine Abschreibung auf Forderungen aus passiver Rückversicherung über 110 Millionen vorgenommen. Voraussichtlich über 40 Millionen Euro sollen zur Reservestärkung der Schwankungs-Rückstellung zugeführt werden.
Positives sei über die Schaden-Quote zu berichten, die im abgelaufenen Geschäftsjahr auf unter 80 (2001: 95,8) Prozent gesunken sei. Die Kosten-Quote habe sich auf 26 (2001: 27,9) Prozent verringert.
Die Combined Ratio (Schaden-Kosten-Quote) liegt nach Unternehmens-Angaben bei 105 (2001: 123,7) Prozent.
Betriebs-Ergebnis kaum verändert
Schließlich habe sich das Betriebs-Ergebnis sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert und sei nahezu ausgeglichen verlaufen.
Immer neuer Gesprächs-Stoff
Der Gerling-Konzern sorgt für Gesprächs-Stoff. Branchen-Beobachter haben nach Insider-Aussagen längst geahnt, dass es bei Gerling an allen Ecken und Enden „brodelt“.
Grundkapital schrumpft auf die Hälfte zusammen
Die zum Verkauf stehende GKG Gerling-Konzern Globale Rückversicherungs-AG hat ebenfalls Verluste zu vermelden. Der Fehlbetrag mache mindestens die Hälfte ihres Grundkapitals von 337 Millionen Euro aus.
Wie es in einer Agentur-Meldung von vwd heißt, werden nun mit Spannung am Markt die Konsequenzen aus diesem Verlust erwartet.
Anders als die Meldepflicht des Fehlbetrags über 300 Millionen Euro bei der Gerling-Konzern Allgemeinen Versicherung fallen Verluste bei Rückversicherer grundsätzlich nicht unter die besonderen Regelungen zur Gruppensolvabilität der Versicherungs-Aufsicht.
Keine Auswirkung auf den Erstversicherer?
Einmal im Jahr nimmt aber auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) das Eigenkapital der Rückversicherer unter die Lupe. Derzeit haben die Verluste der GKG nur mittelbar Auswirkungen auf die Erstversicherer des Gerling Konzerns.
Die Verlust-Anzeige sei allerdings dazu angetan, die Stimmung bei potenziellen Investoren des Konzerns oder der Rück-Versicherung zu verschlechtern und den Druck auf die Eigentümer der Gruppe (64,5 Prozent Rolf Gerling und 34,5 Prozent Deutsche Bank) zu erhöhen.
Zahlungsfähigkeit nicht bedroht
Gegenüber vwd betonte Gerling gestern ausdrücklich, dass die Zahlungsfähigkeit der Rückversicherungs-Sparte nicht bedroht sei. Auch werde unverändert mit potenziellen Käufern verhandelt.
Erst kürzlich hatte die BAFin den Verkauf der GKG verweigert - siehe Bericht vom 27.2.03.
Im Liquiditäts-Plan sichergestellt
In der Rückversicherungs-Sparte gebe zwar - so die Worte eines Gerling-Sprechers „Eigenkapital-Probleme", doch der Liquiditäts-Plan der GKG stelle sicher, dass alle Schaden-Zahlungen langfristig bedient würden.
Sämtliche Verpflichtungen bezahlt
Der Sprecher wies außerdem daraufhin, dass auch Spekulationen in bezug auf Aussagen von Warren Buffett nicht zuträfen, wonach Gerling Rück seine Schaden-Zahlungen eingestellt habe. Vielmehr würden sämtliche fällige Verpflichtungen gezahlt.
Ellen Bocquel
www.versicherungsjournal.de

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