- Tiefpunkt an Wall Street liegt trotz Kriegsbeginn angeblich hinter uns... - kizkalesi, 17.03.2003, 08:31
Tiefpunkt an Wall Street liegt trotz Kriegsbeginn angeblich hinter uns...
-->TITANIC- Reflexe...
<font size="6">Tiefpunkt an den US-Börsen erreicht</font>
Wall Street-Report
von Martin Halusa
New York -"In dieser Woche werden wir alle Geiseln der Schlagzeilen sein", sagt der Marktanalyst Paul Cherney von der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P). Der Satz gilt nicht nur für die Akteure an Wall Street, die auf jede Nuance, jede News, jedes Gerücht mit Kursauf- oder abschlägen reagieren, sondern für die ganze Welt. In den kommenden Tagen wird sich entscheiden, wie sich die Lage im Irak entwickeln wird.
In den USA verstärkt sich in Umfragen die Überzeugung, dass ein Krieg gegen Saddam Hussein unvermeidlich geworden ist; alle diplomatischen Bemühungen seien ausgeschöpft, die Truppen am Golf einsatzbereit, der Mond stehe günstig. Auch das Treffen am Wochenende auf den Azoren werde den Knoten nicht durchschlagen haben, hieß es an der Börse. Viele warten, bis es endlich losgeht.
Der wahrscheinlich unmittelbar bevorstehende Krieg stellt auch Ereignisse in den Hintergrund, die in normalen Zeiten die vollste Aufmerksamkeit der Börsianer erhalten hätten - einige wichtige Quartalsergebnisse stehen in den kommenden Tagen zur Veröffentlichung an: Oracle, Goldman Sachs, Micron Technologies sowie die Sitzung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve am Dienstag. Eine knappe Mehrheit der Ã-konomen glaubt, dass Alan Greenspan und seine Kollegen vom Zentralbankrat die Zinsen nicht senken werden, wie sie dies zuletzt am 6. November getan haben. Der Chairman werde erst abwarten, wie sich die"geopolitische Lage" entwickle, bevor er die Federal Funds Rate - sie steht mit 1,25 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit mehr als 40 Jahren - möglicherweise unter ein Prozent senken wird. Notenbankchef Alan Greenspan werde nicht ausgerechnet jetzt sein Pulver verschießen und dann - sollte die Konjunktur in die Knie gehen - über nur noch wenig Munition verfügen.
Erst wenn ein Krieg - sollte es ihn geben - länger dauern wird, werde die Fed die geldpolitschen Zügel lockern. Doch dann werde die Fed nicht zimperlich sein: mehrheitlich rechnen die Wall-Street-Auguren damit, dass die Zentralbank in den kommenden Monaten die Zinsen um 50 Basispunkte senken dürfte. Und für die Jahresmitte sagen die Analyseabteilungen der Wall-Street-Banken sogar ein in den USA nie gesehenes Zinsniveau von 0,5 Prozent voraus.
Wenn der Kriegsbeginn eine gute Seite hat, dann diese: Die Unsicherheit, die seit Monaten auf dem Markt lastet, wäre verschwunden. Zumindest vorübergehend und theoretisch, denn die Sicherheit beruht auf zwei Überzeugungen: erstens wird der Waffengang kurz sein und zweitens werden die USA gewinnen. Sollte sich ein Krieg jedoch in die Länge ziehen, werde dies ungeahnte Folgen für die Konjunktur haben.
Die Nachfrage der schon jetzt zögerlichen Konsumenten wird weiter nachlassen, die Investitionen der Industrie dürften weiter auf Eis liegen, die Kosten für den Krieg werden steigen, die Börse in die Knie gehen, und Fluggesellschaften sich vor den Konkursgerichten aufreihen. Schon jetzt warnt das Institut ECRI, das Konjunkturzyklen untersucht, vor einer Rezession.
Die Börse war in der abgelaufenen Woche noch optimistisch. Der Dow Jones Index stieg 1,55 Prozent auf 7859,71 Punkte. Der S&P erhöhte sich um 0,53 Prozent auf nun 833,27 Stellen, der Nasdaq Composite legte 2,68 Prozent zu und ging mit einem stand von 1340,33 Punkten ins Wochenende. Und nicht wenige sagen, die Börse habe ihren Tiefpunkt erreicht. Mit den Bomben auf Bagdad ging es mit den Kursen wieder bergauf.

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