- Er soll (muss) die Deflation in Japan stoppen: 3 Jahre soll er Zeit kriegen - kizkalesi, 19.03.2003, 09:48
Er soll (muss) die Deflation in Japan stoppen: 3 Jahre soll er Zeit kriegen
--><font size="5">Japans neuer Notenbankchef muss die Deflation besiegen</font>
Toshihiko Fukui soll Spirale der sinkenden Preise bis spätestens Ende März 2006 stoppen.
von Bernd Weiler (WELT)
Tokio - Die Arbeit als Wissenschaftler hat Toshihiko Fukui nie als Sackgasse für seine Karriere verstanden. Die Leitung des privaten Fujitsu Research Instituts war vielmehr ein Umweg für eine berufliche Laufbahn, die schon seit den achtziger Jahren darauf abzielte, auf dem Chefsessel der Bank von Japan zu enden. Als Institutsleiter strebte Fukui beharrlich, aber unauffällig zurück zu der Institution, die die Hüterin des Yen. Vierzig Jahre lang hatte er dort bereits gearbeitet.
In der Gerüchteküche der Börse tauchte sein Name öfters auf, wenn in den vergangenen Jahren darüber spekuliert wurde, ob der greise Masaru Hayami vor dem Ende seiner regulären Amtszeit zurücktreten könnte. Doch spätestens nachdem der ehemalige Premier- und Finanzminister Kiichi Miyazawa, ein"Königsmacher" in der japanischen Politik, auf den Fluren des Fujitsu-Instituts gesichtet wurde, war klar, wer Hayamis Nachfolge antreten wird.
Hayami hat - entgegen aller Gerüchte - die vollen fünf Jahre durchgehalten. Am heutigen Mittwoch, fünf Tage vor seinem 78. Geburtstag, scheidet er aus dem Dienst. Der elf Jahre jüngere Fukui tritt dann einen Tag später, am 20. März, an. Er wurde von Premierminister Junichiro Koizumi aus einer langen Liste potenzieller Nachfolger gewählt. Tatsächlich aber hatte der Regierungschef bei der Besetzung kaum eine Alternative. Fukui war der Wunschkandidat der japanischen Industrie, viele Manager aus der Finanzwirtschaft machten sich offen für ihn stark. Hilfreich für die Nominierung war auch, dass Fukui von den mächtigen Bürokraten in der Zentralbank, trotz seiner fünfjährigen Abwesenheit, noch als einer der ihren angesehen wird - ein wichtiger Faktor für seine künftige Durchsetzungsfähigkeit, die Japan nach mehr als einer Dekade der Krise dringend braucht. Fukuis Bestätigung durch das Parlament war nur eine Formalität."Technisch und theoretisch ist Fukui der beste Geldpolitiker, den Japan derzeit zu bieten hat", sagt der deutsche Wissenschaftler Martin Schulz, der die vergangenen zwei Jahre unter Fukui am Fujitsu-Institut in Tokio arbeitete.
Doch für sein neues Amt braucht der Jurist Fukui mehr als ein gutes Rüstzeug für die kurzfristige Geldmengensteuerung der Notenbank: Er muss die Deflationsspirale stoppen. Diese Aufgabe schrieb Regierungschef Koizumi schon in sein Pflichtenheft - mit der Randnotiz:"oberste Priorität". Bis spätestens Ende März 2006 sollen die sinkenden Preise besiegt sein. Mit dieser Zeitvorgabe kann der neue Zentralbankchef leben, der Vorgabe eines klaren Inflationsziels aber hätte er vehement widersprochen. Wie Hayami zählt auch Fukui zu den konservativen Notenbankern, die es ablehnen, sich auf künftige Preissteigerungsraten festzulegen.
Der neue Notenbank-Gouverneur Japans entspricht vielen Klischees, er ist diszipliniert, freundlich und strebsam, er hat beste Kontakte in Wirtschaft und Politik, er spielt jedes Wochenende Golf. Als Sohn eines Handelsunternehmers in Osaka wirkt er offener als seine Landsleute aus Tokio. Trotz seines Ehrgeizes versteht er zu dienen: Nach einem Skandal um die Notenbank und ihre Aufsichtspflicht bei den Banken, trat Fukui 1998 gehorsam als Vize-Gouverneur zurück.
Fukui entspricht allerdings nicht den vielen Vorurteilen über alternde japanische Politiker. Er ist kein Grußonkel, der Entscheidungen seiner Bürokraten nur abnickt. Er versteht die ökonomische Analyse und ist sich deshalb auch im klaren, dass Japan im alten Trott nicht weitermachen kann: Als Wissenschaftler plädierte er mit Verve für einen Strukturwandel.

gesamter Thread: